Die Statistiken des 1. FC KölnBaumgarts Erfolg zeigt sich in den Zahlen

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Steffen Baumgart treibt seine Mannschaft an. 

Köln – Der 1. FC Köln steht nach dem 27. Spieltag auf dem siebten Platz und hat bereits die Marke von 40 Punkten erreicht. Der Klassenerhalt ist damit früh gesichert, Fans und Verein träumen von Europa. Die Mannschaft profitiert vom radikal veränderten Fußball, den Steffen Baumgart nach Köln gebracht hat. Der Trainer setzt auf Intensität und Mut, der FC tritt außerordentlich aktiv auf und beweist hervorragende Physis. Die Leistungen auf dem Platz zeigen sich nicht nur im Punktestand. Auch die Statistiken belegen die Eindrücke der Kölner Auftritte.

Die Effektivität des Pressings wird über den PPDA-Wert (steht für Passes per defensive action) beschrieben. Es werden die Pässe gezählt, die eine verteidigende Mannschaft zulässt, bis es zu einer Defensivaktion kommt. Die Gegner des 1. FC Köln verlieren nach durchschnittlich 9,2 Pässen den Ball – keine Mannschaft übt einen höheren Pressingdruck auf ihre Gegner aus als die Kölner. Das bedeutet einen großen Unterschied zur vergangenen Saison. Unter Markus Gisdol und Friedhelm Funkel durften die Kölner Kontrahenten 15-mal passen, ehe sie unterbrochen wurde.

Die neue Intensität spiegelt sich auch in den so genannten hohen Ballgewinnen. In der Zone ab 40 Meter vor dem Tor des Gegners gewinnen nur der FC Bayern und RB Leipzig mehr Bälle als der FC. Diese Ballgewinne in der gefährlichen Zone sind Grundlage auch für Anthony Modestes derzeitigen Erfolge: Der Stürmer ist besonders effektiv, wenn er in Tornähe an den Ball kommt, ein Konterspieler ist der Franzose ja grundsätzlich nicht. Der Plan ist so einfach wie effizient: Gewinnt man den Ball in der Nähe es gegnerischen Tores, ist der Weg zum aussichtsreichen Abschluss nicht mehr weit.

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Insgesamt haben die Kölner ihr Spiel nach vorn verschoben: In der vergangenen Saison begannen sie in 45 Metern Torentfernung mit der Jagd nach dem Ball. Nun attackieren sie fünf Meter weiter vorn. Köln hat bereits nach 27 Spielen mit 260 hohen Ballgewinnen mehr als in der gesamten letzten Saison, 36 davon endeten mit Abschlüssen, das ist der dritthöchste Wert der Bundesliga. „Den Ball zu jagen, gehört zur Abwehrarbeit. Es geht darum, die Abwehrarbeit nach vorn zu verlegen und mutig zu sein“, beschreibt Baumgart.

Modeste profitiert vom Kölner System

Doch nicht nur das kommt Anthony Modeste extrem entgegen. Die Kölner nutzen auch die Kopfballstärke des 33-Jährigen, denn der FC schlägt die meisten Flanken der Liga. Pro Spiel bringen sie durchschnittlich 18 Flanken ins Zentrum, insgesamt sind es bislang 439 und damit rund zehn Prozent mehr als die TSG Hoffenheim auf dem zweiten Rang.

 Der Ertrag aus all diesen Faktoren  ist durchaus bemerkenswert: Zwölf Kopfballtore gelangen dem FC, allein Modeste hat neun davon erzielt – und damit mehr Kopfballtore als alle Bundesligateams außer Freiburg.

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Steffen Baumgart und Anthony Modeste verbindet ein intensives Verhältnis. 

Aber auch mit dem Fuß ist der FC außerordentlich aktiv. Nach dem FC Bayern, Mönchengladbach, Dortmund und Hoffenheim gibt Köln die meisten Schüsse ab (368). Allerdings sieht man an diesen Werten, dass die Grenzen eines Plans in der individuellen Qualität der Spieler liegen: Nur 31,8 Prozent der Kölner Schüsse gehen auch aufs Tor – das ist der sechstschlechteste Wert.

Um sowohl die Frequenz der Ballgewinne als auch die Zahl der Abschlüsse derart hoch zu halten, muss Baumgarts Team einen gewaltigen Aufwand betreiben. Nur vier Teams laufen mehr als der FC, in der Zahl der Sprints liegt der FC sogar auf dem zweiten Rang hinter Hoffenheim. Das trägt bei zum Tempo des Spiels. „Ich finde Fußball langweilig, bei dem nicht offensiv agiert wird, ich keine Power auf dem Platz habe und eher abwartend agiert wird. Und langweiligen Fußball möchte ich nicht sehen“, sagte Baumgart schon zu Saisonbeginn.

Nach Ballgewinnen fordert der Coach das rasche Spiel nach vorn. Nur Bielefeld und Mainz bewegen den Ball schneller vorwärts als Köln. Das Bekenntnis zum Tempo ist aber nicht zwangsläufig ein Qualitätsbeweis. Leipzig, Dortmund und der FC Bayern bewegen sich  langsamer nach vorn und spielen auch weit mehr Pässe als die  schnörkellosen Kölner.

Das liegt dann allerdings an der individuellen Klasse der Spitzenteams, die schlicht die Präzision haben, um ihre Angriffe ruhig aufzubauen. „Die wenigsten Mannschaften sind in der Lage, sich vom Torwart aus rauszuspielen und mit 30 Ballkontakten ein Tor zu machen“, sagt Baumgart. Die Bayern  können solche  Stafetten erfolgreich spielen. Köln kann das nicht – und versucht es erst gar nicht.

Erfahrung bringt Geschlossenheit

Um derart geschlossene Auftritte hinzulegen, setzt Baumgart auch personell auf Stabilität. Zwar wechselt der Trainer häufig, meist schon nach einer Stunde, damit hält er das Energielevel seiner Mannschaft hoch. Allerdings hat Köln in dieser Saison erst 26 Spieler eingesetzt, nur für Freiburg und Mönchengladbach spielten bislang weniger Profis (25).

Bei Stuttgart liefen 34 Spieler auf. Und auf einen weiteren Faktor setzen die Kölner: Erfahrung. Im Schnitt hatte der FC mit 27,8 Jahren die drittälteste Mannschaft auf dem Platz. Nur Bochum (28,6) und Union (29,1) stellten ältere Formationen. Stuttgart (24,7) und Leverkusen (24,9) hatte die jüngsten Teams.

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