Kommentar zum Krisenplan der BundesligaDer Sonderweg von König Fußball

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DFL-Chef Christian Seifert stellte am Donnerstag das das Sicherheitskonzept zur Wiederaufnahme der Bundesligen vor.

  • Die Bundesliga kann den Sonderweg als einzige Sportart überhaupt gehen, weil sie sich ihn wegen der TV-Verträge einerseits leisten kann und andererseits auf ihn angewiesen ist.
  • DFL-Chef Christian Seifert stellte den Krisenplan am Donnerstag fast staatstragend vor und probierte es mit einer cleveren Mischung aus Demut und Druck.
  • Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ist nicht falsch, meint unser Autor. Für den Profi-Fußball ist sie auch die einzige Chance.

Köln – Christian Seifert, dem Chef der Deutschen Fußball-Liga, liegt die Rolle des Krisenmanagers. Er wirkt glaubhaft und kann sich und seine Ware, den Profi-Fußball, gut verkaufen. Jetzt muss er ihn retten. Da wandelt er auf einem schmalen Grat zwischen Überlebenskampf und Glaubwürdigkeit. Das war Seifert Donnerstag nach der Mitgliederversammlung auch anzusehen, fast demütig erschien er.

Während weite Teile der Gesellschaft auf eine Rückkehr zur Normalität noch länger warten müssen, die Sportstätten fast überall geschlossen bleiben und eine Sportart nach der anderen kapituliert, plant die Bundesliga die Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Und die DFL-Führung behauptet, man beanspruche keinen Sonderweg. Das ist natürlich Unsinn, die geplanten Geisterspiele mit ihrem immensen Aufwand sind genau das: ein Sonderweg. Die Bundesliga kann ihn aber als einzige Sportart überhaupt gehen, weil sie sich ihn wegen der TV-Verträge einerseits leisten kann und andererseits auf ihn angewiesen ist –  König Fußball eben.

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Machen wir uns nichts vor: Zwar propagiert der Fußball seine gesellschaftliche Verantwortung und Vorbildfunktion, doch beim Neustart geht es vor allem ums Geld. Die Liga war zudem in der Lage, ein detailliertes Gesamt-Konzept vorzulegen – auch wenn einige Aspekte darin fast absurd erscheinen.

Argumente für den Restart der Bundesligen

Dennoch ist die Wiederaufnahme nicht falsch und für die Ligen existenziell. Wer diese radikal ablehnt, sollte sich bewusst sein, dass einige Traditionsklubs von der Bildfläche verschwinden würden. Es gibt für Geisterspiele auch eine Akzeptanz in der Bevölkerung. Entgegen den Behauptungen mancher Virologen und Politiker garantieren die Labore zudem Testkapazitäten für die Teams. Und mit dem Fußball und seiner Wirkung würde zumindest etwas Normalität in die Wohnzimmer einkehren. Dass Ablenkung in diesen Corona-Zeiten guttut, sehen auch viele Politiker so. Und die haben jetzt das letzte Wort.

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