Kommentar zum 2:5Leverkusens Lernprozess ist kein Freifahrtschein

Lesezeit 2 Minuten
2844B223-B15F-432A-B3AF-414F89FDB901

Und wieder hat Frankfurt getroffen: Florian Wirtz (v. links), Moussa Diaby und Exequiel Palacios sind genervt.

Leverkusen – Eine 70-minütige Ohnmacht liegt hinter Bayer 04. Die Werkself hatte am Sonntagabend dem Frankfurter Sturmlauf nichts entgegenzusetzen. Bayer 04 ergab sich seinem Schicksal und war mit fünf Gegentoren gut bedient. Ein altbekanntes Muster: Es lief hervorragend – bis ein Stolperstein, in diesem Fall das 1:2 nach einer schlecht verteidigten Ecke, die Werkself aus dem Tritt und letztlich zu Fall brachte. Einen ähnlichen Kollaps hatte Leverkusen zuvor gegen die Bayern erlebt und in der zweiten Hälfte des Derbys in Köln. Es gehöre aber alles zum „Lernprozess“ der jungen Mannschaft, versicherte Trainer Seoane. Entwarnung also?

Laufbereitschaft und Härte reicht, um Bayer 04 das Fürchten zu lehren

Nicht so ganz. Denn das Ermitteln der Ursachen für die vielen Ausschläge nach unten ist schwierig und gleichzeitig von entscheidender Bedeutung. Der „Lernprozess“ darf kein Freifahrtschein werden. Doch den einen, alles erklärenden Missstand gibt es nicht. 

An einem guten Tag muss jeder Gegner Angst haben vor Bayer 04. An einem schlechten reichen fußballerische Grundtugenden wie Laufbereitschaft und eine gesunde Zweikampfhärte, um Leverkusen das Fürchten zu lehren. Konstant inkonstant. Offenbar können derartige Leistungen sowohl gegen individuell herausragende Gegner als auch gegen eher durchschnittliche auftreten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das Fehlen von Schlüsselspielern taugt ebenfalls nicht als Erklärung. Wirtz, Schick, Tah, Hradecky und Diaby standen in den erwähnten Partien jeweils in der Startformation. Gänzlich jugendliche Mannschaftsteile hatte Trainer Seoane in Frankfurt ohnehin nicht aufgeboten – anders als es seine beschwichtigende Analyse über den Lernprozess vermuten lässt. Hradecky (32), Tah (25), Aránguiz (32), Andrich (27) und Schick (25) sind gestandene Bundesliga-Profis, die das Auseinanderbrechen der Werkself nicht verhindern konnten. Und wie genau ein solcher Lernprozess abläuft, wenn ein Profi nach einem Negativerlebnis plötzlich dem Gegenspieler gewaltige Räume lässt und keine ernsthaften Zweikämpfe mehr führt, blieb zunächst Seoanes Geheimnis.

Mittwoch gegen Hoffenheim, Sonntag nach Freiburg

Positiv bleibt der Blick auf den Spielplan, Bayer 04 ist Liga-Dritter und im Europapokal-Achtelfinale. Am Mittwoch und Sonntag könnten mit den Überraschungsteams Hoffenheim und Freiburg direkte Konkurrenten distanziert werden – wenn der „Lernprozess“ Früchte getragen haben sollte. Sonst wird es eine ungemütliche Weihnachtspause in Leverkusen.

KStA abonnieren