Bayer LeverkusenAbrechnung mit Wiederholungstäter Leon Bailey

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Leon Bailey 

Köln – Durch die Katakomben des Rhein-Energie-Stadions im Bereich „Gäste“ hallten gutturale Flüche. Sie waren Zeugnis der Wut des Spaniers Fernando Carro, dem die 0:2-Niederlage seines Werksklubs beim 1. FC Köln schwer aufs Gemüt geschlagen war. Die Frage, was größer war: Die Peinlichkeit oder der sportliche Schaden, war in diesen Momenten direkt nach dem Schlusspfiff noch nicht beantwortet. Schließlich trat Rudi Völler, wie Carro im Rang eines Geschäftsführers bei Bayer 04, vor die Mikrofone. Wie immer, wenn die Dinge ernst sind, sprach Völler mit ganz ruhiger Stimme. „Zwei Dinge durften nicht passieren“, sagte der Weltmeister von 1990, „keine dummen Fouls machen und nicht provozieren lassen. Nur so kannst du hier verlieren. Und das ist beides passiert. Dann haben wir verloren. Wir haben auch nicht gut gespielt, aber bei Elf gegen Elf geht das Spiel 0:0 aus.“

Lars Bender erwartet eine Entschuldigung

Das war, nüchtern formuliert, eine Anklage gegen die eigene Mannschaft mit dem Hauptvorwurf der Dummheit, der sich insbesondere an Leon Bailey richtete. Am zehnten Spieltag hatte der Stürmer 21 Minuten nach seiner Einwechslung beim 1:2 gegen Mönchengladbach in der Nachspielzeit die Rote Karte gesehen und war für zwei Spiele gesperrt worden. Diesmal brauchte er nach seiner Einwechslung in der zweiten Hälfte 23 Minuten.

Nach einer leichten Provokation des Kölners Kingsley Ehizibue schleuderte er diesem die Hand ins Gesicht, so deutlich, dass man es vom hintersten Rang der Tribüne ohne Hilfsmittel sehen konnte. Das war in der 76. Minute. Da sich der Kollege Aleksandar Dragovic knapp eine Viertelstunde zuvor mit einem klaren Foul an Jhon Cordoba mit Gelb-Rot verabschiedet hatte, spielte der Rest die Partie zu neunt zu Ende. Inklusive sechs Minuten Nachspielzeit. Lars Bender war stinksauer auf den Jamaikaner: „Es ist nicht seine erste Rote Karte, und da erwarte ich eine Entschuldigung“, sagte der Kapitän. „Da sind Jungs auf dem Platz, die sich 70 Minuten auskotzen und dann in der Folge zu neunt dagegenhalten müssen.“

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Schiedsrichter Gräfe zeigt Aleksandar Dragovic die zweite Gelbe Karte

Kai Havertz, der als jüngster Spieler der Bundesliga-Geschichte die 100-Spiele-Marke erreichte, fand: „Das war extrem blöd.“ Dass es damit problematisch sein würde, einen 0:1-Rückstand (Cordoba, 73.) aufzuholen, lag auf der Hand. Es dauerte auch nicht lange, bis der FC die doppelte Überlegenheit durch das 2:0 von Bornauw nach einem Eckball auszunutzen.

Die meisten Leverkusener waren klug genug, das fußballerische Versagen nicht alleine an diesen Szenen festzumachen. Trainer Peter Bosz hatte das Unheil früh kommen sehen. Bereits nach einer Viertelstunde stand der zur Ruhe neigende Niederländer arme-rudernd am Spielfeldrand. Aber es gehört zum Beruf des Trainers, dass es fast nie gelingt, eine entgleitendes Partie festzuhalten. „Wir haben schlecht Fußball gespielt“, befand der Niederländer. Über die Gründe mochte er im Detail nicht spekulieren.

Trainer Bosz und das Problem der Aufstellung

Aber seine Aufstellung mit nur einem echten Außenstürmer (Diaby), einem sehr defensiven Mittelfeld (Baumgartlinger, Aranguiz) und Volland als Zielspieler im Sturmzentrum vermittelte nicht die letzte Aggressivität, während mit Bailey, Bellarabi, Demirbay und Paulinho extremes Offensivpotenzial auf der Bank saß. „Wir hatten mit dem Wissen von vor dem Spiel unsere Gründe“, sagte Bosz, „und es hatte auch mit den vielen Spielen und dem Krafthaushalt der Spieler zu tun.“ Dabei blickte der Trainer wie jemand, dem es leid tut, nicht drei Stunden in die Vergangenheit reisen zu können, um Pläne zu ändern, die nicht funktioniert haben.

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Immerhin zwingt der voll bepackte Spielplan des Jahresende alle zum Handeln. Am Mittwoch kommt Hertha BSC Berlin um 18.30 Uhr in die BayArena, bevor es am Samstag zum FSV Mainz geht. Danach wird man in Leverkusen wissen, wie groß der Schaden von Köln wirklich war.

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