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FC-Vize und Chef des Renn-VereinsEckhard Sauren über seine Pferde und den Derby-Traum

Lesezeit 6 Minuten
Sauren Galopp

Eckhard Sauren auf der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln

KölnHerr Sauren, das FC-Präsidium, dem Sie als Vizepräsident angehören, ist in dieser Woche auf der Mitgliederversammlung mit einem Ergebnis von mehr als 90 Prozent der Stimmen bestätigt worden. Hat das Ihre Laune angehoben?

Absolut, es ist eine große Bestätigung, die wir als große Verantwortung wahrnehmen.

Sie haben beim 1. FC Köln einen Trainer, der gut passt, die Ergebnisse stimmen. Und Sie sind außerdem Präsident des Kölner Renn-Vereins. Am Sonntag findet der wichtigste Kölner Renntag des Jahres mit dem Gruppe-1-Rennen Preis von Europa statt. Was müsste geschehen, damit Sie hier genauso zufrieden wären wie beim FC?

Wir haben in diesem Jahr bei unseren Renntagen durchgängig gutes Wetter gehabt, sodass wir mit dem bisherigen Saisonverlauf sehr zufrieden sind. Wir hoffen auch für Sonntag auf viele Zuschauer und gute Umsätze.

Im Preis von Europa trifft der diesjährige Derbysieger Sammarco auf den letztjährigen Sisfahan. Es ist auch ein Pferd aus England am Start, Rebel’s Romance, das als Favorit gilt. Ihre Einschätzung?

Rebel’s Romance steht zurecht in der Favoritenrolle, weil er in Berlin ein vergleichbares Gruppe-1-Rennen gewonnen hat. Alle anderen Pferde sind aus Köln. Von den beiden Derbypferden ist Sammarco derjenige, der in diesem Jahr zwei Gruppe-1-Siege hat, er hat auch in München gewonnen. Bei Sisfahan ist es so, dass er lange verletzt war und am Sonntag vermutlich noch nicht im Endkampf sein wird. Man nutzt den Start vor der Haustür, um ihn konditionell dahin zu bringen, wo er hingehört.

Zu Person und Renntag

Eckhard Sauren (50), geboren in Aachen, ist seit 2010 Präsident des Kölner Renn-Vereins und seit 2019 auch Vize-Präsident des 1. FC Köln. Er besitzt mehrere Rennpferde. Im Hauptberuf ist Sauren Fondsmanager, 1991 gründete er die Sauren Finanzdienstleistungen GmbH & Co. KG mit Sitz in Köln.

Auf der Rennbahn in Weidenpesch findet am Sonntag der höchst dotierte Kölner Wettbewerb des Jahres statt, der Preis von Europa (155.000 Euro), Start ist um 16.35 Uhr. Derbysieger Sammarco mit Jockey Bauyrzhan Murzabayev, trainiert in Köln von Peter Schiergen, wird dabei erstmals nach seinem Sieg im Kölner Union-Rennen und den darauffolgenden Erfolgen im Deutschen Derby in Hamburg und im Großen Dallmayr-Preis in München (beides auf Gruppe 1-Ebene) auf seiner Heimatbahn laufen. Einer seiner Konkurrenten ist Sisfahan (Jack Mitchell), Derbysieger von 2021, der in Köln von Henk Grewe trainiert wird. (cm)

Auch Sie haben ein Pferd am Start, den dreijährigen Assistent, der Vierter im Derby war. Was erwarten Sie?

Ich sehe ihn als interessanten Außenseiter, der unter die ersten drei kommen kann, seine Abschlussarbeit war sehr gut. Er hatte eine Derbyvorbereitung, in der nicht alles rund lief, weil die Zeit recht knapp wurde. Dafür hat er eine super Leistung gezeigt. 

Gehen Sie vor wichtigen Rennen selbst auf die Bahn, um sich das Abschlusstraining anzusehen?

Das mache ich tatsächlich häufiger. In dieser Woche habe ich es nicht geschafft, es mir aber natürlich sehr genau berichten lassen. Der Großteil meiner Pferde ist in Köln bei Peter Schiergen und Henk Grewe, und dann habe ich in Paris noch zwei Pferde.

Wie viele Pferde sind es insgesamt?

Ein Vergleich mit dem Fußball passt hier gut. Es laufen immer circa elf Pferde, aber ich habe auch einen Kader von Nachwuchsspielern, also jungen Pferden, die herangezogen werden. Insgesamt schwankt die Zahl zwischen 20 und 25.

Nach welchem System verteilen Sie die Pferde?

Nach Frankreich kommen die Pferde, die Talent für Hindernisrennen haben. Oder für die man in Frankreich die besseren Rennen findet. Und zwischen Peter Schiergen und Henk Grewe, da tut sich nicht viel, da versucht man herauszufinden, welches Pferd eher zu welchem Trainer passt. Es geht früh los mit den Entscheidungen. Ich habe gerade die Aufteilung der Jährlinge gemacht. Ich bespreche das mit einem Agenten, aber natürlich auch mit den Trainern selbst.

Wie viele Jährlinge, also einjährige Pferde, kaufen Sie pro Jahr?

Es sind, je nach Saison, zwischen fünf und neun.

Sie besitzen seit 30 Jahren Rennpferde. Einen großen Champion haben Sie aber noch nicht gehabt?

Wir waren zweimal Derby-Fünfter. Assistent, der Vierter in diesem Jahr war, gehörte mir da noch nicht, ich habe ihn erst danach gekauft. In einem Gruppe-1-Rennen mit Hindernissen haben wir schon einmal einen zweiten Platz geschafft, im Flachen noch nicht. Das ist aber insofern normal, da die absolute Spitze sehr dünn ist. Man hat in Deutschland 1000 Pferde pro Jahr, von denen dann zum Beispiel zwei Dreijährige im Europa-Preis laufen.

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Und dann gibt es immer wieder Überraschungen, wie Sammarco eine war.

Da kann man viele Pferde nennen. Auch zum Beispiel den Arc-Sieger Torquator Tasso. Das ist das Schöne am Rennsport, davon lebt er. Auch kleinere und mittlere Besitzer haben immer die Chance, mit den ganz Großen mitzuspielen, wenn sie einmal das richtige Pferd ausgewählt haben.

Ist das nicht auch Ihr Traum, einmal den Derbysieger im Stall zu haben?

Es wäre ein Traum, ich bin aber nicht so auf das Derby fixiert. Ich gehe sehr offen an die Auswahl der Pferde heran, was die Renndistanzen angeht. Ich suche gute Pferde zu vernünftigen Preisen und gehe auch ökonomisch an die Sache heran.

Zahlt sich das aus oder müssen Sie immer draufzahlen?

Man muss draufzahlen, es ist ja ein Hobby. Für mich geht es um den Spaß am Rennsport und darum, mich an der Entwicklung der Pferde zu erfreuen. Das steht im Vordergrund. Immerhin ist es ein Hobby, mit dem man auch Geld verdienen kann. Bei anderen Hobbys hat man meistens nur Kosten.

Wenn Sie also am Sonntag mit Ihrem Pferd das Hauptrennen gewinnen würden, dann würden Sie schon einen kleinen Luftsprung machen?

Da würde ich einen großen Luftsprung machen, und wenn er unter die ersten drei käme, wäre es noch ein kleiner Luftsprung.

Wo steht der deutsche Galopprennsport im Vergleich zu den großen Ländern England und Frankreich?

Man muss es relativ zu den Pferdepopulationen betrachten. Wir haben 1000 Jährlinge pro Jahr, während die Engländer und Franzosen das mindestens Fünffache haben. Die deutsche Zucht gilt insofern als eine kleine, aber sehr feine Zucht. Es ist schon eine Sensation, dass wir im letzten Jahr den Arc-Sieger hatten.

Beim Prix de l’Arc de Triomphe in Paris soll Torquator Tasso nun am 2. Oktober den Titel verteidigen. Außerdem läuft Mendocino mit. Glauben Sie, dass die Titelverteidigung tatsächlich möglich ist?

Ich würde sagen, es hängt stark vom Wetter ab. Es müsste viel regnen wie im Vorjahr, dann hat Torquator Tasso wieder eine reelle Chance. In Baden-Baden hat er gegen Mendocino verloren, da lief aber nicht alles ideal für ihn. Der Boden war auch nicht weich genug. Deshalb würde ich ihm das nicht ankreiden. Der zweite Platz in England davor (in den King George and Queen Elizabeth Stakes, Anm. d. Red.) war auch eine bärenstarke Leistung.