„Ich sehe im Moment zu viel Risiko“Uwe Krupp ist sauer auf seine heimschwachen Kölner Haie

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Uwe Krupp schreit auf der Bank beim Spiel seiner Kölner Haie.

Uwe Krupp schreit auf der Bank beim Spiel seiner Kölner Haie.

Beim 1:5 gegen Wolfsburg haben die Haie am Dienstag in der Lanxess-Arena einen Tiefpunkt erreicht. Es fehlte Vieles.

Die Lanxess-Arena, in der die Kölner seit 1998 spielen, ist bekanntlich die größte Halle ihrer Art in Europa. Sie bietet den Vorteil, dass beim Eishockey bis zu 18.600 Zuschauer möglich sind, somit eine große Show geboten werden kann. Sie hat beim Eishockey aber auch einen Nachteil: Erfahrungsgemäß ist es nicht es so, dass das Publikum die Heim-Mannschaft von allein nach vorn peitscht – wie es etwa in älteren Eishallen, in Iserlohn oder Straubing, regelmäßig geschieht. In der Arena müssen die Spieler auf dem Eis zunächst die Besucher begeistern, den Funken auf die Ränge überspringen lassen. Und erst dann ist die Halle voll da.

In Heimspielen ist deshalb Nervenstärke gefragt, die Partien sind mentale Herausforderungen, denen die aktuelle Kölner Mannschaft, wie der Verlauf der DEL-Saison 2023/24 zeigt, bisher nicht ausreichend gewachsen ist. Fünf Heimsiege in Deutz stehen sieben Niederlagen gegenüber, 33:37 lautet das Torverhältnis. Wobei die Haie am Dienstag einen Tiefpunkt erreichten. Beim 1:5 gegen Wolfsburg, erlitten vor 15.476 Besuchern, boten sie als Team ein trauriges Bild, spielten weitgehend ohne Härte, Kampfgeist, Emotion – und auch ohne Plan. Kurz: Viele der Dinge, die den Reiz des Eishockeys ausmachen, fehlten. Zudem begingen sie Fehler um Fehler und luden die nüchtern spielenden Wolfsburger zum Toreschießen ein.

Ein gutes Beispiel dafür war Treffer zwei der Gäste in der 14. Minute: Zunächst verloren die Haie ein Bully in ihrer Zone, der Außenstürmer rückte nicht schnell genug nach. Wolfsburgs Björn Krupp konnte von der blauen Linie schießen, Torschütze Luca Dumont, vor Mirko Pantkowskis Kasten postiert, hatte es ebenfalls leicht, da der Kölner Verteidiger zu weit von ihm weg war. Viele vermeidbare Fehler. Und dabei wollten die Haie Wiedergutmachung leisten für das 2:3 vom Freitag gegen Straubing.

Zu viele Fehler in entscheidenden Momenten

Trainer Uwe Krupp beschrieb das Debakel ausführlich: „Wir haben uns viel vorgenommen. Aber die Umsetzung… direkt bei den ersten Wechseln waren wir zu kompliziert. Und wenn du dann 0:3 zurückliegst, ist es schwer, sich zurückzukämpfen.“ Nach dem 1:3, das Gregor MacLeod in der 25. Minute bei Überzahl erzielte, „habe es etwas Energie in der Mannschaft gegeben“, erklärte der 58-Jährige weiter. Es seien aber zu viele Fehler in entscheidenden Momenten geschehen. „Es war ein Spiel, in dem nicht viel zusammengelaufen ist, in dem der Gegner effizient war, seine Tore machte in Situationen, in denen eigentlich keine Tore fallen sollten. “

Als den Haien Anfang des Monats und nach der Länderspielpause noch fünf Stammspieler fehlten (Andreas Thuresson, Jason Bast, Tim Wohlgemuth, Nick Bailen, Brady Austin), machten es die KEC-Profis besser. Sie waren konzentrierter, spielten schnörkelloser und defensivstärker als gegen Straubing oder Wolfsburg mit nur noch zwei Verletzten (Thuresson, Bast). „Mir fehlt Klarheit. In dem Zeitraum, in dem wir viele Verletzungen hatten, da war es eindeutig, wie wir spielen müssen. Mit der Rückkehr der Leistungsträger kommt ein anderes Element in unser Spiel. Ich sehe im Moment zu viel Risiko“, meinte Krupp. Und natürlich weiß er, dass es seine Aufgabe als Coach ist, den Spielern die richtige Linie zu verordnen.

Das aktuelle Team hat Krupp im Sommer mit einem angehobenen Etat selbst zusammengestellt. Seine Profis informiert er, wie er oft erzählt hat, früh in den Gesprächen über die spezielle Situation und die hohen Erwartungen in Köln. Denn nicht jeder Spieler hat nach Meinung des Trainers die mentale Eignung, für die Haie zu spielen. Überzeugt hat Krupps Auswahl bisher allerdings eher in fremden Hallen, wo sie sieben Mal gewonnen und nur dreimal verloren hat.

Sonntag Derby gegen Düsseldorfer EG

So gesehen dürfte es dem KEC entgegenkommen, dass nun zwei Auswärtsspiele auf dem Plan stehen: Am Freitag in Iserlohn (19.30 Uhr) und am Sonntag in Düsseldorf (14 Uhr). Vermutlich wird Angreifer Wohlgemuth wieder ausfallen, er zog sich am Dienstag eine Verletzung am Arm zu. Bast und Thuresson fehlen voraussichtlich weiter.

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