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„Wir haben nicht die richtige Diagnose gefunden“Bayer-04-Knipser Schick erklärt langen Weg zur Adduktoren-OP

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Leverkusens Patrik Schick in Aktion beim Abschlusstraining vor dem Spiel gegen AS Monaco.

Sein letztes Mannschaftstraining ist für Patrik Schick bereits einige Monate her. (Archivbild)

Patrik Schick fehlt Bayer 04 Leverkusen weiterhin. Jetzt spricht er erstmals über seine lange Leidenszeit.

Während seine Kollegen auf dem nur wenige Meter entfernten Platz schuften, schleicht Patrik Schick in diesen Tagen an Krücken durch die Gänge im Hotel Gut Brandlhof in Saalfelden. Der Plan des Stürmers sah vor nicht allzu langer Zeit noch ganz anders aus. Eigentlich wollte der 27-Jährige längst wieder mit der Mannschaft trainieren, stattdessen ließ sich eine Operation an den lädierten Adduktoren am linken Bein nicht vermeiden. Statt Trainingsstart im Juli, OP im Juni.

Schon seit vergangenem Oktober plagt sich Schick mit hartnäckigen Problemen an den Adduktoren herum. Am 1. November 2022 stand er zuletzt in einer Bayer-04-Startelf. 2023 wagte er ein Kurz-Comeback, doch nach Kurzeinsätzen im Februar und März war die Saison für ihn endgültig gelaufen. Die Bilanz: 23 Pflichtspieleinsätze, vier Tore, eine Vorlage – viel zu wenig für einen Mann seiner Klasse.

Bayer 04: Patrik Schick spricht über Leidenszeit

Lange Zeit hat Schick geschwiegen, am Donnerstag spricht er erstmals über seine Leidenszeit, deren Ende nun zumindest in Sicht scheint. „Mir könnte es offensichtlich besser gehen“, sagt er. „Heute sind es genau fünf Wochen nach der OP, nach sechs Wochen darf ich die Krücken weglegen. Nach acht Wochen kann ich vielleicht schon wieder etwas auf dem Platz machen, mit Läufen beginnen, dann geht es relativ schnell.“

Der tschechische Nationalstürmer blickt zurück in den Oktober, als er bei einem Schuss im Training etwas am linken Bein spürte. „Da wusste ich direkt, irgendwas ist passiert“, erzählt er. Die Odyssee beginnt. Auf den MRT-Bildern sei nichts Eindeutiges zu erkennen gewesen, deshalb haben die Ärzte verschiedene Pläne aufgestellt. Plan A war die konservative Behandlung, was auch Schick zu dieser Zeit befürwortete. Schließlich hatte er gerade eine Leisten-OP am rechten Bein im Sommer 2022 hinter sich, mit deren Nachwehen er zu Saisonbeginn noch zu kämpfen hatte.

Comeback von Patrik Schick: Simon Rolfes optimistisch

Doch auch im Februar und März sei es nicht wirklich besser gewesen, obwohl er wieder ins Training eingestiegen war und Auchincloss sechs Kurzeinsätzen kam. „Ich wollte es unbedingt probieren und trotz des Schmerzes spielen. Aber das war einfach nicht möglich. Bundesliga mit 50 oder 60 Prozent zu spielen, ist unmöglich. Ich muss bei 100 Prozent sein, um Fußball genießen zu können. Wenn man Schmerz hat, bringt es nichts“, betont er.

Doch auch Plan B der Ärzte beinhaltete zunächst eine konservative Behandlungsmethode, die auch nur mäßige Wirkung zeigte. „Wir waren die ganze Zeit nicht sicher, was das Richtige war“, sagt Schick rückblickend.

Noch Anfang Juni zeigte sich Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes nach Gesprächen mit Schick aber sehr hoffnungsfroh. „Er ist schmerzfrei bei den Übungen, die er gerade machen kann und die bei ihm zuvor noch einen Schmerz ausgelöst hatten“, sagte Rolfes. „Wir telefonieren alle drei, vier Tage. Mich freut es, dass er viel positiver ist. Die Schmerzen waren auch vorher mal weniger, aber Patrik war immer skeptisch, immer vorsichtig. Mein Empfinden ist, dass er da nun viel stabiler ist.“

Patrik Schick: Keine Angst vor Karriereende

Die Einschätzung war falsch, der Schmerz kam zurück, und die OP wurde unausweichlich. „Der Arzt, der mich operiert hat, hat dann bestätigt, dass der Eingriff notwendig war. Er hat gesehen, dass etwas nicht gestimmt hat und alles wieder in Ordnung gebracht. Nach dieser langen Zeit bin ich glücklich, dass wir die OP gemacht haben. Jetzt wissen wir endlich, was das Problem war. Die Monate vorher mit der Unwissenheit waren schlimmer. Jetzt muss ich noch etwas Geduld haben, dann wird alles wieder gut.“

Echte Angst vor dem Karriereende habe er in den vergangenen Monaten aber nie gehabt, betont er: „Es gibt viele schlimmere Verletzungen. Es war eine normale Verletzung bei einem Schuss im Training. Das Problem war einzig, dass wir lange nicht die richtige Diagnose gefunden haben.“

Der Verein teilte nach der OP am 22. Juni im Juli zum Trainingsstart mit, dass Schick im Oktober zur Mannschaft zurückkehren soll. Der Angreifer selbst will sich hingegen gar keinen Druck machen. „Ich habe jetzt sehr lange nicht gespielt. Wenn ich zurückkomme, muss ich 100 Prozent fit sein, nur dann macht ein Comeback Sinn“, sagt er. „Ein konkretes Datum kann ich nicht nennen. Ich werde zurückkehren, wenn ich 100 Prozent fit bin und bereit bin, mein Bestes zu geben. Früher macht es keinen Sinn.“