Leverkusens Krise wird immer schlimmerBayer 04 blamiert sich bei Hertha BSC

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Herthas Matheus Cunha erzielt das 2:0, die Leverkusener schauen nur zu.

Berlin – Am Ende eines weiteren enttäuschenden Arbeitstages saß Peter Bosz im nahezu menschenleeren Olympiastadion von 1936 und musste sich nach der 0:3-Niederlage gegen Hertha BSC fragen lassen: „Herr Bosz, glauben Sie, dass sie beim nächsten Spiel gegen Schalke 04 noch auf der Bank sitzen?“ Seine Antwort war: „Ja.“

Gewissheit herrscht in dieser Frage allerdings weniger denn je. Acht Tage nach der 1:2-Niederlage seiner Mannschaft gegen den Abstiegskandidaten Arminia Bielefeld unterbot Bayer 04 Leverkusen diese schlimme Leistung deutlich und unterlag der angeschlagenen Hertha 0:3. Die Berliner konnten ihr Glück kaum fassen und verließen damit den Relegationsplatz 16.

Die fatale Eigenschaft, dem Gegner mit dem ersten Torschuss das 1:0 zu ermöglichen und mit dem zweiten das 2:0, war der größte Kritikpunkt der Klubführung nach dem 1:2 gegen Arminia Bielefeld. In Berlin nahm die Selbstzerstörung dann neue Formen an. Diesmal stand es nach drei Schüssen des Gegners auf das Bayer-Tor 3:0. Zeefuik (4.), Cunha (26.) und Córdoba (33.) trafen für den Hauptstadt-Klub. Die Beschreibung der Tore kann zusammengefasst werden als katastrophales Durcheinander, bei dem alle Feldspieler in der Verteidigung alles falsch gemacht haben.

Die Werkself war zu keiner Sekunde in der Lage, zu zeigen, welchen Plan der Trainer mit ihr verfolgt hatte. Das Fehlen von Moussa Diaby, der am Samstag positiv auf das Coronavirus getestet worden war, erklärte dieses kollektive Versagen natürlich nicht. Wie immer in großen Krisen missrieten die einfachsten Dinge. Und es machten ausgerechnet die Spieler die entscheidenden Fehler, auf die in Zeiten des Erfolgs am meisten Verlass war. Das 0:2 wurde eingeleitet durch einen Fehlpass von Kapitän Charles Aránguiz. Edmond Tapsoba, der Abwehr-Gigant der Hinrunde, spielte bei allen Gegentoren eine zweifelhafte Rolle. Dass gleichzeitig im Sturm eine Chance nach der anderen verschwendet wurde, passte dazu.

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Welche dramatischen Folgen die Niederlagen gegen die Kellermannschaften Bielefeld und Berlin für den ehrgeizigen Werksklub haben, der das Erreichen der Champions League zu seinem permanenten Saisonziel ausgerufen hat, zeigt der Blick auf die Tabelle. Mit zwei Siegen, die fest eingeplant waren, stünde man jetzt einen Punkt hinter Eintracht Frankfurt auf Platz fünf. So verweilt Bayer 04 nur deshalb noch auf dem sechsten Tabellenplatz, weil Verfolger Union Berlin sein Spiel auch verlor. Die Bilanz der letzten zwölf Spiele ist wettbewerbsübergreifend verheerend: Zwei Siege, zwei Unentschieden, acht Niederlagen. So ist der Werksklub krachend aus beiden Pokal-Wettbewerben geflogen und in der Bundesliga, die er noch im Dezember angeführt hat, im freien Fall in Richtung Mittelmaß. Geschäftsführer Fernando Carro hatte im letzten Sommer erklärt, man habe die Saisonziele nicht erreicht. Das war nach Platz fünf, DFB-Pokalfinale und Viertelfinale der Europa League. Gemessen an diesem Anspruch ist der Status Quo ein Grund für schwersten Weltschmerz.

Peter Bosz versuchte tapfer, die Ereignisse zu erklären: „Wenn man vorn die Tore nicht macht und dann so verteidigt, dann verliert man. Wir haben jetzt eine Länderspielpause. Normalerweise mag ich das nicht. Aber jetzt ist es vielleicht gut, dass wir uns 14 Tage mal nicht sehen.“ In seinem Fall könnte die Pause länger werden.

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