Rückennummer 10Wortbruch gegenüber Podolski

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Lukas Podolski (r.) bei seiner Verabschiedung.

Lukas Podolski (r.) bei seiner Verabschiedung.

Köln – Mit Enttäuschung hat das Lager von Lukas Podolski auf die Nachricht reagiert, dass der 1. FC Köln die Rückennummer 10 in der kommenden Saison wieder vergeben möchte. "Wir sind gelinde gesagt überrascht, dass ein Versprechen gebrochen wird, dazu auf diese unpersönliche Art und Weise", sagte Podolskis Berater Nassim Touhiri dem "Express": "Es ist eine merkwürdige Entscheidung. Doch Lukas' Haltung zum FC wird sich durch dieses leere Versprechen nicht ändern."

Am Samstag war bekannt geworden, dass der Klub bei der Nummer zehn neu plant. Allerdings soll das Podolski-Lager schon seit mehreren Wochen über entsprechenden Überlegungen vom FC informiert worden sein. FC-Präsident Werner Spinner hatte den Nationalspieler vom FC Arsenal schließlich vor dem WM-Viertelfinale der deutschen Mannschaft in Brasilien per E-Mail über das Vorhaben in Kenntnis gesetzt.

Die Hoffnungen der Kölner, der Star werde mit Verständnis reagieren und den Klub aus dem 2012 gegeben Versprechen entlassen, erfüllten sich nicht. In diesem Punkt sei man vielleicht naiv gewesen, hieß es im Klub. Berater Touhiri beklagte, sein Mandant werde während der Vorbereitung auf ein WM-Spiel mit Belangen seines Ex-Vereins belästigt. Der Klub hält dagegen, man habe nicht länger warten können. Schließlich sei die Vergabe der Nummern vor den ersten Testspielen in der Vorbereitung unausweichlich gewesen. Man habe vermeiden wollen, das Podolski aus der Presse erfährt, dass jemand anderes beim FC mit der "10" herumläuft.

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2012 hatte der Klub dem Spieler bei dessen Verabschiedung zum FC Arsenal versprochen, die Nummer zehn nicht mehr zu vergeben, solange Podolski noch aktiv sei. Dies geschah damals auf Initiative von Spinner, der am Ende einer Katastrophen-Saison ein Signal der Einheit und Versöhnung setzten wollte.

Neue Prioritäten

Zwei Jahre später ist der FC zurück in der Ersten Liga, steht in fast alle Bereichen besser da und setzt andere Prioritäten: "Wir haben uns dazu entschieden, dass die Nummer zehn zu einem Bundesliga-Klub gehört und wir sie wieder vergeben wollen", sagt FC-Geschäftsführer Jörg Schmadtke. Mit der Neuvergabe der legendären Spielmacher-Nummer "wird dem Wunsch des Trainerteams, der Mannschaft und eines gewichtigen Teils der Fans Rechnung getragen, dass der 1. FC Köln in der kommenden Saison nicht ohne diese besondere Nummer in der Bundesliga aufläuft", teilte der FC mit. Sollte der Star nach Köln zurückkehren, könne er die "10" gern zurückhaben, hieß es.

Einstweilen wird die Nummer von Patrick Helmes getragen, der im vergangenen Herbst vom VfL Wolfsburg zum FC zurückgekehrt war, den er 2008 in Richtung Bayer 04 Leverkusen verlassen hatte. Helmes werde zu der Personalie nicht Stellung nehmen, hieß es beim Klub.

Die Frage, ob Helmes der richtige Nachfolger Podolskis für jene Trikotnummer ist, die Klublegenden wie Wolfgang Overath und Heinz Flohe trugen, ist ein Teil der in den sozialen Medien intensiv geführten Diskussion. Die zweite ist die über den Wortbruch. Dass Klub und vor allem Präsident Spinner einen Imageschaden in Kauf nehmen, zeigt die Bedeutung, die dem Thema und der Figur Podolski intern zugemessen wird. Sehr zurückhaltend hat Schmadtke stets die Rückkehr-Fantasien kommentiert, die immer wieder aufkommen, weil der Star des FC Arsenal in Köln und Umgebung sehr präsent ist, unter anderem mit der von der Sportstätten GmbH eingerichteten Podolski-Loge.

Qua Amt hätte Präsident Spinner die Idee seiner Geschäftsführung abwürgen und sein Gesicht wahren können. Aber wichtiger war offenbar das Signal: Der Klub betreibt die Emanzipation von der Überfigur der letzten zehn Jahre.

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