Bayer 04 LeverkusenWucht trifft auf Technik – Victor Boniface feiert umjubelte Rückkehr

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Victor Boniface (links) setzt sich gegen gleich drei Düsseldorfer durch und bringt den Ball zu Jeremie Frimpong, der seine Großchance aber nicht nutzen kann.

Der nigerianische Stürmer feierte im Pokal sein Comeback und zeigte direkt sein Können. Am Samstag tritt er mit Leverkusen bei Union Berlin an.

Der Dezibel-Höchstwert wurde am Mittwoch in der ausverkauften Bay-Arena vermutlich in Minute 65 erreicht. Auslöser war nicht etwa eines der vier Leverkusener Tore im DFB-Pokal-Halbfinale gegen bemitleidenswerte Düsseldorfer. Dafür waren sie zu früh und letztlich zu wenig überraschend gefallen. Viel mehr hatte die Einwechslung von Victor Boniface den Bayer-Anhang zum größten Jubelsturm des Abends veranlasst.

Der 23 Jahre alte Nigerianer feierte nach über dreimonatiger Pause im Anschluss an eine Adduktoren-Operation im Januar sein Comeback und konnte direkt seine herausragenden Qualitäten präsentieren: In der 84. Minute drehte sich Boniface im Strafraum mit dem Ball in drei Gegenspieler. Für jeden gewöhnlichen Angreifer eine schlechte Entscheidung, die in der Regel in einem Ballverlust endet. Nicht so für den 1,90 Meter großen und über 90 Kilogramm schweren Sturmbrecher mit seiner besonderen Kombination aus Wucht und Technik.

Victor Boniface sammelte 25 Torbeteiligungen in 24 Hinrunden-Pflichtspielen

Boniface schirmte den Ball perfekt gegen die versammelte Düsseldorfer Hintermannschaft ab, tunnelte Joshua Quarshie, setzte damit Jeremie Frimpong optimal in Szene und hatte schon den Torjubel auf den Lippen – doch sein niederländischer Teamkollege scheiterte an Fortunas Schlussmann Florian Kastenmeier. Weil wenig später Nathan Tella nach einem Konter den Querpass auf Boniface verweigerte, blieb der Nigerianer bei seinem Comeback ohne Tor und Vorlage. Allerdings zeigte er, was dem Leverkusener Spiel aufgrund seiner Verletzung in den vergangenen Wochen und Monaten gefehlt hatte. „Wenn Boni am Ball ist, ist er sehr stark, für die Verteidiger wird es immer gefährlich“, lobte Xabi Alonso. „Wir haben ihn vermisst.“

Wenn Boni am Ball ist, ist er sehr stark, für die Verteidiger wird es immer gefährlich
Xabi Alonso

In seiner herausragenden Hinrunde hatte Boniface in 24 Pflichtspielen 25 Torbeteiligungen (16 Treffer, 9 Vorlagen) gesammelt und war im Angriffszentrum als Anspielstation und als Vollstrecker gesetzt. In der Vorbereitung auf den Afrika-Cup verletzte sich der 20 Millionen Euro teure Sommer-Zugang von Union Saint-Gilloise allerdings im Adduktoren-Bereich, verpasste den Kontinental-Wettbewerb und die bisherige Rückrunde. „Es war ein harter Weg zurück. Gerade, als mich meine Mannschaft und mein Nationalteam gebraucht hat, kam die Verletzung. Aber der Trainer und alle im Team standen hinter mir“, sagte Boniface.

Patrik Schick und Borja Iglesias sollten Victor Boniface ersetzen

In seiner Abwesenheit sollten Patrik Schick und der im Winter von Betis Sevilla auf Leihbasis verpflichtete Borja Iglesias die Lücke im Sturmzentrum füllen. Dem ebenfalls lange verletzten Tschechen Schick gelang es mit einigen Wochen Anlaufzeit, zuletzt hatte er sich vor allem als Spezialist für wichtige Tore in der Nachspielzeit einen Namen gemacht. Der Spanier Iglesias rennt und kämpft zwar in der Regel aufopferungsvoll, trifft vor dem Tor aber selten die richtige Entscheidung und wartet daher noch auf seinen Premierentreffer. Trainer Xabi Alonso nennt das Trio dennoch stets in einem Atemzug, der Baske vermeidet es, einen Stürmer hervorzuheben.

Doch sprechen Boniface‘ Werte für sich. Schon nach dem fünften Spieltag hatte er 38 Torschüsse abgegeben und einen Bundesliga-Rekord aufgestellt. Als erster Profi gewann der Stürmer in seiner Premieren-Saison in den Monaten August, September, Oktober und November die „Rookie“-Auszeichnung der Liga. Die Hinrunde katapultierte Boniface sofort in den Fokus diverser finanzstarker Klubs, gerade aus England. Konkrete Anfragen gab es bislang nicht, angesichts der aktuellen Erfolge dürfte Bayer 04 auch kein Interesse an einem Verkauf des Stürmers haben – unabhängig von einem sicher stattlichen Transfererlös. Der Vertrag von Boniface läuft noch bis 2028.

Für die Startelf reicht es bei Victor Bonfiace noch nicht

Am Samstag wartet auf den Nigerianer wohl ein weiterer Joker-Einsatz, wenn Leverkusen bei Union Berlin antritt (15.30 Uhr/Sky). Laut Xabi Alonso wäre ein Platz in der Startelf zwar grundsätzlich möglich, aber noch nicht im Sinne des Spielers. „Wir wollen ihm helfen, dass er gut zurückkommt und sich wohlfühlt“, sagte der Trainer. „Wir brauchen ihn.“ Somit dürfte erneut Schick von Beginn an spielen. Xabi Alonso kündigte auch Änderungen der Aufstellung an – allerdings keine Komplett-Rotation: „Unser Fokus liegt auf Union, wir brauchen die beste Einstellung und die besten Spieler.“

Ein Sieg in Berlin wäre die Grundlage für eine mögliche vorzeitige Meisterschaft im Heimspiel gegen Werder Bremen eine Woche später – dazu müsste auch der FC Bayern erneut patzen. Xabi Alonso ist sich des unmittelbar bevorstehenden Titels bewusst, mahnt mit der Erwähnung einer gewissen Gemeinde im Süden Münchens allerdings zur Zurückhaltung, wie sie auch große Teile der Anhänger üben. „Die Fans sind intelligent. Sie haben Erinnerungen an das, was gegen Unterhaching passiert ist“, sagte Xabi Alonso mit Blick auf den am letzten Spieltag vergeigten Meistertitel im Jahr 2000. „Wir wollen feiern, wenn es etwas zu feiern gibt. Jetzt ist noch nicht der Moment zu feiern. Es ist noch zu früh. Jetzt ist die Zeit zum Arbeiten.“

Union Berlin: Rönnow - Doekhi, Vogt, Diogo Leite - R. Khedira - Juranovic, Gosens - Tousart, Schäfer - Vertessen, Volland. – Bayer 04 Leverkusen: Hradecky - Kossounou, Tah, Tapsoba - Frimpong, Andrich, G. Xhaka, Grimaldo - Hofmann, Wirtz – Schick.

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