Zum Champions-League-Auftakt lieferten sich Dortmund und Juventus ein spektakuläres Duell mit acht Toren – vier davon in nur elf Minuten.
Acht Treffer in einer HalbzeitBVB und Juve liefern sich irres 4:4 in der Champions League

Adeyemi traf mit einem feinen Schuss zur Führung für den BVB.
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Völlig erschöpft und fassungslos standen die Dortmunder Spieler nach einem denkwürdigen Abend auf dem Rasen. In einem außergewöhnlichen und turbulenten Auftaktspiel zur Champions-League-Saison trennte sich der BVB 4:4 von Juventus Turin – und verspielte dabei in der Nachspielzeit eine Zwei-Tore-Führung.
„Dieses Spiel müssen wir zu 100 Prozent gewinnen“, sagte Torschütze Karim Adeyemi bei Amazon Prime Video, der in der 52. Minute zum 1:0 getroffen hatte. „Am Schluss sind wir 4:2 vorne und wir müssen das nach Hause bringen, ganz einfach. Dann sind wir auch alle glücklich.“ Trainer Niko Kovac sagte: „Was nicht gut war, sind die letzten vier Minuten. Das ist das, was weh tut.“
Kobel schimpft: „Musst du erwachsener spielen“
Der BVB bleibt damit zwar auch in dieser Saison ungeschlagen – angesichts des dramatischen Spielverlaufs fühlt sich das 4:4 dennoch wie eine verpasste Chance an. Vor 41.497 Zuschauern im stimmungsvollen Juventus Stadium erzielten neben Adeyemi noch Felix Nmecha (65.), Yan Couto (74.) und Ramy Bensebaini (86./Handelfmeter) die Tore für den BVB. Kenan Yildiz (63.), Dusan Vlahović (68./90.+4) und Lloyd Kelly (90.+6) glichen jedoch jeweils für Turin aus. Dortmund wartet damit weiter auf den ersten Sieg gegen den Traditionsclub seit dem glorreichen 3:1 im Finale in der Königsklasse 1997.
„Da musst du erwachsener spielen“, schimpfte Torwart Kobel. „Sie haben es gut gemacht, sie haben auch Qualität. Aber das darf nicht passieren, dass wir hier noch unentschieden spielen, nachdem wir so ein geiles Spiel gemacht haben und drei wichtige Punkten einfahren können.“

Zum Auftakt in die Champions League gab es für die BVB-Profis mehrfach Grund zum Jubeln.
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Kobel früh gefordert
„Die Konkurrenz ist so groß in diesem Wettbewerb, es ist wichtig, dass wir gut reinstarten“, sagte Kovac vor dem Spiel bei Amazon Prime Video. Die erste Chance hatte jedoch Juve. Khéphren Thurams Distanzschuss wurde von Felix Nmecha tückisch abgefälscht und BVB-Keeper Gregor Kobel musste seine ganze Klasse zeigen, um den Ball aus dem Winkel zu kratzen (4.). Bei auch am Abend noch sommerlich-warmen Temperaturen im Piemont entwickelte sich eine zerfahrene Partie. Zum Abschluss kam der BVB quasi gar nicht.
Zweite Hälfte kein Vergleich zur ersten
Womöglich, weil die Borussia die Juve-Abwehr nicht wirklich forderte, gingen die Gastgeber zunehmend in die Offensive. Das Team von Coach Igor Tudor zeigte auf dem Weg nach vorne teils ansehnliche Ballstafetten und holte einige Ecken heraus. Wirklich gefordert war Kobel dennoch erstmal nicht mehr. Ein Schuss des ehemaligen Leipzigers Loïs Openda stellte den Schweizer nicht vor Probleme.

Die Zuschauer in Turin sahen ein von engen Duellen geprägtes Spiel.
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Auch die erste Aktion nach der Pause gehörte Openda: Mit einem sehenswerten Fallrückzieher im Dortmunder Strafraum sorgte der Belgier für Szenenapplaus. Ein möglicher Treffer hätte jedoch wegen einer Abseitsstellung nicht gezählt.
BVB plötzlich torgefährlich
Kurz darauf schlug der BVB zu. Guirassy spielte zu Adeyemi, der 23-Jährige legte sich den Ball vor und schoss dann präzise von kurz vor der Strafraumgrenze ins Toreck. Euphorisch ließ er sich vor der Dortmunder Fankurve feiern. Zuvor war Maximilian Beier aus sehr spitzem Winkel noch am Pfosten gescheitert.
Dortmund fand nun deutlich besser ins Spiel. Der BVB trat plötzlich entschlossener auf und suchte konsequent den Weg zum Tor. Guirassy hatte die große Chance zum 2:0, scheiterte jedoch aus kurzer Distanz an Juve-Torwart Michele Di Gregorio.
Weil auch Juve beherzt Angriff, entwickelte sich eine große Fußballshow. Erst traf Yildiz per Traumtor zum Ausgleich, doch quasi direkt im Gegenzug ließ Nmecha die BVB-Anhänger erneut jubeln.
Doch damit war das Spektakel noch lange nicht vorbei. Juventus fand prompt eine Antwort und benötigte nur drei Minuten für den Ausgleich: Der eingewechselte Vlahović traf zum 2:2. Der BVB gab sich mit dem Punkt jedoch nicht zufrieden. Nach einem Abwehrfehler brachte Couto den BVB mit einem Schuss ins kurze Eck mit 3:2 erneut in Führung. Kurz darauf erhöhte Bensebaini per Handelfmeter auf 4:2 – die vermeintliche Vorentscheidung. Doch Juve schlug in der Nachspielzeit noch einmal zurück: Erst verkürzte Vlahović, dann bereitete er auch noch den späten Ausgleich durch Kelly vor. (dpa)