Der finnische Haie-Coach Kari Jalonen verlässt den Verein nach der Saison - und würde sich gern mit dem Titelgewinn verabschieden.
Gelungene MischungWarum die Kölner Haie besser sind als in anderen Jahren

Patrick Russell, Valtteri Kemilainen, Moritz Müller und Gregor MacLeod freuen sich über das Tor von Patrick Russell.
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Kari Jalonen wirkte entspannt, als er am Sonntag über das 5:0 seiner Kölner Haie im DEL-Spiel gegen Aufsteiger Eislöwen Dresden sprach. Das lag nicht nur an der Höhe des Sieges, den seine Mannschaft vor 18.600 Zuschauern in der ausverkauften Lanxess-Arena gefeiert hatte, sondern auch daran, wie seine Spieler die Aufgabe gegen den Tabellenletzten angegangen waren: ohne Arroganz, konzentriert – und mit einem angemessenen, aber nicht verschwenderischen Energielevel.
„Wir waren von Anfang an da, sind sehr gut Schlittschuh gelaufen und waren scharf in den Zweikämpfen. Das waren die Schlüssel zum heutigen Ergebnis“, sagte der finnische KEC-Coach, der die Haie nach Saisonende verlassen und sich Tappara Tampere anschließen wird.
Verbesserte Vorraussetzungen
Natürlich würde Jalonen sich gern mit dem Gewinn der deutschen Eishockey-Meisterschaft aus Köln verabschieden – mit einem Erfolg, auf den der KEC seit mehr als 23 Jahren wartet. Zu einem solchen Coup gehört in einer Liga, in der die Topvereine leistungsmäßig eng beieinanderliegen, immer auch ein Stück Glück. Doch die Voraussetzungen beim KEC sind zurzeit so gut wie seit Langem nicht mehr – aus einer Reihe von Gründen.
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Sportdirektor Matthias Baldys, der den Kader zusammen mit Jalonen plante, legte nicht nur Wert auf mehr Qualität in der Tiefe, sondern ging auch Wagnisse ein. So trennte er sich von Stürmer Alexandre Grenier, dem zweitbesten Kölner Scorer der Vorsaison hinter Justin Schütz, der aus freien Stücken zu den Adlern Mannheim wechselte, weil die Haie beim Gehalt nicht mehr mithalten wollten. Beide Angreifer werden nicht vermisst. Der dänische Zugang Patrick Russell (19 Spiele, 14 Tore, 12 Vorlagen) spielt in der ersten Reihe so stark, dass der kanadische Mittelstürmer Gregor MacLeod mitgerissen worden ist – und sein ohnehin hohes Niveau weiter gesteigert hat. Mit elf Treffern und 18 Assists in 18 Partien liegt er an der Spitze der DEL-Scorer-Rangliste.
Neue Waffe Powerplay und Krake
Apropos gelungene Einkäufe: Im teaminternen Haie-Ranking liegen hinter MacLeod und Russell zwei weitere Neue – Verteidiger Valtteri Kemiläinen (19/7/7) und Stürmer Nate Schnarr (19/6/12). Die beiden tragen ebenso wie der finnische Verteidiger Oliwer Kaski maßgeblich dazu bei, dass das Powerplay der Haie zur Waffe geworden ist. 19 Überzahltreffer in 19 Begegnungen und eine Quote von 33,33 Prozent sind die aktuellen Spitzenwerte in der DEL.
Eine Eishockey-Mannschaft, die ganz nach oben will, braucht einen Torhüter mit herausragenden Fähigkeiten. Er ist wichtiger als etwa im Fußball, denn im Eishockey werden deutlich mehr Torschüsse abgegeben – und die Qualität des Keepers entscheidet oft unmittelbar über Sieg oder Niederlage. Die Haie scheinen mit dem am 20. Oktober verpflichteten Finnen Janne Juvonen den Richtigen gefunden zu haben. Zumindest ist der 31-Jährige voll eingeschlagen: Fünf Spiele, zwei Shut-outs und eine Fangquote von 95,31 Prozent lauten seine statistischen Werte. Juvonen ist sehr beweglich und reagiert mit großer Explosivität auf Pucks aus kürzester Distanz.
Dank seiner schnellen Reflexe und seiner breiten, flinken Beinarbeit wirkt er im Tor oft so, als hätte er mehr als zwei Arme und Beine. Deshalb nennen ihn Fans bereits „die Krake“ – sehr passend. Falls Juvonen die Form hält, ist er der Rückhalt, nach dem die Haie lange gesucht haben. Mit Felix Brückmann, der nach einer Knieverletzung wieder ins Training eingestiegen ist, und Tobias Ancicka haben die Haie zudem zwei hochwertige Goalies, die den Finnen bei Bedarf entlasten können.
In der vergangenen Spielzeit, seinem ersten Jahr in Köln, gelang es Coach Jalonen, die Haie mit in Bestform in die Playoffs zu bringen – und mit ihnen bis ins Finale zu stürmen. Es ist also bekannt, dass der 65-Jährige Formkurven richtig einschätzen und steuern kann. Erfahrung in diesem Bereich dürfte diesmal besonders wichtig werden, da die Liga wegen der Olympischen Winterspiele in Mailand vom 27. Januar bis 25. Februar pausieren wird. Danach folgt bis Mitte März ein Endspurt mit acht Spielen, in dem Jalonen seine Profis in Topverfassung bringen muss, bevor er in seine Abschieds-Playoffs mit den Haien geht.

