ATP-TurniereOhne neue Sponsoren wird es 2021 kein großes Tennis in Köln geben

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Alexander Zverev stürmt unaufhaltsam seinem 13. Turniersieg entgegen.

  • Die Macher der Turniere loben die Lanxess-Arena und kritisieren die Sportstadt.
  • Alexander Zverev hat seine Rolle als Zugpferd mit zwei Turniersiegen sportlich und menschlich perfekt erfüllt.
  • Turnierdirektorin Barbara Rittner würde gern bleiben, zweifelt aber an der Kölner Investitionsbereitschaft

Köln – Barbara Rittner (47) wohnt seit 30 Jahren in Köln, mit den beiden ATP-Turnieren, die in den vergangenen zwei Wochen in der Lanxess-Arena stattfanden, ging für die Bundestrainerin des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) ein kleiner Traum in Erfüllung. Weltklasse-Tennis in der Heimatstadt, Luftlinie nur vier Kilometer von ihrer Wohnung in Mülheim entfernt. Und sie ist als Turnierdirektorin der beiden Events nicht enttäuscht worden. Im Gegenteil: Die Bühne, welche die Deutzer Arena den Tennisprofis zwei Wochen lang bot, animierte sie zu Lobeshymnen. „Die Halle ist perfekt für Tennis, für mich ist es eine der tollsten und schönsten Arenen weltweit, Köln kann stolz auf sie sein“, sagte Rittner. „Die Spieler haben sich hier auch sehr, sehr wohl gefühlt.“

Vor allem Deutschlands neuer Star Alexander, genannt Sascha Zverev (23), der am Sonntag ein Tennis-Feuerwerk abbrannte und den argentinischen French-Open-Habfinalist Diego Schwartzman mit 6:2, 6:1 vom Feld schoss. Es war der zweite Titel innerhalb einer Woche nach dem Sieg im ersten Kölner Turnier und der 13. Titel im Alter von 23 Jahren. Am Samstag bei seinem Halbfinalsieg gegen den Italiener Jannik Sinner hatte Zverev Revanche genommen für die Achtelfinal-Niederlage gegen den 19-Jährigen bei den French Open in Paris. „Es waren tolle zwei Wochen. Ich hoffe, die ATP hat gesehen, was hier in kürzester Zeit auf die Beine gestellt wurde und es wird ein dauerhaftes Event daraus“, sagte der Triumphator nach dem Endspiel.

"Sascha hat es toll gemacht, wir sind glücklich mit ihm"

„Sascha hat das ganz toll gemacht, wir sind sehr glücklich mit ihm. Er hat auch gezeigt, dass er ein bodenständiger und vernünftiger Spieler ist“, erklärte Rittner – Letzteres vielleicht in Anspielung darauf, dass es im Sommer Schlagzeilen gegeben hatte, in denen Zverev Teilnahme an Partys trotz Corona unterstellt worden war.

In Köln präsentierte sich Zverev tatsächlich keinesfalls wie ein Hallodri, sondern als sympathischer und eloquenter junger Sportler mit viel Ehrgeiz und Kampfgeist. Er selbst sagte, es gefalle ihm in Köln so gut, dass er jede Woche hier spielen könnte. Die Arena tauge als Bühne für „etwas ganz Großes“. So sieht es auch die ATP. Cedric Mourier, Turnier-Supervisor des Weltverbandes, konstatierte: „Das ist hier definitiv der beste Veranstaltungsort in Deutschland. Und einer der besten in Europa und in der Welt.“

Natürlich wäre alles noch viel schöner gewesen, wenn durchgehend 800 Zuschauer erlaubt gewesen wären, wie an den ersten beiden Tagen. Doch das untersagten die NRW-Gesundheitsbehörden im laufenden Turnier trotz eines vom Gesundheitsamt abgesegneten Hygienekonzepts wegen der erhöhten Corona-Inzidenzzahl in Köln. „Es wäre grandios, in dieser Halle Tennis mit vielen Zuschauern zu erleben“, sagte Rittner. Vielleicht kann dieser Traum im nächsten Jahr wahr werden. Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass die ATP-Turniere wieder nach Köln kommen. „Köln hat sich in eine sehr gute Position gebracht„, sagte Veranstalter Edwin Weindorfer, Geschäftsführer der Agentur Emotion, welche die beiden ATP-Lizenzen im September kurzfristig erworben hatte und sie sich auch für 2021 sichern will. „Wir würden gerne wiederkommen, aber in Zeiten wie diesen muss man abwarten, wie der Turnier-Kalender für 2021 ausschaut. Das ist zurzeit ein großes Fragezeichen. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir 2021 wieder in Köln aufschlagen könnten. Aber wir haben viele andere Optionen.“ Unter anderem soll Düsseldorf Interesse an der Austragung der Events angemeldet haben.

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Barbara Rittner drückte es so aus: „Ich habe die Hoffnung, dass wir nicht das letzte Mal hier waren. Und ich wäre gerne wieder dabei.“ Allerdings müssten sich mehr Unternehmen aus Köln und der Region als Sponsoren engagieren. „Das ist Voraussetzung.“ Es könne nicht wieder so sein, dass einer alles fast allein stemme. „Wir reden von einem Budget von drei bis vier Millionen Euro für die beiden Turniere“, erklärte Rittner. Hauptsponsor der beiden Events war die Berliner Firma Bett1, die circa 80 Prozent der Kosten trug. Rittner hatte im Vorfeld mit vielen Kölner Unternehmen gesprochen, aber viele Absagen bekommen, meist, wie sie sagte, mit dem Argument, es sei zu kurzfristig. Schon vor dem Turnierstart hatte Rittner erklärt: „Köln nennt sich Sportstadt, außer beim FC sehe leider ich nicht viel Engagement.“ 

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