Bundesliga-KommentarDen Saisonabbruch muss keiner beschließen, er ist die Realität

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Das leere Rhein-Energie-Stadion des 1. FC Köln

  • Der Kampf der Klubs um Szenarien des Wiedereinstiegs ist legitim und nötig.
  • Der Fußball hat Phase zwei erreicht: Die individuelle Anstrengung braucht ein Ziel
  • Die Internationale Olympische Komitee ist noch weit von dem Punkt entfernt, die Realität anzuerkennen. Ein Kommentar.

Köln – Die 36 Vereine unter dem Dach der Deutschen Fußball-Liga werden am Dienstag eine Ausweitung der Spielpause „beschließen“. Wieder wird das kein Beschluss sein, sondern ein unausweichliches sich Fügen in die Tatsache, dass kein Fußball gespielt werden kann. Man wird wieder ein vorläufiges Datum zur Begrenzung der Zwangspause benennen. Und wieder wird es Leute geben, die sagen: Lasst es doch einfach! Sagt die Saison ab und wartet, bis alles vorbei ist.

Mit einem klaren Plan durch ein winziges Zeitfenster springen

Diese Meinung scheint realistisch, allerdings kann man ihr entgegnen: Für den Abbruch der Saison wäre nicht einmal eine Telefonkonferenz nötig, denn sie ist der Status Quo. Die Virus-Pandemie hat, außer in wenigen verrückten Ländern, alles unterbrochen und stillgelegt auf unbestimmte Zeit. Es ist eine unverrückbare Wahrheit, dass die deutsche Fußball-Saison, Stand jetzt, zu Ende ist ohne sportliche Entscheidung. Was alle nun brauchen ist ein Wunder und für den Fall dieses Wunders die Möglichkeit, mit einem klaren Plan durch ein winziges Zeitfenster zu springen.

Genau genommen verhandeln alle zusammen nur für diesen Fall. Vor zwei Wochen hat sich der Fußball noch in einer ganz anderen Realität befunden. Damals war es darum gegangen, den Ernst der Situation zu begreifen und Spiele vor großen Menschenmengen als Bedrohungen verstehen zu lernen. Das ist inzwischen allen gelungen.

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Wir befinden uns in Phase zwei. Schon wenige Tage der Fußball-Quarantäne haben ausgereicht, allen die Dimension der Herausforderung klar zu machen. Es droht kollektiv der Bankrott und individuell die Depression. Wer den Menschen die Fantasie nimmt, dass diese große gemeinsame Anstrengung ein benennbares Ziel hat, wird sie überfordern, selbst wenn das Ziel jetzt nicht auf den Tag genau benennbar ist. Das Ringen der professionellen Fußball-Klubs um Einstiegsszenarien für die Zeit danach ist deshalb legitim. Sie befinden sich in einer ganz anderen Situation als die Macher der Olympischen Spiele, die dabei sind, ein Phantomereignis einem Eröffnungsdatum entgegen zu managen, an dem sie alle scheitern werden. Der Fußball hat den Beschluss zum Abbruch aller Aktivitäten wie alle anderen Sportarten längst hinter sich. Olympia als Summe aller Sportarten muss sich dazu erst noch durchringen.

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