„Kaputt, einsam und müde“Ex-Bundestrainerin Voss-Tecklenburg spricht in emotionalem Interview über Panikattacken

Lesezeit 3 Minuten
Martina Voss-Tecklenburg schildert in einem ZDF-Interview, nach dem WM-Aus psychisch und physisch am Ende gewesen zu sein. (Archivbild)

Martina Voss-Tecklenburg schildert in einem ZDF-Interview, nach dem WM-Aus psychisch und physisch am Ende gewesen zu sein. (Archivbild)

Historisches WM-Aus, Krankheit, Fehler – die ehemalige Frauen-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg spricht erstmals über ihre harte Zeit.

Ex-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat erstmals über ihre psychischen Probleme nach dem WM-Aus der deutschen Fußballerinnen gesprochen und auch Fehler eingeräumt.

Sie sei nach dem WM-Aus fassungslos gewesen, sie habe erstmal „selber klarkommen“ müssen, sei „kaputt, einsam und müde“ gewesen. Ein Gefühl von Druck auf der Brust, Panikattacken und Schlaflosigkeit seien die Folge gewesen, sagte die 55-Jährige in einem ZDF-Interview, zur internen und öffentlichen Kritik. 

Martina Voss-Tecklenburg gibt erstmals nach Krankheit ausführliches Interview

Sie habe sich nach der enttäuschenden WM Gedanken um ihre Zukunft als Trainerin gemacht. Nach vielen Gesprächen und Selbstreflexion sei sie zu der Erkenntnis gekommen, weitermachen zu wollen. So ganz überzeugt sei sie von dieser Entscheidung aber selbst nicht gewesen, schildert Voss-Tecklenburg.

„Da sind Ängste, da ist eine Unsicherheit, da ist eine Leere in meinem Kopf“, so die Ex-Bundestrainerin über ihren damaligen Zustand. Nach weiteren Gesprächen mit dem Trainerteam habe sie dann den Dialog mit ihrem Mann gesucht. „Ich bin ich dann quasi komplett zusammengebrochen“, so Martina Voss-Tecklenburg im ZDF-Interview. Ihre mentale Verfassung sei es ihr nicht möglich gewesen, positiv nach vorne zu schauen.

Martina Voss-Tecklenburg schildert Symptome einer Depression

Die Ängste, die Unsicherheit und die Leere in ihrem Kopf seien immer stärker geworden – fast so, „als hätte man mir den Stecker gezogen“. Der Deutsche Fußball-Bund hatte Anfang September bekannt gegeben, dass Voss-Tecklenburg erkrankt sei.

Ich war krank und ich wusste auch nicht, wie lang geht dieser Prozess. Ich habe gemerkt, ich muss jetzt nur für mich da sein. Und das habe ich versucht.
Martina Voss-Tecklenburg

Ohne das Wort in den Mund zu nehmen, schildert Martina Voss-Tecklenburg Symptome einer Depression. Ein Arzt habe ihr erklärt, dass ihr „Akku leer ist“ und eine Gefahr für eine Depression bestehe. Sie sei in der Folge wochenlang krank gewesen, habe viel geweint, sei auch körperlich am Ende gewesen. Ihr sei es deswegen auch nicht möglich gewesen, mit dem Trainerteam oder den Spielerinnen zu kommunizieren. 

Martina Voss-Tecklenburg räumt Fehler im Umgang mit Spielerinnen ein

Nach einer langen Hängepartie setzte der DFB Horst Hrubesch als Interimstrainer für die deutschen Frauen ein, die bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland in der Vorrunde gescheitert waren. Den bis 2025 laufenden Vertrag mit Voss-Tecklenburg hatte der DFB Anfang des Monats aufgelöst

Die 55 Jahre alte Voss-Tecklenburg und der DFB sprächen „derzeit in erster Linie“ über Anwälte miteinander, teilte der Verband im Oktober mit. Aus dem Team gab es öffentlich kaum Empathie. Von den Spielerinnen um Kapitänin Alexandra Popp machte sich öffentlich zuletzt keine mehr für eine Rückkehr der einstigen Bundestrainerin stark.

Voss-Tecklenburg hatte zuletzt auch Kritik auf sich gezogen, weil sie zwei Vorträge hielt, obwohl sie zu jenem Zeitpunkt vom DFB noch nicht wieder als gesund gemeldet worden war. Sie habe für sich entschieden, das eine habe nicht mit dem anderen zu tun. „Ich habe dann die öffentlichen Auftritte gemacht. Im Nachhinein kann man sagen: Wie dumm – Fehler“, sagte Voss-Tecklenburg nun.

Zu dem Vorwurf einiger Spielerinnen, sie hätten sich im Stich gelassen gefühlt, sagte Voss-Tecklenburg, das könne sie „verstehen“. „Da habe ich den ein oder anderen Moment versäumt.“ Auf die Frage, wie es ihr jetzt gehe, sagte Voss-Tecklenburg zu Beginn des Interviews: „Gut – wieder. Ich bin auf einem guten Weg.“ (mit dpa)

KStA abonnieren