KommentarBayer 04 hat den Mythos vom Versagen bestätigt

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Leon Bailey war das Sinnbild der Niederlage von Köln

  • Die Mannschaft verliert oft die Nerven, ist aber auch unausgewogen besetzt
  • Trainer Peter Bosz hat sich mit seinem Vertrauen in den Kader offensichtlich geirrt

Leverkusen.  – Das Spiel in Köln wäre die perfekte Gelegenheit gewesen für Bayer 04 Leverkusen, den Mythos des Versagens im Moment scheinbarer Stärke zu entkräften. Vergangene Saison beraubte sich die Mannschaft einer riesengroßen Chance im DFB-Pokal durch eine Niederlage in Heidenheim. Im Jahr davor fehlte ein Punkt zum Einzug in die Champions League. Der gefeierte Einzug in die Königsklasse letzten Sommer mündete in eine Auftaktniederlage gegen Moskau, die den Werksklub schon das Achtelfinale gekostet hat.

Dann kam das Glück des Novembers. Und die Mannschaft, die den FC Bayern mit Schicksals Hilfe entzaubert hatte, schaffte es, sich beim zitternden Tabellenletzten Köln bis auf die Knochen zu blamieren. Die Verantwortung dafür schließt den Trainer Peter Bosz mit ein. Er hatte wohl geglaubt, fußballerische Überlegenheit, professionelle Einstellung und natürlicher Siegeswille würden seiner Mannschaft zur Bewältigung dieser Pflichtaufgabe genügen.

Extremes Ungleichgewicht im Kader

Die erste Reaktion auf das 0:2 war überall dieselbe: „Haha Bayer! Passiert denen doch immer...“ Die Ursachenforschung muss allerdings über Häme hinausgehen. Immerhin bilden Muster-Profis wie die Bender-Zwillinge, Stürmer Kevin Volland, der chilenische Kämpfer Charles Aranguiz und der positive Torhüter Lukas Hradecky die Gruppe der Führungsspieler. Dennoch lebt das Bayer-Syndrom weiter.

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Dagegen hat noch niemand eine Formel gefunden. Die Gründe sind allerdings benennbar. Erstens: Im Kader besteht ein extremes Ungleichgewicht zwischen Offensivklasse und Defensivvermögen, weshalb wöchentlich fußballerisches Übertalent blassem Durchschnitt beim Kicken zuschaut. Zweitens: Persönliches Fehlverhalten wie im Falle von Leon Bailey bleibt offenbar immer wieder folgenlos. Drittens: Der eigene Anspruch vom Klub, dessen natürliches Revier die Champions League ist, scheint sehr hoch. Ein Spitzenteam gewinnt Spiele wie in Köln auch an durchschnittlichen Tagen. Oder nimmt zumindest einen Punkt mit. Oder beendet die Partie mit elf Mann. Oder zumindest mit zehn.

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