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Regionalliga WestSaison gerät nach Klub-Pleiten zur Farce – Verband berät über Neuerungen

Lesezeit 4 Minuten
Vor einer Fankurve in einem Fußballstadion steht ein Schild mit der Aufschrift „Regionalliga West“.

Eine Arbeitsgruppe soll sich mit den bestehenden Rahmenbedingungen in der Regionalliga West befassen.

Zwei Vereinen ging während der Saison das Geld aus, einer zog sich vorsorglich zurück. Eine Entwicklung, die auch strukturelle Gründe hat.

Die am 14. Mai vom Westdeutschen Fußballverband veröffentlichte Meldung klingt auf den ersten Blick uninteressant. Der Fußballausschuss hat die Anträge für die Regionalliga West-Saison 2025/26 geprüft und die Zulassungen erteilt. „Damit steht fest, welche Vereine die formalen Voraussetzungen für eine Teilnahme erfüllen – vorausgesetzt, sie qualifizieren sich auch sportlich“, heißt es in der Mitteilung. Ein bürokratischer Vorgang, der nicht weiter kommentiert zu werden braucht, sollte man meinen. Wäre da nicht eine zurückliegende Spielzeit, deren sportlicher Verlauf einstweilen in den Hintergrund geriet.

Die mediale Berichterstattung konzentrierte sich in den vergangenen Monaten vor allem auf den Rückzug von Türkspor Dortmund und die Insolvenzen vom 1. FC Düren und dem KFC Uerdingen. Die selbsternannte „stärkste Regionalliga in Deutschland“ wurde plötzlich als „Pleite-Liga“ stigmatisiert, Funktionäre der Konkurrenz, darunter auch der Präsident von Fortuna Köln, Hanns-Jörg Westendorf, sorgten sich um die allgemeine Reputation. Die Saison 2024/25 geriet in Teilen zur Farce. Türkspor und Uerdingen standen als Absteiger fest, Düren verzichtete auf einen erneuten Lizenz-Antrag. Einziger sportlicher Absteiger ist deshalb Eintracht Hohkeppel.

20 Insolvenzfälle in 17 Jahren

Allerdings sind die diesjährigen Konkursfälle kein Novum: Wie das ZDF-„Sportstudio“ berichtet, haben seit 2008, als die Dritte Liga gegründet wurde, 19 Klubs in der Regionalliga Insolvenz angemeldet. Darunter sind sechs Vereine aus Nordrhein-Westfalen, beispielsweise Alemannia Aachen oder Rot-Weiss Essen. Der KFC Uerdingen ging in dieser Zeit sogar zweimal pleite. Von Ausnahmen kann also längst keine Rede mehr sein. Es gibt strukturelle Gründe, die diese Entwicklung befördern.

SC Fortuna Köln vs. MSV Duisburg, 4.Liga,     
2. von links: Hanns-Jörg Westendorf  (Fortuna), 14.09.2024, Bild: Herbert Bucco

Fortuna-Präsident Hanns Jörg Westendorf (M.)

Eine Ursache sei, dass die Regionalliga West zwar seit der Corona-Pandemie als Profiliga geführt werde, es aber dennoch eine „riesige Spannbreite“ bei den Vereinen gebe, erläutert Fortuna-Präsident Westendorf: „Da gibt es Vereine, für die ist sowohl was die Spielstätte angeht als auch finanziell das Maximum erreicht und da gibt es solche, zu denen ich auch uns zähle, die ambitioniert sind und den Aufstieg als Ziel haben.“ Diese Diskrepanz sorge vor allem für eingeschränkte Vermarktungsmöglichkeiten, „einfach deswegen, weil bei Vielen das Interesse gering ist“, so Westendorf.

Hauptproblem: Keine verpflichtende Wirtschaftsprüfung

In der abgelaufenen Saison erreichten über die Hälfte aller Klubs nicht mal einen vierstelligen Zuschauerschnitt. Sieht man vom MSV Duisburg ab, der mit durchschnittlich rund 17.000 verkauften Eintrittskarten alle anderen Vereine in den vierthöchsten Spielklassen überragte, kamen nur Fortuna Köln, der KFC Uerdingen und Rot-Weiß Oberhausen in der Regionalliga West auf rund 3000 Fans pro Heimspiel. „Zwischen 2008 und 2012 gehörten auch Rheinland-Pfalz und das Saarland zum Ligagebiet“, bemerkt Westendorf. Das habe die Liga attraktiver gemacht, weil auch fanstarke Vereine wie Eintracht Trier dabei waren. So oder so: „Es gibt keine 90 Vereine, die in der Regionalliga unter professionellen Bedingungen am Spielbetrieb teilnehmen können“, stellt er klar.

„Die unterschiedlichen Ausgangslagen innerhalb der Liga sind bekannt“, heißt es dazu vom Westdeutschen Fußballverband, der auch deswegen mittlerweile eine Arbeitsgruppe eingesetzt hat. Doch die ungleichen Voraussetzungen sind nicht das Hauptproblem. „Der Verband führt kein wirtschaftliches Zulassungsverfahren bei den Vereinen durch“, erklärt Westendorf. Es müssen lediglich 35.000 Euro als Kaution hinterlegt werden.

„Natürlich ist es jedem Verein selbst überlassen, wie er kalkuliert, aber bei uns sind das gut zwei Prozent des Etats für die Profi-Mannschaft“, ordnet er ein. Wie in der Rückrunde nochmal deutlich geworden sei, garantiere das keine zuverlässig planbare Saison. „Die Leidtragenden sind wir. Uns fehlen die Einnahmen von zwei Heimspielen. Das sind in der Summe 50.000 bis 60.000 Euro“, unterstreicht der 60-Jährige.

Bewusster Verzicht auf wirtschaftliches Zulassungsverfahren

Gemeinsam mit Marcus Uhlig, dem Vorstandsvorsitzenden von Rot-Weiß Oberhausen, war der Fortuna-Präsident am 13. Mai beim Westdeutschen Fußballverband zu Gast, um sich über eine mögliche Verbesserung der Zulassungsregularien auszutauschen. „Konkret ging es um die Überprüfung und Sicherstellung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von Vereinen und die infrastrukturellen Bedingungen“, verrät Westendorf. Lösungsansätze seien aber noch nicht zur Sprache gekommen.

Der Westdeutsche Fußballverband wollte bislang keine überfordernden Hürden einziehen. Zur Saison 2012/13 übernahm er die Trägerschaft der Regionalliga West. Damals „wurde in enger Abstimmung mit den Vereinen bewusst auf ein umfassendes wirtschaftliches Zulassungsverfahren verzichtet. Maßgeblich dafür waren der organisatorische und finanzielle Mehraufwand, der gerade für kleinere Klubs nur schwer leistbar gewesen wäre. Die Verantwortung für eine solide Finanzplanung liegt seither bei den Vereinen selbst“, teilt die in Duisburg sitzende Geschäftsstelle mit.

Dennoch wird eingeräumt: „Die aktuelle Saison hat Herausforderungen deutlich gemacht.“ Insofern sei auch eine mögliche Weiterentwicklung wirtschaftlicher Kriterien Bestandteil der Beratungen. In diesem Zusammenhang habe das Gespräch mit den Verantwortlichen von Fortuna Köln und Rot-Weiß Oberhausen stattgefunden. „Um die Liga weiterhin zukunftsfähig zu gestalten“, hole der Westdeutsche Fußballverband zurzeit von verschiedenen Vertretern Impulse ein.