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Wahlkampf beim 1. FC Köln„Wilde Horde“-Vorsänger bezieht nach Vorwürfen Stellung

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FC-Capo Stephan Schell spricht bei einem Spiel in ein Megafon.

FC-Capo Stephan Schell, hier beim Spiel gegen Jahn Regensburg im Mai 2025, hat sich vor der Vorstandswahl zu Wort gemeldet.

Beim 1. FC Köln wird bald ein neuer Vorstand gewählt. Nun hat sich auch Stephan Schell, Vorsitzender des Südkurve e.V., zu Wort gemeldet.

Der Wahlkampf vor der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln am 27. September 2025 sorgt für Diskussionen. Die Mitglieder können zwischen drei Teams wählen: Team Stobbe, Team Stroman und Team Adenauer.

Inmitten der Debatten, in denen es auch um die angebliche Nähe zur Ultra-Szene geht, hat sich nun Stephan Schell, Vorsänger der Südkurve und Vorsitzender des Südkurve e.V., zu Wort gemeldet.

Kandidaten-Team der Ultras? „Schwachsinn“

Im Podcast „FC-Thekenphilosophen“ von Ralf Friedrichs und Julian Witzel sprach Schell Klartext und räumte mit dem Vorwurf auf, die Ultras wollten beim FC die Macht übernehmen. Zuletzt hatte der amtierende Vize-Präsident Eckhard Sauren davor gewarnt, dass das vom Mitgliederrat vorgeschlagene Team um Jörn Stobbe zu kurvennah sei. Schell konterte: „Genau das hat man auch immer dem jetzigen Vorstand, also auch ihm, nachgesagt. Was nie gestimmt hat.“

Er sehe die Dinge anders: „Ich möchte mir nicht nachsagen lassen, dass es etwas Schlechtes ist, wenn die Fanszene sich vereinspolitisch engagiert. Wenn Funktionäre mit der Fanszene sprechen und versuchen, das Beste auf dieser Ebene für den Verein zu erzielen. Was ist denn daran schlecht?“

Den Vorwurf, das Team Stobbe sei zu nah an den Ultras, bezeichnete Schell als „Schwachsinn“. Er stellte klar: „Team Stobbe wäre das Team der Ultras. Da gibt es überhaupt gar keine Verbindungen, da kannten wir keinen im Vorfeld.“ Es gehe nicht primär um Fan-Themen wie Pyrotechnik oder Spruchbänder, sondern um die sportliche Entwicklung des Vereins.

Schell betonte die Unabhängigkeit des Mitgliederrats von der Südkurve. Zwar habe der Südkurve e.V. eine Kandidatenempfehlung für den Mitgliederrat abgegeben, woraufhin alle zwölf genannten Personen gewählt wurden, doch dieser agiere eigenständig. „Der Mitgliederrat ist der Mitgliederrat und die Südkurve ist die Südkurve. Da kann ich eine ganz klare Differenzierung vornehmen“, so Schell.

Als Beleg führte er an, dass sich sogar ein Kandidat aus der Ultra-Szene für einen Vorstandsposten beworben habe. „Der Mitgliederrat hat es abgelehnt“, erklärte Schell und fügte hinzu, dass die Argumente dafür nachvollziehbar gewesen seien. „Hätten wir diese Person in einem der Teams gehabt oder unser eigenes viertes unterschriftssammelndes Team vorgestellt, dann könnten wir sagen, wir hätten ein Team der Ultras.“

Persönliche Tendenz, aber keine offizielle Empfehlung

Ob der Südkurve e.V. eine offizielle Wahlempfehlung abgeben wird, sei noch unklar. „Wir als Südkurve sind noch in der Diskussion“, so Schell. Er persönlich zeigte sich nach der Wahlarena mit Jonas Hector und Fabian Köster „desillusioniert“, da die Kandidaten Basisfragen zum Verein nicht beantworten konnten.

Dennoch legte er seine persönliche Einschätzung dar. Das Team Adenauer komme für ihn nicht infrage. Beim Team Stobbe hingegen hätten ihn die Kandidaten Frank Alvermann und Ulf Sobek überzeugt. „Wir reden jahrelang davon, dass wir Fußballkompetenz benötigen. Mit dem Ulf Sobek haben wir die (...). Und Alvermann ist ein Ass in Sachen Sportrecht.“ Bei Präsidentenkandidat Jörn Stobbe habe er noch „die ein oder anderen Fragezeichen“, dennoch sei dies für ihn persönlich „der gangbarste Weg“.

Schell betonte jedoch: „Wenn sie dann gewählt werden, werde ich auch kritisch darauf achten, was gemacht wird und was nicht. Das Team der Ultras sind sie definitiv nicht – das ist dann der Vorstand des 1. FC Köln.“ Zum Team um Wilke Stroman, Carsten Wettich und Tugba Tekkal sagte er, Wettich habe in sechs Jahren zu wenig umgesetzt und bei den anderen Personen fehle ihm der Inhalt.

Abschließend appellierte der Capo an die FC-Gemeinschaft, nach der Wahl wieder zusammenzufinden. Ein Wahlkampf bringe Grabenkämpfe mit sich, die auf der Mitgliederversammlung ihren Höhepunkt erreichen würden. „Ich hätte gerne auf den Wahlkampf verzichtet, weil ich den FC als Gemeinschaft lieber habe. Deshalb will ich, dass Anfang Oktober wieder alle zusammenkommen.“ (red)