Vor Duell mit Bochum1. FC Köln hofft auf entscheidenden Schritt

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Sargis Adamyan spielt seit dieser Saison beim 1. FC Köln, und obwohl er bislang nicht überzeugt, setzt Steffen Baumgart weiter große Hoffnungen in den Armenier.

Sargis Adamyan und FC-Trainer Steffen Baumgart

Der 1. FC Köln empfängt am Freitagabend (20.30 Uhr) den Tabellen-Letzten VfL Bochum im Rhein-Energie-Stadion.

Die laufende Bundesligasaison könnte eine der spannendsten seit Jahren werden. Das liegt nicht allein daran, dass der März da ist und trotzdem noch niemand sagen kann, wer Meister wird. Auch im Tiefgeschoss Tabelle ist das Drama ausgebrochen. Die vier Mannschaften auf den Plätzen 15 bis 18 gehen punktgleich mit 19 Zählern in den 24. Spieltag, zum Auftakt gastiert der Tabellen-Letzte VfL Bochum am Freitagabend (20.30 Uhr) im Rhein-Energie-Stadion.

Die Kölner würden es kaum bedauern, sich in die stressfreien Teile des Tableaus zu verabschieden. Mit einem Sieg über Bochum könnten sie einen wohl vorentscheidenden Schritt tun und ihren Fans einen angenehmen Start ins Wochenende verschaffen. „Wenn wir das Spiel gewinnen, haben wir einen ordentlichen Abstand nach unten. Und so werden wir es auch angehen. Mit voller Konzentration. Es wird ein schwieriges Spiel, sie werden alles reinhauen“, sagt Mittelfeldspieler Eric Martel.

Chance auf den Befreiungsschlag

Auf elf Punkte wüchse der Abstand auf den Letzten an. Angesichts des Programms der Abstiegskandidaten ist außerdem damit zu rechnen, dass Köln den Vorsprung auf weitere Konkurrenten ausbauen könnte: Schalke spielt gegen Borussia Dortmund, Hoffenheim tritt in Freiburg an, Stuttgart bei Eintracht Frankfurt. Hertha BSC, mit 20 Punkten derzeit Tabellen-14., bekommt es mit den Mainzern zu tun, die zuletzt viermal in Folge gewonnen haben und die internationalen Plätze angreifen.

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Steffen Baumgart sieht die Chance und verspricht einen spannenden Freitagabend in Müngersdorf. „Wir spielen zu Hause, wir wollen unseren Fußball spielen. Wir werden alles daran setzen, das Spiel zu gewinnen“, sagt der Trainer vor der Partie im ausverkauften Stadion.

Bochum noch nicht im Zerfall

Allerdings ist die Bundesliga ein derart ausgeglichener Wettbewerb, dass kaum eine Mannschaft als sicherer Sieger in ein Spiel geht. Das gilt auch für die seit drei Partien sieg- und torlosen Kölner. Zumal Bochum zuletzt zwar Spiel um Spiel verloren hat, aber noch nicht im Stadium des Zerfalls angelangt ist. Baumgart hat sich die jüngsten Resultate des Gegners angesehen – aber auch deren Auftreten analysiert. „Fußballspiele haben immer ihre Geschichte. Gegen die Bayern haben sie in der 43. Minute aus einem eigenen Fehler das Gegentor bekommen, insgesamt aber kaum etwas zugelassen. Gegen Schalke waren sie bis zum 1:0 und auch danach die Mannschaft, die viel Ballbesitz hatte und gut nach vorn gespielt hat. Sie haben diese Spiele nicht verloren, weil sie die schlechtere Mannschaft waren. Sie haben nur oft den Fehler zu viel gemacht“, beschreibt der Coach.

Es wird ein sehr schwieriges Spiel. Wir sollten uns nicht von ihren Ergebnissen blenden lassen
Steffen Baumgart

Bochum läuft aggressiv an, hat mit Takuma Asano und Christopher Antwi-Adjei viel Tempo in der Offensive. Hatte aber zuletzt regelmäßig Schwierigkeiten, den Rückwärtsgang zu finden. Mit 56 Gegentreffern ist Bochum die bei weitem anfälligste Mannschaft der Liga. Wer es schafft, sich aus ihrem Pressing zu befreien, hat gute Aussichten auf Tore. „Sie laufen aggressiv an. Es ist kaum einer Mannschaft gelungen, gegen sie richtig hinten rauszuspielen. Es wird ein sehr schwieriges Spiel. Wir sollten uns nicht von ihren Ergebnissen blenden lassen“, mahnt Baumgart.

Dennoch werden die Kölner vor allem auf sich selbst achten und versuchen, an das Spiel vom vergangenen Samstag bei Union Berlin (0:0) anzuknüpfen. Zwar blieb Baumgarts Mannschaft auch da ohne Treffer, hatte aber eine Vielzahl an Chancen. „Entscheidend ist, dass die Jungs in ihre Abschlusssituationen kommen und wieder eine Klarheit haben, daran habe ich zuletzt ein bisschen gezweifelt. Das bedeutet: Wenn sie schießen können, sollen sie schießen. Wenn der Ball reingeht, ist gut. Wenn nicht, geht er beim nächsten Mal rein“, sagt der 51-Jährige: „Wir arbeiten im Training sehr intensiv daran. Entscheidend ist, dass die Jungs das Selbstvertrauen haben.“

Sargis Adamyan ist dabei noch immer nicht der erhoffte Faktor in der Kölner Offensive. Der 29-Jährige, im vergangenen Sommer mit einem Vierjahres-Vertrag ausgestattet, kam mit viel Rückstand nach Köln und hatte in seinem ersten Halbjahr Schwierigkeiten – die in seinem spektakulären Fehlschuss im November bei Hertha BSC gipfelten, als er den Ball aus dem Fünfmeterraum über das leere Tor hob. Seit der Winterpause stand Adamyan nicht mehr in der Startformation, überhaupt brachte er es in dieser Bundesliga-Saison nur auf drei Einsätze (ein Tor) von Beginn an. „Wir haben mehr von ihm erwartet als das, was an Ergebnis bislang herausgekommen ist. Als er zu uns kam, war er aber athletisch und konditionell noch nicht in dem Zustand, in dem er jetzt ist. Im Training sieht man, dass viele Abläufe besser klappen, deswegen bringen wir ihn auch im Spiel immer wieder“, sagt Baumgart.

Tatsächlich war Adamyan zuletzt meist der Spieler, der im ersten Slot eingewechselt wurde. „Er bekommt immer mehr Spielanteile, wir sollten Geduld mit ihm haben. Dennoch hätten wir uns gefreut, wenn er das eine oder andere Tor mehr macht“, sagt Baumgart: „Er ist auf einem guten Weg, aber wir merken auch grundsätzlich, dass der eine oder andere Spieler etwas länger braucht, um sich an unsere Spielweise zu gewöhnen. Sargis spielt eine wichtige Rolle und wird sie aus meiner Sicht in der nächsten Zukunft auch verstärkt spielen.“

1. FC Köln: Schwäbe – Schmitz, Hübers, Chabot, Hector – Martel, Skhiri – Maina, Ljubicic, Kainz – Selke; VfL Bochum: Riemann - Janko, Ordets, Masovic, Danilo Soares - Losilla - Stöger, Osterhage - Asano, Antwi-Adjei - P. Hofmann; Schiedsrichter: Welz (Wiesbaden)

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