Nächster Haie-GegnerWas machen die Eisbären besser als der KEC?

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Berlins Trainer Serge Aubin erwartet am Freitag die Kölner Haie als Gegner.

Berlins Trainer Serge Aubin erwartet am Freitag die Kölner Haie als Gegner.

Die Mannschaft von Trainer Uwe Krupp spielt am Freitag bei den Eisbären, deren Umbruch bisher deutlich erfolgreicher verlaufen ist.

Im November, in der Zeit des Deutschland Cups, hat man im Eishockey einen ungefähren Eindruck von der Stärke der verschiedenen Mannschaften. Das lehrt zumindest die Erfahrung. Und wenn man sich nun kurz vor dem Start des Turniers in Landshut (8. bis 12. 11.) die Tabelle der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) anschaut, so erkennt man sofort: Der KEC, der mit seiner von Trainer Uwe Krupp neu formierten Mannschaft eigentlich hoch hinauswill, liegt deutlich hinter den eigenen Ansprüchen: als Tabellenachter, der sich nach einem guten Saisonstart im Sinkflug befindet, mit 24 Punkten aus 16 Spielen, 56:56 Toren und zuletzt drei Niederlagen nacheinander.

Hingegen sind die Eisbären Berlin, bei denen der KEC am Freitagabend (19.30 Uhr) im vorletzten Spiel vor der Länderspielpause antritt, genau dort, wo sie sich selbst sehen: Souverän an der Spitze des Klassements mit 35 Punkten und 69:35 Treffern aus den 16 Partien. Nach der vorigen Spielzeit, in der der neunmalige Eishockey-Meister zum ersten Mal seit 22 Jahren die Teilnahme an den Playoffs verpasst hatte, entschied sich Manager Stéphane Richer für einen Umbruch auf dem Eis. Trainer Serge Aubin durfte bleiben, im Sommer kamen zwölf neue Spieler, der Kader wurde zudem verjüngt.

Berliner Eisbären spielen so selbstbewusst wie in der Meisterjahren

Den Coach zu wechseln, sei kein Thema gewesen, sagte Richer unlängst im Interview mit dem „RBB“ und verwies darauf, dass sein frankokanadischer Landsmann Aubin in den Jahren zuvor zweimal mit den Eisbären Meister war. „Serge ist ein guter Trainer, wir glauben an ihn, und jetzt zahlt er das Vertrauen zurück und zeigt, dass er ein Top-Trainer ist“, sagte Richer unlängst dem „RBB“. Aubin ist seit 2019 Eisbärencoach, damals wurde er Nach-Nachfolger Krupps, der die Eisbären von 2014 bis 2018 betreute  – ohne Titelgewinn. Danach hatte Krupps heutiger Assistent Clément Jodoin für kurze Zeit an der Berliner Bande gestanden.

Die Eisbären spielen mittlerweile wieder so selbstbewusst, wie man sie aus ihren Meisterjahren kennt, sogar mit noch mehr Tempo und Offensivkraft. Am Sonntag gelang ihnen ein 10:2 in Nürnberg. Was läuft in Berlin also besser als bei den Haien, die im Sommer immerhin neun neue Profis holten und ihren Etat – genauso wie Berlin – erhöhten?

Ob Tobias Eder, Frederik Tiffels oder Blaine Byron, die Neuen haben sich in Berlin bislang alle bewährt. Auch beim KEC gibt es wenige Beanstandungen, was den Sturm angeht. Auf der Torwart-Position sieht es aber anders aus. Großen Anteil an den jüngsten Berliner Erfolgen hat Keeper Jake Hildebrand (30), den die Eisbären vom DEL-Konkurrenten Löwen Frankfurt verpflichtet haben und der voll eingeschlagen hat.

Kölner Goalies bleiben noch unter den Erwartungen

Mit einem Gegentorschnitt vor 1,91 pro Partie und der Fangquote von 93,04 Prozent liegt der US-Goalie auf Platz zwei im DEL-Torhüterranking. Vor ihm nur der zweite Eisbären-Goalie Jonas Stemmer (22) mit 93,22 Prozent, der allerdings erst zweimal gespielt hat.

Jake Hildebrand im Spiel gegen die Nürnberg Ice Tigers

Jake Hildebrand im Spiel gegen die Nürnberg Ice Tigers

Die Haie holten ihrerseits Tobias Ancicka (22) aus Berlin, der ein Duo mit Mirko Pantkowski bildet, der im zweiten Jahr in Köln aktiv ist. Beide Goalies bleiben allerdings bislang unter den Erwartungen – mit Gegentorschnitten von 89,47 (Pantkowski) und 85,71 Prozent (Ancicka). Falls keiner der beiden es schaffen sollte, konstant stabiler aufzutreten, haben die Haie ein Problem. Sie müssten eventuell in Betracht ziehen, eine ihrer zwei noch offenen Ausländerlizenzen für die Verpflichtung eines routinierten Goalies zu nutzen.

Ein weiterer Vorteil der Eisbären ist sicher auch, dass es bei ihnen eine andere Struktur der sportlichen Abteilung gibt: Aubin coacht, Richer sucht die Spieler aus und kümmert sich um deren Verträge. Der Etat muss vorher einmal vom Klubeigentümer, der Anschutz Entertainment Group, genehmigt werden, in diesem Rahmen haben die Eisbären dann einen großen Gestaltungsspielraum.

In Köln ist Krupp der Kopf der sportlichen Abteilung, als Trainer und Hauptverantwortlicher für die Auswahl der Spieler. Einen Manager auf Augenhöhe wie in Berlin gibt es nicht, nur einen sogenannten „Director Hockey Operations“, Matthias Baldys, der Krupp zuarbeitet. Sportliche Entscheidungen trifft aber der Trainer. Unter dem Vorbehalt, dass über allem Hauptgesellschafter Frank Gotthardt steht, der in wichtigen Dingen das letzte Wort hat.

In Berlin werden die Haie am Freitag auf Angreifer Andreas Thuresson verzichten müssen, der sich beim 2:3 n. V. gegen Schwenningen am Mittwoch verletzt hat. Auch der Einsatz von Verteidiger Nick Bailen ist gefährdet. Er reiste am Donnerstag nicht mit dem KEC-Team in die Hauptstadt, soll aber eventuell nachkommen. Es fehlen zu dem die Stürmer Jason Bast und Tim Wohlgemuth, beide werden erst nach dem Deutschland Cup wieder einsatzbereit sein.

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