Im zweiten Halbfinale am Mittwoch treffen mit Frankreichs Star Kylian Mbappé und dem Marokkaner Achraf Hakimi zwei Freunde aufeinander, die für ein Spiel zu direkten Gegnern werden.
HalbfinaleFreunde im Leben, Gegner auf dem Platz

Frankreichs Topstar Kylian Mbappé (l.) mit seinem marokkanischen Freund Achraf Hakimi.
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Inzwischen lüften immer mehr Medien vermeintlich spannende Interna der französischen Nationalelf. So outete die Sporttageszeitung „L’Équipe“ unlängst die Sitzordnung der Mannschaft in ihrem Luxus-Hotel Al Messila in Doha, wo sie an einer langen Tafel speist. Am linken Kopfende dinieren demzufolge Kylian Mbappé und Youssef Fofana von der AS Monaco.
Spannende Konstellation
Wäre dies ein Tisch von Mbappés Klub Paris Saint-Germain, würde sich Frankreichs Topstürmer gleichwohl ganz sicher einen Marokkaner an seine Seite wünschen, und zwar seinen derzeit besten Freund, dem er am Mittwoch im zweiten Halbfinale dieser WM auf jeden Fall begegnen wird, vorausgesetzt, die beiden Stars bleiben gesund. Mbappé (wird in einer Woche 24) vorne links, Achraf Hakimi (24) hinten rechts.
Direkte Gegenspieler auf dem Platz. Beide gelten als die wertvollsten Spieler ihrer Auswahl. Und sollen sich im Match zwischen Frankreich und Marokko am Mittwoch gegenseitig aus dem Spiel nehmen. Was für eine Konstellation.

Einer der besten Fußballer der Welt: Kylian Mbappé.
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Hakimi wechselte im Sommer 2021 von Inter Mailand an die Seine. Und fand sofort Anschluss an Mbappé. Es heißt, die beiden seien seit nun mehr 15 Monaten so unzertrennlich wie zwei sich ganz besonders schätzende Brüder. Mbappé soll gleich die Rolle eines Mentors für Hakimi übernommen haben, den er menschlich schätzt und dem er deshalb Paris, die Stadt, in der sie gemeinsam Erfolg haben wollen, vorgestellt hat.
Mbappé ist Hakimis Guide in Paris
Es heißt, Mbappé habe bereitwillig den Guide gespielt und Hakimi in seinen inneren Freundes- und Familienkreis aufgenommen. Vor allem aber schätzt Mbappé den Offensivverteidiger Hakimi, dessen Flanken er bei PSG oft genug in Tore verwandelte. Aus dem inneren Zirkel des von Katar-Millionen alimentierten Pariser Vereins ist zu hören, dass die beiden Stars sich gerne gemeinsam auf den Arm nehmen, also viel über sich lachen.
Bei Streifzügen durch Frankreichs Metropole ist auch noch eine dritte Person stets dabei, Brice Tchaga, Mbappés bester Freund und Frisör. Die beiden kennen sich aus der Zeit, in der Mbappé noch bei der AS Monaco gespielt hat (2015 bis 2017). Der Coiffeur wiederum hat Mbappé nach Paris begleitet.
Ich spiele gegen meinen Freund. Das wird mir das Herz brechen.
Zu dritt vertreiben sie sich die Zeit, der Haarstylist und die beiden Topstars, unter anderem auch damit, auf der Playstation zu spielen. Gemeinsam feierte man zuletzt im Restaurant „La Perruche“ (zu Deutsch: „Der Wellensittich“) am 4. November den 24. Geburtstag von Hakimi in Paris. Zudem ist eine gemeinsame Reise des Duos Mbappé/Hakimi nach Madrid verbürgt, unternommen am 9. Mai dieses Jahres. Damals ging es noch darum, ob Mbappé vielleicht zu Real wechselt. Dass er schließlich doch seinen Vertrag bei Paris Saint-Germain verlängerte – zu unfassbar fürstlichen Konditionen – erfuhr wiederum Hakimi vor allen anderen.
Erst zweimal aufeinander getroffen
In einem Trainingslager von PSG in Doha hatte Mbappé im Mai dem Klub-Fernsehen weitsichtig anvertraut: „Hier in Doha spiele ich gegen Marokko und dabei ausnahmsweise mal gegen meinen Freund.“ Dann begann er zu lachen und sagte: „Natürlich muss ich ihn zerstören.“ Um zu ergänzen: „Das wird mir das Herz brechen.“ Erst zweimal sind die beiden als wirkliche Gegner in einem Spiel aufeinandergetroffen, das war im Frühjahr 2020 im Achtelfinale der Champions League.
Hakimi spielte damals für Borussia Dortmund. Im Hinspiel, das der BVB 2:1 gewann, spielte Mbappé mehr in der Mitte. Zweimal duellierten sich die beiden nur auf dem Platz – beide Male setzte sich Hakimi durch. Beim Pariser 2:0 im Rückspiel kam Mbappé erst nach 64 Minuten ins Spiel – Hakimi entschied alle drei direkten Zweikämpfe für sich.

Antreiber auf der rechten Seite der Marokkaner: Achraf Hakimi.
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Am Mittwoch wiederum ist die Konfrontation zwischen Hakimi und Mbappé eine der entscheidenden Auseinandersetzungen eines WM-Halbfinales, das beide Nationen elektrisiert, die Marokkaner, Debütanten auf diesem Niveau und Gegner der einstigen Kolonialmacht, noch viel mehr als die Franzosen. Sollte Hakimi von Mbappé stark in der eigenen Hälfte gebunden werden, wäre Marokko seines wichtigen Antreibers beraubt, der zuletzt regelmäßig die meisten Ballkontakte seiner Elf aufwies.
Zudem dürfte Hakimi seinem Freund deutlich mehr Luft lassen als im Viertelfinale der nur für Mbappé abgestellte englische Verteidiger Walker. Die französische Strategie ist damit enttarnt: Mbappé wild über links stürmen lassen und Hakimi auf diese Weise in der Defensive binden. Ob es so oder doch ganz anders kommt, lässt sich am Mittwoch ab 20 Uhr studieren.