Kölner Golf-ProfiNick Bachems rasanter Aufstieg in die Weltklasse

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Nick Bachem beim Abschlag

Nick Bachem beim Abschlag

Nick Bachem vom Marienburger Golfclub startet wenige Tage nach seinem Aufstieg bereits in Südafrika auf der DP World Tour. Für ihn beginnt nun ein neues Leben.

Nick Bachem muss früh aufstehen, um den Start in sein neues Lebens als Golf-Profi nicht zu verpassen. Um 9 Uhr Ortszeit schlägt er am Donnerstag im Houghton Club in Johannesburg den ersten Ball als offizieller Teilnehmer der DP World Tour, der höchsten Turnierserie des europäischen Golfsports. Neun Tage nach seinem nervenaufreibenden Saisonfinale ist der Kölner fast ganz oben angekommen.

Viel Zeit, um das erreichte zu realisieren, hatte der Top-Spieler des Marienburger Golfclub deshalb nicht. Zu aufreibend waren die letzten Tage im Kampf um die Tour-Karte gewesen.

Nick Bachem sichert sich Startberechtigung für die DP World Tour

Nachdem Nick Bachem die Qualifikation auf der Challenge Tour nur um vier Plätze verpasst hatte, entschied ein Sechs-Runden-Marathon im spanischen Tarragona über den Aufstieg. Nach einer furchtbaren 76er-Auftaktrunde reihte Bachem Birdie an Birdie und sicherte sich an einem Dienstag als sechstbester eines Riesenfeldes voller bekannter Namen, eine der 25 letzten Startberechtigungen für die DP World Tour.

Kurz danach saß Nick Bachem alleine im Auto und rief seinen Trainer und Mentor Peer Sengelhoff an. Der Head Pro des Marienburger GC und NRW-Stützpunkttrainer war überrascht vom Gefühlsausbruch seines Schützlings. „In so einer Situation ist man als Golfer schon ziemlich allein, da ist niemand, der mit einem feiert. Da sind Tränen geflossen“, berichtet Sengelhoff, „normal ist das nicht Nicks Art, aber er war so stolz darauf, es geschafft zu haben. Auch für mich war das emotional.Unsere gemeinsame Reise dauert ja jetzt schon fast 15 Jahre.“

Stützpunkttrainer schwärmt von Nick Bachem

Das Talent ist dem gebürtigen Neunkirchen-Seelscheider großzügig in die Wiege gelegt worden. Schon als Jugendlicher fiel er mit seinen enormen Längen und seiner herausragenden Schlägerkopfgeschwindigkeit auf.

Nick Bachem war bald der Amateur mit dem besten Handicap in Deutschland und wurde bei der Europameisterschaft 2020 Zweiter hinter Landsmann Matti Schmidt, der sich mittlerweile für die US-PGA-Tour qualifiziert hat, das Nonplusultra des Golfsports. Verletzungen und die Corona-Pandemie stoppten den Aufstieg des blonden Rheinländers, der im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Talenten nicht den Weg über das US-Collegesystem eingeschlagen hatte. Familienmensch Bachem durchlief das deutsche Nachwuchsprogramm und wurde von der Bundeswehr-Fördergruppe finanziell abgesichert. Dennoch stand sein sportliches Schicksal 2020 noch in den Sternen.

Nick Bachem hat klare Ziele

Dann folgte ein überragendes Jahr in er drittklassigen Pro Tour und der harte Kampf in der Challenge Tour, die voller ehemaliger Top-Spieler ist, ehe der letzte Schritt in der Qualifying School gelang.

Noch bevor die talentsüchtigen Agenten des Golfsports bei Familie Bachem in Neunkirchen-Seelscheid vorstellig werden konnten, saß der Jung-Profi schon im Flugzeug nach Südafrika, wo er seine ersten beiden Turniere im neuen Golf-Leben spielen wird. Das Ziel ist klar definiert: Cuts schaffen, gute Ergebnisse erzielen, Punkte und Geld sammeln.

Nick Bachem auf der DP World Tour: Eine Woche Profi-Golf kostet 5000 Euro

Sein Profi-Jahr in der European Tour hat dem Kölner knapp 90 000 Euro eingebracht, kaum genug, um die Unkosten zu decken. Klubchef und Bauunternehmer Paul-Bauwens Adenauer hat das größte Talent seines Vereins bislang finanziell unterstützt. Doch jetzt ändern sich die Dimensionen. Eine Turnierwoche auf der DP World Tour kostet einen Profi rund 5000 Euro, bei etwa 25 Turnieren, für die Nick Bachem aktuell sicher qualifiziert ist, kommt da ein sechsstelliger Betrag zustande. Dafür sind die Preisgelder um ein Vielfaches höher als bisher.

Noch gehört der 23-Jährige nicht zum Kreis der europäischen Top-Spieler, denen die Startberechtigung für alle Turniere der massiv dotierten Rolex-Serie (bis zu zehn Millionen Euro pro Event) sicher ist. Aber genau da will er hin. An Selbstbewusstsein mangelt es dem Kölner Duo Sengelhoff/Bachem nicht. „Unser Traum wäre natürlich, wenn wir uns für das Turnier der 50 Besten am Saisonende in Dubai qualifizieren würden“, erklärt der Trainer. Dieses Turnier wurde als Schlusspunkt der abgelaufenen Saison vergangenen Sonntag vom spanischen Super-Star Jon Rahm gewonnen, die Gesamtwertung sackte der nordirische Held Rory McIlroy ein. Normalerweise spielen diese Giganten auf der US-Tour, zu den großen Ereignissen kehren sie allerdings zu ihren europäischen Wurzeln zurück und plündern die Geldtöpfe.

Ich bin so froh, es geschafft zu haben, denn eigentlich geht es jetzt erst los.
Nick Bachem

In seinem Werkzeugkoffer des Golfspiels hat Bachem alles, was zum großen Durchbruch nötig ist. Von den inzwischen 14 deutschen Spielern auf der DP-World-Tour nimmt er zudem am natürlichsten die Rolle des Sunnyboys ein. Was dem blonden Rheinländer noch fehlt, ist Konstanz. Obwohl er inzwischen mit einem englischen Caddie unterwegs ist, bleibt Peer Sengelhoff der wichtigste Bezugspunkt für Nick Bachem. „Davon gehe ich zumindest aus“, sagt der Trainer, „wir haben ständig Kontakt, ich werde so alle drei Wochen bei ihm sein. Aber sportlich muss Nick den nächsten Schritt jetzt alleine tun. Bei den Turnieren, im Kampf gegen die anderen. Da kann ich ihm nicht helfen.“

Mit 23 Jahren fühlt sich Nick Bachem bereit dafür. Vor seinem Abflug nach Südafrika sagte der zweite Kölner Golf-Profi der Neuzeit nach Heinz-Peter Thül zum „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Ich bin so froh, es geschafft zu haben, denn eigentlich geht es jetzt erst los.“

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