Bayer 04 setzt Granit Xhaka und seinen Beratern ein Ultimatum: Entweder erhöht der AFC Sunderland das Angebot, oder er muss bleiben.
Bayer 04 oder Sunderland?Deadline für Granit Xhaka – Tendenz geht klar zum Wechsel

Das letzte Mal für Bayer 04? Granit Xhaka im Testspiel am Sonntag beim VfL Bochum
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Um kurz nach halb acht am Sonntagabend geht Granit Xhaka vom Rasen des Bochumer Ruhrstadions. Er wird beim Testspielsieg seiner Leverkusener beim VfL (2:0) in der 77. Minute ausgewechselt. Ein kurzer Handshake mit Trainer Erik ten Hag, ohne Regung im Gesicht, dann setzt er sich auf die Bank. Es könnte die letzte Partie für den Schweizer Rekordnationalspieler im Trikot von Bayer 04 gewesen sein.
Xhaka will den Klub dringend verlassen, seit Wochen gibt es wöchentlich – wenn nicht sogar täglich – Berichte über interessierte Vereine aus Italien, England, Saudi-Arabien oder der Türkei. Sein Vater Ragip Xhaka arbeitet im Hintergrund eifrig daran, seinen Sohn bei einem anderen Klub unterzubringen – mittlerweile wirkt es so, als wäre es nun auch egal, welcher Klub es denn wird. Hauptsache weg.
Am Sonntagabend spricht Bayers Sportgeschäftsführer Simon Rolfes im Bauch des Ruhrstadions Klartext zu den Querelen um Xhaka: „Es wird in dieser Woche eine Entscheidung geben. Granits Seite weiß über die Bedingungen Bescheid, zu denen ein Transfer möglich ist. Wenn das nicht passiert, dann bleibt er.“
AFC Sunderland muss Angebot erhöhen
Xhaka hat sich längst mit dem englischen Erstligaaufsteiger AFC Sunderland auf einen Dreijahresvertrag mit Option auf ein weiteres Jahr geeinigt. In Leverkusen läuft der Vertrag des 32-Jährigen noch bis 2028. Das Problem, wie bei allen Sondierungen oder Verhandlungen mit anderen Klubs zuvor: Sunderland ist bisher nicht bereit, die geforderte Ablösesumme zu bezahlen. Bayer 04 wollte mindestens 20 Millionen Euro erlösen. Inzwischen scheint es so, als würde auch eine Summe knapp darunter ausreichen.
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ geht man bei Bayer 04 davon aus, dass es zu einer Einigung mit den Engländern in dieser Woche kommen wird. Damit wäre das unsägliche Schauspiel endlich beendet. Andernfalls wird es spannend, zu sehen, wie sich Xhaka mit einem Verbleib in Leverkusen arrangieren wird.
Xhakas Berater Jose Nogueira hatte am vergangenen Dienstag versucht, den Druck auf die Leverkusener zu erhöhen und öffentlich mitgeteilt: „Wir haben mit Sunderland eine grundsätzliche Einigung erzielt. Granit will in die Premier League zurückkehren. Sunderland begeistert ihn – er will diese Herausforderung annehmen. Wir hoffen, dass Leverkusen seinen Wechselwunsch respektieren wird und dass die Klubs bald eine Einigung finden.“
Besonders interessant wird, wie Trainer Erik ten Hag auf einen Wechsel Xhakas reagieren wird. Zum Ende des Trainingslagers in Rio de Janeiro am Dienstag hatte sich der Coach klar geäußert: „Sein Berater kann alles sagen. Aber unser Klub hat drei wichtige Spieler abgegeben und wir werden nicht noch mehr Spieler abgeben. Das geht nicht“, sagte der Coach. „Das würde die Struktur und Kultur im Kader schädigen. Granit ist ein Führungsspieler. Er hat hier für fünf Jahre unterschrieben, hat noch drei Jahre Vertrag. Er ist zu wichtig für uns, um ihn abzugehen.“ Die Entscheidung über einen Wechsel trifft aber eben nicht ten Hag, sondern Rolfes. Und der hat die Bedingungen klar formuliert.
Besitzer des AFC Sunderland ist der Schweiz-Franzose Kyril Louis-Dreyfus (27), Sohn von Robert Louis-Dreyfus (63), der als Adidas-Chef in den Skandal um das Sommermärchen 2006 verwickelt war. Der Traditionsverein ist nach Jahren im Niemandsland gerade wieder in die Premier League aufgestiegen, spielt nicht international. Xhaka zieht also Abstiegskampf mit Sunderland der Champions League mit Leverkusen vor. Als Ablösesumme hatten die Engländer zunächst zehn Millionen Euro geboten – nun sollen sie bereit sein, doch mehr für ihren Wunschspieler zahlen zu wollen.
Simon Rolfes war bislang im Talente-Bereich auf Shopping-Tour
Bayer 04 wollte ohnehin in diesem Sommer noch weitere Zugänge präsentieren, bei einem Abgang Xhakas müsste noch ein Spieler mehr verpflichtet werden – womöglich jemand mit Erfahrung: „Wir versuchen grundsätzlich, eine ausgewogene Mischung zu haben“, sagt Rolfes. „Es war notwendig, jüngeres Blut hineinzubringen. Das heißt aber nicht, dass wir bis zum Ende der Transferperiode nur junge Spieler verpflichten werden. Wir gucken schon, dass wir eine gute Balance im Kader haben, aber eben trotzdem auch wieder ein bisschen Luft und Potenzial nach vorne.“
Bislang war Rolfes allerdings hauptsächlich im Talente-Bereich auf Shopping-Tour. Mit Ausnahme von Keeper Mark Flekken (32) war keiner der Zugänge über 23 Jahre alt: In Issa Traoré (18), Axel Tape (17), Farid Alfa-Ruprecht (19), Abdoulaye Faye (20), Christian Kofane (18), Ibrahim Maza (20) und zuletzt Ndjicoura Bomba (17/Club Sportif de Bamako/Mali) wurden hauptsächlich Nachwuchsspieler verpflichtet. Malik Tillman (23) und Jarell Quansah (22) bringen Profi-Erfahrung mit.