Bilanz nach der EM-Vorrunde in KölnWie die Fans das DBB-Team in die K.o-Runde trugen

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Ein für die Vorrunde in Köln typisches Bild: Begeisterte deutsche Spieler und ein enthusiastisches Publikum in der Lanxess-Arena.

Ein für die Vorrunde in Köln typisches Bild: Begeisterte deutsche Spieler und ein enthusiastisches Publikum in der Lanxess-Arena.

Köln – Am Donnerstag hat sich die deutsche Basketball-Nationalmannschaft früh aus Köln verabschiedet. Um 9 Uhr nahm das Team gemeinsam mit den ebenfalls für das Achtelfinale qualifizierten Delegationen aus Slowenien, Frankreich und Litauen einen Charterflug nach Berlin. In der Arena am Ostbahnhof steht für die DBB-Auswahl am Samstag in der Runde der besten 16 die Partie gegen Montenegro an (18 Uhr, live und kostenlos bei MagentaSport).

In den fünf Spielen der Vorrundengruppe B, die Bundestrainer Gordon Herbert nach dem lockeren 106:71 am Mittwochabend gegen Ungarn aufgrund der sportlich hohen Qualität der Konkurrenten noch einmal als „Todesgruppe“ bezeichnete, belegte die DBB-Auswahl nach starken Leistungen hinter Titelverteidiger Slowenien den zweiten Platz. „Wir haben vieles richtig gemacht und sind in einer guten Ausgangsposition. Auf dieser Vorrunde können wir aufbauen“, sagte Flügelspieler Johannes Thiemann. Eine Bilanz.

Franz Wagner und Dennis Schröder: Die Stars

Dennis Schröder erfüllte in seiner Rolle als Kapitän und Chef des Teams die Erwartungen und erbrachte mit durchschnittlich 18,3 Punkten in erster Linie dank seiner Schnelligkeit und des unwiderstehlichen Zugs zum Korb den Beweis seiner Offensivstärke. Der 28-jährige Aufbauspieler hat allerdings Probleme mit seinem Wurf: Er verwandelte nur 36 Prozent seiner Versuche aus dem Zweipunktbereich, bei den Dreiern sind es sogar nur 20,7 Prozent.

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Für den Reifeprozess des Braunschweigers spricht, dass er sich mittlerweile an für ihn im Angriff schwierigen Tagen als bissiger Verteidiger und Passgeber (6,8 Assists) gewinnbringend in Szene zu setzen vermag.

An seiner Seite weiß Schröder in Franz Wagner einen weiteren NBA-Profi, der mit seinen 21 Jahren die Coolness eines Veteranen ausstrahlt. Der Flügelspieler aus Berlin hat nur neun Länderspiele benötigt, um die Herzen der Fans und die analytischen Gedanken der gegnerischen Trainer zu erobern. Spätestens seit seinen 32 Punkten gegen Litauen sieht er sich mit den besten Verteidigern konfrontiert. Auch die werden ihn nicht aus der Ruhe bringen.

Der Teamgeist

Der starke Zusammenhalt ist einer der Schlüssel für die starken Auftritte. Die Spieler, die von der Bank kommen, identifizierten sich ohne Vorbehalte mit ihren klar definierten Rollen und leiten daraus den Anspruch ab, die Partien maßgeblich zu prägen. In drei der fünf Begegnungen erzielten die Bankspieler mehr als 40 Punkte, beim 109:107 nach zweimaliger Verlängerung gegen Litauen immerhin 36.

Vor allem Maodo Lô, der mit durchschnittlich 14,4 Punkten nach Schröder und Wagner (16,2) der erfolgreichste deutsche Werfer ist, und Distanzschütze Andreas Obst setzen entscheidende Akzente.

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Zu den Symbolfiguren der Teamchemie avancierten am Mittwochabend gegen Ungarn aber Christian Sengfelder und Justus Hollatz. Beide waren bis dahin nicht zum Einsatz gekommen. Doch statt mit ihrem Schicksal zu hadern, nutzten sie ihre Chance: Aufbauspieler Hollatz verteilte starke elf Assists und der gebürtige Leverkusener Sengfelder beendete das Match mit 22 Punkten als Topscorer. „Das sind Erlebnisse, die werde ich nie vergessen und da werde ich meinen Enkelkindern noch von erzählen“, erklärte der 27-Jährige ergriffen.

Das Publikum in der Kölner Lanxess-Arena

Die Fans haben die Mannschaft mit ihrem Enthusiasmus getragen und nicht nur für einen EM-Rekord (siehe Artikel rechts), sondern für eine unvergessliche Atmosphäre in der Lanxess-Arena gesorgt. Ausgangspunkt der Begeisterung war der Donnerstagabend, als sich in der flirrenden Vorfreude auf die EM, der ergreifenden Ehrung für Dirk Nowitzki und dem Jubel über das 76:63 gegen Frankreich alle Emotionen bündelten und die Stimmung für die nächsten Tage prägten.

„Die Fans sind uns zur Seite gesprungen und haben uns in schwierigen Situationen geholfen. So eine Stimmung habe ich in Deutschland noch nie gesehen“, bemerkte Coach Herbert.

Der Sorgenfall

Nick Weiler-Babb ist nicht mit nach Berlin, sondern zur Behandlung nach München geflogen. Der 26-Jährige, der kurz vor der EM eingebürgert wurde und für Spezialaufträge in der Defensive auserkoren ist, klagt über Probleme mit der Schulter. Sein Einsatz gegen Montenegro ist fraglich.

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