KommentarDie neuen Milliarden bedeuten das Ende der Demut im Fußball

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Die Fernsehrechte werden trotz Corona-Krise wohl teurer.

  • Der Poker um die neuen Fernsehrechte hat begonnen und verspricht viel Geld.
  • Die Fans werden womöglich vier verschiedene Sender nutzen müssen.

Köln – Es ist wenige Wochen her, da durchzog eine Welle der Demut das Land. In den Wochen des Corona-Shutdowns schienen die Verhältnisse das richtige Maß anzunehmen. Das Wichtige war von Wichtigkeit, das Unwichtige plötzlich nebensächlich. Eine solche Nebensache schien der Fußball mit seinem Hang zur Übergröße, die in einer Zeit des Stillstandes plötzlich lächerlich wirkte. Alle erklärten brav, dass die Dinge zuvor offenbar aus dem Ruder gelaufen waren und die Zeit der finanziellen Exzesse bald vorüber sein werde.

Inzwischen wird wieder gespielt, in leeren Stadien zwar, jedoch bereits mit der Fantasie von begrenztem Publikum. Aber noch wichtiger: Es wird um die Fernsehrechte der Jahre 2021/2022 bis 2024/2025 gepokert. Und wenn nicht alle Prognosen ganz falsch sind, wird die Deutsche Fußball Liga für ihre beiden Ligen einen Betrag von weit mehr als fünf Milliarden Euro einnehmen.

Irgendwann wird Corona vorbei sein – aber Fußball nicht

Dieses Geld fällt nicht vom Himmel, es wird von großen Konzernen und Konsortien bezahlt. Sogar der Internet-Riese Amazon sitzt jetzt am Verhandlungstisch und treibt die Preise nach oben. Andere, wie der Sender Sky, bangen um ihre Existenz und werden alles riskieren müssen. Am Ende muss der TV-Fan möglicherweise vier Sender nutzen, um alles sehen zu können. Aber es wird erwartet, dass das wie immer viele fluchend tun werden. Irgendwann ist die Corona-Pandemie vorbei, aber der Fußball wird immer noch da sein. Und nur so wird man ihn ganz verfolgen können.

Soviel zum temporären Empfinden für eine bevorstehende Phase der Demut. Die Welt, in der wir leben, hat bis März nach den streng ökonomischen Prinzipien des maximalen Gewinns durch möglichst geringen Einsatz funktioniert. Das Mögliche war das Nötige. Die Zeit, in der dieses Gesetz außer Kraft ist, muss durch Rücklagen und Kredite finanziert werden. Bald werden die alten Gesetze wieder gelten. Dann wird abgerechnet.

Der bevorstehende Rekordvertrag des deutschen Fußballs ist, wenn er zustande kommt, ein Zeichen von Normalität. Man mag sie beklagen und verwünschen, aber eine andere wird nicht verfügbar sein. Es besteht immerhin die Chance, das viele Geld ein wenig gerechter zu verteilen als vorher. Das wäre immerhin ein Hauch von Demut.

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