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Leverkusens Hürdensprinterin Franziska Schuster„Ich bin in der Form meines Lebens“

3 min

Franziska Schuster vom TSV Bayer 04 Leverkusen während der Universiade in Bochum. 

Im Interview spricht die 23-Jährige über ihre Chancen bei den Deutschen Meisterschaften in Dresden und den Umgang mit gesundheitlichen Rückschlägen. 

Frau Schuster, am Wochenende reichte es bei der Universiade in Bochum-Wattenscheid trotz guter Form nur für Platz sechs über 100 Meter Hürden. Wie bleiben die Spiele an Rhein und Ruhr bei Ihnen in Erinnerung?

Franziska Schuster: Losgelöst vom Ergebnis bin ich unheimlich stolz auf meinen Auftritt. Es war ein cooles Erlebnis und viele Momente werden unvergesslich bleiben. Die Eröffnungsfeier hat sich ein bisschen wie kleine Olympische Spiele angefühlt. Leider hat man nachher nicht mehr so viel von den übrigen Sportarten mitbekommen, aber bei uns im Stadion war es richtig cool. Es waren so viele Leute da, die ich kenne, Familie und Freunde. Wenn man dann noch im Deutschland-Trikot auf die Bahn geht, ist das unfassbar gut. Daher konnte ich bei allem Ärger über meine Leistung im Finale auch nicht lange enttäuscht sein. Außerdem war es vielleicht ein guter Weckruf für die Deutsche Meisterschaft.

Im Wattenscheider Lohrheidestadion haben Sie in 12,92 Sekunden im Halbfinale Ihre persönliche Bestzeit erneut getoppt. Sind Sie in der Form Ihres Lebens?

Ja, ich denke, es ist die beste Form bislang. Aber in den kommenden Jahren kann sich noch mehr entwickeln.

Im Frühling des vergangenen Jahres waren Sie schon einmal in Topform. Die Olympischen Spielen in Paris waren ein realistisches Ziel, ehe Sie vom Pfeifferschen Drüsenfieber gestoppt wurden.

Das stimmt. Der Vergleich mit 2024 ist allerdings schwierig. Ich musste das Training ja abbrechen, bevor ich so richtig bereit für den Wettkampf war. Aber der Blick zurück bringt ja auch nicht viel. Ich habe keine Angst, Vergleichbares nochmal zu erleben. Und auf schwere Krankheiten oder Verletzungen kann man sich auch nicht wirklich vorbereiten.

Der Weg zurück war sicher nicht einfach. Hat die Erfahrung Spuren hinterlassen?

Ich bin vor großen Wettkämpfen bestimmt etwas vorsichtiger geworden, auch wenn ich mir generell keine großen Sorgen mache. Und ich habe erkannt, dass man, wenn alles gut läuft, zwischendurch mal innehalten und dankbar sein sollte. Der Umgang mit der Erkrankung hat mir außerdem gezeigt, wie wichtig es ist, die Dinge lösungsorientiert anzugehen. Klar, kann man sich nach einem Rückschlag auch mal ein paar Tage mental verkrümeln. Letztlich geht es aber darum, schlechte Nachrichten schnell abzuhaken und andere Lösungswege zu finden. Das ist mir gut gelungen.

Am Wochenende steigen die Deutschen Meisterschaften in Dresden. Mit welchen Erwartungen treten Sie die Fahrt nach Sachsen an?

Ich will am Samstag noch besser laufen als zuletzt und vielleicht gelingt es mir, meine persönliche Bestzeit nochmals zu steigern. Eine konkrete Zeit peile ich aber nicht an. Das würde mir auch nicht weiterhelfen. Das Feld wird auf jeden Fall krass, es wird richtig spannend und trotzdem will ich Gold angreifen.

Wer dürften die ärgsten Konkurrentinnen sein?

 Das ist schwer zu sagen. Es geht super eng zu. Sechs Athletinnen sind dieses Jahr schon unter 13 Sekunden gelaufen: Ricarda Lobe, Rosina Schneider, Hawa Jalloh, Naomi Krebs, Amira Never und ich. Die Tagesform wird entscheiden. Wer am wenigsten Fehler macht, gewinnt.

Wann geht es denn los in Richtung Dresden?

Wir brechen am Donnerstag auf, denn vor uns liegt eine lange Fahrt. Mit der Trainingsgruppe ist es eine entspannte Tour. Niemand ist da schon in Kämpferstimmung. Das wäre zu früh. Manche quatschen, andere hören Musik. Ich bin da die Mischung, quassele viel und mache mir zwischendurch mal Musik an.

Welche Ziele verfolgen Sie in dieser Saison noch?

Auf jeden Fall steht die WM in Tokio auf meiner Liste. Auch wenn ich noch nicht dabei bin und noch einiges kommen muss. Von den 12,73 Sekunden als Norm bin ich schließlich ein gutes Stück entfernt. Aber ist es mein großes Ziel, mein Traum dabei zu sein. Wenn ich nicht daran glaube, werde ich es auf keinen Fall schaffen. 


Zur Person

Franziska Schuster (23) ist eine der schnellsten deutschen Hürdensprinterinnen. Seit ihrem Wechsel vom TuS Xanten zum TSV Bayer 04 Leverkusen im Jahr 2020 feierte sie einige Erfolge. Herausragend war der Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2023 in Kassel. Ihre Bestzeit über 100 Meter Hürden stellte Sie bei der Universiade vor wenigen Tagen auf. Sie liegt bei 12,92 Sekunden. Neben der Leichtathletik absolviert Schuster ein Biologie-Studium in Köln. (wok)