„Ich stech dich ab“Fußballer stellen sich in Video-Kampagne gegen Hass im Netz

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Screen Toni Kroos

Profifußballer Toni Kroos

Cybermobbing ist ein Problem unserer Zeit, jeder kann Opfer von Hass werden, und oft bleiben die Betroffenen allein mit ihren Erlebnissen und den Folgen. Das liegt auch daran, dass vielen, die digitale Gewalt anwenden, gar nicht bewusst ist, dass hinter den Accounts, auf denen sie ihre Opfer attackieren, tatsächlich Menschen stecken. Denn eine direkte Reaktion auf ihre Taten erhalten Cybermobber in der Regel nicht, daher bleibt der online geäußerte Hass für die Absender oft ohne Konsequenzen. Für die Adressaten jedoch nicht.

Angriffe im Netz auch auf Stars

Auch Profifußballer werden auf ihren Präsenzen in den Sozialen Medien immer wieder brutal angegangen. Sie werden beleidigt, bedroht – womöglich oft nur, weil die Mobber einen Weg suchen, ihrem persönlichen Frust über ein Fußballspiel ein rasches Ventil zu verschaffen. Doch dass auf der anderen Seite ihres Hasses ein Opfer sitzt, erfahren sie nicht. Fußballstars gelten wegen ihres privilegierten Lebensstils, des vielen Geldes und des Ruhms womöglich als immun gegen Angriffe. Doch Hass trifft jeden. Sogar einen Athleten, der beinahe unverwundbar erscheint.

Profis der Kölner Agentur Sports360 des Kölner Spielerberaters Volker Struth haben nun eine Initiative gestartet, um den Opfern von Cybermobbing ein Gesicht zu geben und dazu eine drastische Methode gewählt: In einem Videoclip lesen Stars wie Toni Kroos (Real Madrid), Dayot Upamecano (RB Leipzig) oder Timo Horn, der Torhüter des 1. FC Köln, Hassbotschaften vor, die sie auf ihren Social-Media-Kanälen erreicht haben. „Ich hoffe, du stirbst, du verdammter Afrikaner, du Bastard“, hört man Upamecano sagen; „ich stech dich ab“, liest Timo Horn. Auch den ehemaligen FC-Profi und gebürtigen Kölner Mark Uth haben Botschaften erreicht. „Ich hoffe, du liest das hier und verletzt dich so schwer, dass du nie wieder ein Spiel machen kannst. Du dreckiger Hundesohn.“

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„Wir wissen, wo ihr wohnt“

Die Drohungen gehen auch gegen die Familien der Spieler. Der Kölner Torhüter Ron-Robert Zieler trägt eine Botschaft vor, die ihn via Social Media erreichte: „Wir wissen, wo ihr wohnt, wo eure Kids zur Kita gehen. Du ehrenloser Pisser Mach den Enke und wirf dich vorn Zug.“

Volker Struth beobachtet die Fälle von Cybermobbing seit geraumer Zeit. „Der Hass kennt keine Grenzen. Nicht selten wird den Spielern sogar der Tod gewünscht. Das Ausmaß davon wollen wir mit dieser Aktion verdeutlichen. Und die Prominenz und Reichweite der Spieler nutzen, um auf dieses gesellschaftliche Problem aufmerksam zu machen“, sagt der Kölner.

Womöglich ist vielen Menschen, die womöglich aus einer spontanen Emotion heraus einen Spieler beschimpfen, überhaupt nicht bewusst, dass ihr Hass einen Menschen tatsächlich erreicht und verletzt. „Wir haben mit allen unseren Spielern über dieses Thema gesprochen. Nahezu jeder kennt es. Hass im Netz zu schüren, ist kein Dummer-Jungen-Streich. Es ist ein Verbrechen, dass viel zu oft ohne Konsequenzen bleibt. Es scheint so, als würde von einigen dieser Hetzer vergessen, dass hinter jedem Account, echte Menschen stecken. Was mich am meisten stört ist die Feigheit, dass sich die Hetzer hinter anonymen Profilen verstecken. Niemand sollte sich diesen Hass einfach gefallen lassen. Das Strafgesetzbuch gilt auch im Netz.“

Die Botschaft der Initiative ist eindeutig: „Hass ist keine Meinung Hinter jedem Bildschirm steckt ein Mensch“, heißt es am Ende des Clips.

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