Kölner WM-SensationDom-Shirt ausverkauft: Darts-Welt liegt Hempel zu Füßen

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Hempel neu

Florian Hempel im Ally Pally

London/Köln – In seinem ersten Siegerinterview sagte Florian Hempel vor laufenden Kameras: „Also das glaubt mir doch kein Mensch.“ Die Sensation der Weltmeisterschaft war keine zehn Minuten alt, und die Verwunderung begann gerade erst einzusetzen. Mit seinem 3:1-Sieg über den belgischen Weltklassespieler Dimitri van den Berg, die Nummer fünf der Welt, war der Quereinsteiger aus Köln endgültig in den Schlagzeilen angekommen.

Die Folgen sind für ihn massiv und erfreulich: 25 000 Pfund (rund 29 500 Euro) Siegprämie sind ihm bereits sicher. Am 27. Dezember (16 Uhr) kämpft der ehemalige Handballer gegen den Außenseiter Raymond Smith um den Einzug ins Achtelfinale. Der Australier gehört nicht zu den besten 100 der Weltrangliste. Hempel misst diesen Zahlen jedoch keine Bedeutung bei: „Das ist eine Weltmeisterschaft. Hier können alle Darts spielen. Die Tagesform wird entscheiden.“

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Alleine auf Sport1 sahen in der Spitze 1,1 Millionen Zuschauer, wie Hempel zu den Tönen von Brings („Kölsche Jong“) in den Alexandra Palace (Ally Pally) einmarschierte. Dazu kamen geschätzt weitere Hunderttausende auf Dazn. Sein Markenzeichen, das Trikot mit dem Kölner Dom darauf, war bereits am Mittwoch in vielen einschlägigen Stores ausverkauft. Der 31-Jährige erlebt den Hype um seine Person vor allem am Handy und in den sozialen Netzwerken mit, denn der Erfolg verdammt ihn dazu, Weihnachten in einem Hotel in der Nähe des Alexandra Palace verbringen zu müssen. „Ich werde mich auf mein nächstes Spiel vorbereiten. Ich habe keine großen Pläne, natürlich tut die Seele weh, aber ich wusste, auf was ich mich einlasse“, sagt Hempel, der auch die Omikron-Quarantäne nach einer Rückkehr in die Heimat gelassen auf sich nehmen wird.

Verblüffend war auch für die Experten des Darts, mit welchen Coolness sich der WM-Neuling gegen einen der besten Spieler der Welt auf der ganz großen Bühne bewegte. Auch als er nach einem ganz starken ersten Satz gegen Dimitri Van den Berg in Bedrängnis geriet, blieb Hempel gelassen und riss die Partie mit einer fantastischen Checkout-Quote von 75 Prozent herum. Das bedeutet, dass er 75 Prozent aller Versuche auf das Doppelfeld traf, mit dem ein Spiel (Leg) abgeschlossen werden muss. Top-Profis treffen in einer Partie normalerweise 40 Prozent dieser Felder.

In der Weltrangliste wird Hempel, der auf Position 87 zur WM reiste, einen Sprung unter die besten 65 machen. Mit dem Einzug ins Viertelfinale, der noch keinem deutschen Darts-Profi geglückt ist, würde er in die Region um 50 heranrücken. Schon das bisher Erreichte ist allerdings eine große Leistung in einer Sportart, in der das Preisgeld von zwei Jahren die Weltranglistenposition bestimmt. Und Hempel ist erst seit etwa einem halben Jahr Teil der Pro-Tour.

Die Darts-Welt und die Wahlheimat liegen dem gebürtigen Dessauer, der seit 2014 in Köln lebt und vor gut vier Jahren in seiner WG noch Pfeile auf eine Aldi-Scheibe geworfen hat, zu Füßen. Seine Reise geht weiter.  

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