Eishockey-PlayoffsDie euphorischen Kölner Haie arbeiten weiter an ihrem Wunder

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Haiebild

Jubelnde Haie mit Kapitän Moritz Müller (l.)

Köln. – In den Playoffs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) wird alle zwei Tage gespielt, und deshalb haben sich die Kölner Haie am Mittwoch, dem Tag nach dem 4:3-Sieg gegen den ERC Ingolstadt, schon auf den Weg zum Auswärtsspiel gemacht. In Ingolstadt treten sie am Donnerstag (19.30 Uhr, live bei Magenta Sport) in der zweiten Partie der Pre-Playoff-Serie im „Modus Best of 3“ gegen das Team aus Oberbayern an. Die Rechnung ist einfach: Falls die Kölner wieder gewinnen sollten, ständen sie schon im Viertelfinale. Bei einer Niederlage käme es am Freitag in Ingolstadt zu einem Entscheidungsspiel.

In den Playoffs wird viel gespielt, aber möglichst wenig geredet, denn auf keinen Fall soll der Gegner Informationen erhalten, aus denen er Nutzen ziehen könnte. Uwe Krupps Kommentar zu dem Erfolg, den der KEC vor 10 091 Zuschauern in der Lanxess-Arena feierte, fiel deshalb sehr oberflächlich aus. Der Haie-Coach sprach von „immer engen Spielen“ gegen Ingolstadt und fügte hinzu, dass es am Donnerstag im zweiten Spiel von Neuem losgehe.

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Stürmer Maxi Kammerer, Schütze des ersten Kölner Treffers in der dritten Minute, war ein wenig auskunftsfreudiger. „Wir haben uns vorgenommen, das erste Spiel zu gewinnen, das haben wir geschafft. Jetzt wollen wir in Ingolstadt den Sack zu machen“, sagte der 25-Jährige – und: „Ich glaube nicht, dass wir viel ändern müssen. Wir spielen in den letzten Wochen konstant. So müssen wir weitermachen.“

Die Haie spielten am Dienstag auf jeden Fall ein Stück zielstrebiger, dynamischer und auch geduldiger als der Gegner, dem seine drei Top-Verteidiger Ben Marshall (Syndesmosebandriss), David Warsofsky (Oberschenkelverletzung) und Mat Bodie (Infekt) fehlen. Stürmer Frederik Storm musste die Saison wegen eines Handbruchs vorzeitig beenden.

Beim KEC fiel nur Angreifer Sebastian Uvira kurzfristig aus, für den Marcel Müller ins Team rückte und einen guten Part spielte. Auch die Defensive funktionierte nach anfänglicher Hektik. Der norwegische Verteidiger Jonas Holös, der den siebten Einsatz nach einer schweren Knieverletzung absolvierte, scheint keine größeren Probleme mehr zu haben. Er spielte mehr als 23 Minuten und bildete zusammen mit dem US-Profi Patrick Sieloff ein starkes Duo. Haie-Kapitän Moritz Müller, dem vor dem ersten Tor des ERC ein Abspielfehler unterlaufen war, bügelte seinen Fauxpas mehrfach aus: Mit einem Tor und zwei Assists war er Kölner Topscorer der Begegnung.

Die Haie, deren weitere Treffer Alexander Oblinger und Landon Ferraro erzielten, hatten sichtlich Freude am ersten Playoff-Spiel des KEC seit drei Jahren. Der Kanadier Ferraro schien sogar völlig beseelt von dem Erlebnis Playoff-Eishockey, das er in der DEL zum ersten Mal hatte. „Es ist beeindruckend, es ist mein drittes Jahr hier in Deutschland. Die Halle ist wieder offen, die Fans sind wieder da. Deshalb spielt man Eishockey“, sagte der 30-Jährige im Interview nach dem Spiel bei „Magenta Sport“.

Ferraro und seine Teamkollegen drehten am Dienstag sogar eine Ehrenrunde auf dem Eis, obwohl sich vorzeitige Feiern in den Playoffs aus Gründen des kollektiven Aberglaubens eigentlich verbieten. Doch alle, Profis wie Zuschauer, waren so glücklich, dass sie es riskierten.

"Es macht so viele Menschen glücklich"

2020 qualifizierten sich die Kölner nicht für die Endrunde, die dann wegen Corona abgesagt wurde. Auch 2021 verpassten sie die Teilnahme. „Es freut uns alle sehr, dass wir unseren Fans in den letzten Tagen so großartige Erlebnisse schenken konnten“, sagte KEC-Geschäftsführer Philipp Walter. „Es macht so viele Menschen glücklich, dass wir wieder gemeinsam Spiele in der Arena erleben können. Die Energie in der Halle war am Dienstag fantastisch.“ Die Stimmung war tatsächlich euphorisch, es war auch die erste Haie-Partie in der Lanxess-Arena ohne jegliche Corona-Restriktion seit zwei Jahren, die Maskenpflicht und die 3G-Regel fielen weg. So sah man sehr viele fröhliche Gesichter.

In den zuvor letzten Playoffs in Köln im Frühjahr 2019 kam der KEC mit Trainer Dan Lacroix bis ins Halbfinale, nachdem er den ERC Ingolstadt im Viertelfinale in sieben Partien bezwungen hatte. In der aktuellen DEL-Spielzeit, in der es viele Spielausfälle und Verlegungen gab, gilt ab dem Viertelfinale der Modus „Best of 5“, heißt: Wer dreimal gewinnt, ist weiter. Sollten die Haie die Pre-Playoffs überstehen, so ginge es für sie am Sonntag beim DEL-Hauptrunden Sieger Eisbären Berlin weiter. Und es gäbe am kommenden Dienstag wieder ein Playoff-Heimspiel in der Lanxess-Arena.  

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