LeverkusenDie Reise geht weiter – und die Werkself will immer mehr

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Leverkusen jubelt, Demirbay hat getroffen.

Leverkusen – Die Chartermaschine befand sich im Landeanflug auf Köln, als sich der Pilot meldete und das Ergebnis der Auslosung aus der Uefa-Zentrale meldete: „Glasgow Rangers!“ Ein Jubelschrei hallte durch das Flugzeug. Die Dienstreise von Bayer 04 Leverkusen in den Norden Portugals hatte ein perfektes Ende gefunden. Die Zufriedenheit über den souveränen 3:1-Sieg beim FC Porto verwandelte sich kurzfristig in ein Hochgefühl. Der Werksklub hatte von allen 15 möglichen Gegnern des Uefa-Pokal-Halbfinales denjenigen mit dem besten Quotienten aus Attraktivität und sportlichem Wert erwischt. Die Reise scheint weitergehen zu können. Aber es ist nur eine von dreien, auf die sich der Werksklub in der Rückrunde der Saison 2019/2020 begeben hat.

Kai Havertz mahnt: "Das ist noch nicht genug"

Schon am Sonntag ist bei RB Leipzig der nächste Test zu bestehen. Und die Frage, ob Bayer 04 wirklich ein für die Champions League reifes Team ist, wird eine erste Antwort finden. Kai Havertz, der in Porto international die beste Nacht seiner noch jungen Karriere erlebte, will gar keine Euphorie aufkommen lassen. „Das ist noch nicht genug, wir wollen mehr“, sagte der Nationalspieler, der an allen drei Toren seines Teams entscheidend beteiligt war, „wir dürfen uns mit so einem Sieg nicht zufrieden geben und müssen den Fokus auf Leipzig legen. Da müssen wir am Sonntag wieder alles raushauen.“

Es ist der ausgesprochene Wunsch von Bayer 04, dass diese Quasi-Endspiele im Drei-Tages-Rhythmus bis zum Ende der Saison kein Ende finden. Am Mittwoch nach Leipzig bietet sich im Heimspiel gegen Union Berlin schon die Chance, ins Halbfinale des DFB-Pokales einzuziehen. Da ist ein Sieg in Porto und der Einzug ins Achtelfinale der Europa League nur ein Schritt. Havertz: „Es zeichnet Top-Mannschaften aus, dass sie danach einfach weitermachen“.

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Trainer Peter Bosz wäre nicht der Detailfetischist, der er ist, wenn ihm selbst bei diesem Erfolg nicht noch ärgerliche Kleinigkeiten aufgefallen wären. „Die letzten fünf Minuten vor der Pause waren nicht gut. Und nach dem 3:0 sind wir leichtsinnig geworden. Das war schade.“ Aber selbst ihm war eine große Befriedigung anzumerken darüber, was er mit seinem Kader inzwischen alles anstellen kann.

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Vom vorzeitigen Saisonende des Top-Stürmers Kevin Volland hat keiner mehr gesprochen, weil sein Vertreter Lucas Alario gleich die erste Chance zum 1:0 verwandelte und auch sonst ausgezeichnete Arbeit leistete. Karim Bellarabi und Wendell, einst unverzichtbar, standen ebenso nicht im Kader wie Paulinho. In der Halbzeit musste Lars Bender (Hüftprellung) auf Geheiß des Trainers („Ich wollte kein Risiko eingehen“) den Platz verlassen, nach dem 3:0 durfte sein Bruder Sven früher Feierabend machen. Der Sieg geriet nie in Gefahr. Und der Ausfall des extrem wichtigen Charles Aranguiz (schwere Erkältung) wurde durch eine neuartige Doppel-Sechs in der Besetzung Kerem Demirbay/Nadiem Amiri wettgemacht. Demirbay erzielte beim 2:0 sogar sein erstes Pflichtspieltor, seit er im Sommer für 32 Millionen Euro aus Hoffenheim gekommen war. „Wir haben gezeigt, dass wir in den unterschiedlichsten Aufstellungen gut Fußball spielen können“, lobte Peter Bosz, der in den nächsten Wochen viele unterschiedliche Bayer-Teams auf den Platz schicken wird.

Am Sonntag könnte Moussa Diaby fehlen, der von der Geburt seines ersten Sohnes am Freitag direkt nach der Landung in Köln erfuhr und unter dem Applaus der Kollegen nach Paris zu seiner Lebensgefährtin reiste. Über seinen Einsatz am Sonntag wird kurzfristig entschieden.

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