Gründer der „Giants League“Seit 20 Jahren sucht und findet Heinz Schäfer aus Leverkusen Basketball-Talente

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Henning Harnisch und Heinz Schäfer während der Basketball-EM in Berlin

Heinz Schäfer (r.) mit Alba Berlins Vizepräsident Henning Harnisch während der Basketball-Europameisterschaft im vergangenen September in Berlin.

Mit dem Programm sollen vielversprechende Basketballer in Schulmannschaften entdeckt und den Vereinen zugeführt werden.

Heinz Schäfer war und ist ein Experte für den Nachwuchs. Für Schüler und junge Basketballer. Viele Jahre konnte der Ex-Bundesligaspieler im Trikot des damaligen TuS 04 Leverkusen, erfolgreicher Jugendtrainer und Gymnasiallehrer, seine Basketball-Expertise und seine Leidenschaft für diesen Sport an junge Menschen weitergeben.

Zahlreiche spätere Bundesligaspieler lernten bei ihm das Basketballspielen, unter anderem Detlef Schrempf, den Schäfer am Gymnasium Ophovener Straße vom Fußball weglockte. Schrempf war später der erste deutsche Superstar in der amerikanischen Profiliga NBA.

Es war eine Zeit, in der ehemalige und zum Teil damals noch aktive Bayer-Basketballer zugleich auch als Jugendcoaches aktiv waren: Klaus Greulich, Dieter Kuprella, Achim Kuczmann und Otto Reintjes sind da weitere bekannte Namen.

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Als Lehrer und Organisator einer Basketball-AG an seiner Schule hatte Heinz Schäfer schon immer Zugriff auf Jugendliche, die eine Affinität zu Ballsportarten zeigten. „Einige Talente hatten aufgrund ihrer koordinativen Fähigkeiten auch sehr gute Anlagen für das Basketballspiel. Den Spaß hieran haben sie in den Basketball-AGs der Schulen gefunden, aus denen heraus die Schulmannschaften gebildet wurden, die sich dann einmal im Jahr zu den Stadtmeisterschaften trafen“, erklärt Schäfer.

Thomas Röhrich nimmt entscheidenden Einfluss

Dies reichte ihm aber nicht, es war ihm zeitlich zu eindimensional. „Wenn das Turnier gespielt war, passierte anschließend ein Jahr lang nichts mehr. Und die Jugendlichen wanderten wieder ab. Es gab keine Anreize mehr, weiter Basketball zu spielen oder sogar in einen Verein zu gehen“, erklärt der mittlerweile verrentete Ex-Lehrer.

Vor knapp 20 Jahren, als Heinz Schäfer eigentlich die AG-Arbeit zu den Akten legen wollte, stimmte ihn in Thomas Röhrich einer seiner Ex-Spieler um, da ausgerechnet in diesem Jahr dessen Kinder zu besagter Schule kamen. So konzipierten der Biologie- und Sportlehrer und sein neuer AG-Helfer Thomas Röhrich, der es als Spieler bis in die Nationalmannschaft gebracht hatte, einen ganzjährigen Liga-Spielbetrieb für Schulmannschaften. Die Idee der Giants-League war geboren.

Mit der Umsetzung dieser Idee sollten Talente frühzeitig in Schulen entdeckt und dann den Vereinen zugeführt werden. Schäfer, Röhrich und Basketball-Legende John Ecker, der damals als Lehrer am Landrat-Lucas-Gymnasium aktiv war, stellten das Konzept Otto Reintjes vor. Reintjes war Geschäftsführer der Bayer-Basketballer. Er sah den vielfältigen Nutzen der Idee und gab sein Okay zur Unterstützung.

Noch im selben Jahr startete die Giants League mit sechs Schulmannschaften. Und sie läuft noch heute. Zu ihren „besten“ Zeiten nahmen bis zu 20 Schulteams am Spielbetrieb teil, aktuell spielen in der im November gestarteten Giants League zehn Schulteams.

Spieler der Giants League entwickelten sich zu Bundesligaprofis und Nationalspielern

Die Spieler, die aus diesen Schulmannschaften hervorgingen, waren und sind zum Teil noch immer Mitglieder der Leverkusener Basketball-Vereine. Ob in Opladen, Steinbüchel oder beim TSV Bayer 04. Einige wurden sehr erfolgreich: Martin Breunig wurde 2004 zum MVP des Finals der Giants League gekürt und ist seit vielen Jahren in der Bundesliga unterwegs. Ein weiterer früherer Giants-League-Akteur stand erst im vergangenen Jahr bei der Basketball-Europameisterschaft mit seinem Team im Fokus: Christian Sengfelder. Der gebürtige Leverkusener, seit ein paar Jahren im Bamberg unter Vertrag, hatte ebenfalls an der Nachwuchs-Liga der Schulmannschaften teilgenommen.

Henning Harnisch nahm sich die Idee der Giants League für Alba Berlin zum Vorbild

Die Giants-League hatte schnell auch über Leverkusen hinaus einen sehr guten Ruf. So wurde Heinz Schäfer 2007 vom Deutschen Basketball-Bund (DBB) auf Vermittlung von Bundestrainer Dirk Bauermann eingeladen, das Konzept vorzustellen. „Zufälligerweise“ wollte der Verband dann zwei Jahre später in Anspielung auf Dirk Nowitzki unter dem Namen „Be like Dirk“ ein der Giants League sehr ähnliches Konzept für alle Bundesliga-Vereine verpflichtend machen. Nach zwei Jahren verlief „Be like Dirk“ aber im Sande. Es fehlten wichtige Stellschrauben für eine nachhaltige Umsetzung.

Als es an Sponsoren mangelt, steigt die Bayer AG in die Förderung ein

Diese Elemente der Nachhaltigkeit erkannte aber ein anderer Ex-Leverkusener, der mittlerweile bei Alba Berlin, zuerst als Spieler, später als Verantwortlicher für den Jugendbereich, unterwegs war: „Flying“ Henning Harnisch. Harnisch hatte sich mit Heinz Schäfer nach dem DBB-Vortrag ausgetauscht, später lud er Schäfer nach Berlin ein.

Und Harnisch hörte genau hin. Die Rekrutierung von Talenten und die Jugendarbeit von Alba Berlin ist seit vielen Jahren eine der besten und erfolgreichsten in Deutschland. Harnisch, der sich mit Heinz Schäfer während der letztjährigen EM in Berlin traf, hatte die Bedeutung der „Schularbeit“ erkannt. „Sehr gerne erinnere ich mich an Dich und die damalige Vorstellung des Konzeptes. Es war mir immer ein wichtiges Vorbild“, so schrieb er an Schäfer im Vorfeld der Europameisterschaft.

Heinz Schäfer, der 2012 massiv um den Fortbestand der Giants League bangen musste, da Sponsoren fehlten, was zur Gründung eines Fördervereins und zum Einstieg der Bayer AG in die Förderung führte, erklärt: „Es ist schön zu sehen, dass das von uns entwickelte Konzept immer noch greift, wirkungsvoll und erfolgreich ist. Ich würde mir von Herzen wünschen, dass unsere Leitidee, schlagkräftige Spitzenmannschaften auf der Grundlage der ortsansässigen Schulen zu entwickeln, in ähnlicher Konsequenz wie in Berlin auch in Leverkusen umgesetzt werden könnte.“

Lange Zeit war es früher ein fast schon normaler Zustand, dass auch ein paar Leverkusener in der Bundesliga-Mannschaft des Vereins spielten. Ein wichtiger Faktor zur Identifikation für die Zuschauer.

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