Das 0:2 in Wien schlägt auch zwei Tage nach dem mehr als ernüchternenden Auftritt hohe Wellen. Während in Deutschland zahlreiche Experten der Nationalmannschaft nahezu alles absprechen, läuft in Österreich eine hitzige Diskussion um Bundestrainer Julian Nagelsmann. Im Zentrum der Debatte um Unsportlichkeit steht dabei eine Szene, die sich kurz nach Halbzeit im Ernst-Happel-Stadion abspielte.

Deutschland gegen Österreich: Vorwürfe gegen Julian Nagelsmann – Was geschah in der 51. Minute?

Die Rede ist von der 51. Spielminute, zu diesem Zeitpunkt führt die Heimmannschaft bereits mit 1:0 und verfügt zudem seit dem Platzverweis von Leroy Sané in der 49. Minute von einer numerischen Überlegenheit.

Kurz bevor sich Deutschlands Nationaltorwart Kevin Trapp für einen Abstoß im deutschen Strafraum bereit macht, gibt der 33-Jährige plötzlich ein Zeichen. Der Torhüter signalisiert Probleme und fordert eine ärztliche Behandlung ein.

Und so kommt es dann auch. Schiedsrichter Slavko Vincic aus Serbien unterbricht das Spiel, Betreuer betreten den Platz und kümmern sich um Trapp.

Julian Nagelsmann nutzt Unterbrechung nach Verletzung von Kevin Trapp zu taktischen Maßnahmen

Die Unterbrechung nutzt Bundestrainer Julian Nagelsmann, um nach der roten Karte sein Team neu einzustellen, er gibt der dezimierten Mannschaft taktische Anweisungen. Soweit nichts Ungewöhnliches, doch österreichische TV-Experten erheben schwere Vorwürfe gegen Bundestrainer Julian Nagelsmann wegen der Szene.

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Christian Löer

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Sie behaupten, Nagelsmann habe Trapp zu einer Schauspielanlage angewiesen, damit er in Ruhe mit den Spielern die Taktik neu justieren und besprechen könne. In Österreich herrscht trotz des verdienten 2:0-Sieg gegen den Nachbarn große Empörung über diese Szene.

Österreicher erheben schwere Vorwürfe gegen Bundestrainer Julian Nagelsmann

„Diese Aktion ist erbärmlich“, schimpfte Herbert Prohaska im ORF. „Sowas macht man einfach nicht.“ TV-Bilder belegen die Vorwürfe. Bislang hat sich offiziell niemand aus dem deutschen Lager zu dem Vorfall und einer möglichen Verletzung des Fairplay-Gedankens geäußert. Das könnte auch daran liegen, dass man beim DFB genug mit der Aufarbeitung des Desasters in Wien zu tun hat. Während die Stimmung bei der deutschen Nationalmannschaft an einem neuerlichen Tiefpunkt scheint, meldeten sich am Mittwoch erneut zahlreiche Experten nach der Niederlage zu Wort. Die Einschätzungen ähneln sich dabei.

Felix Magath konstatierte bei Sky, es fehle „überall“. Neben Kritik an den Spielern, nahm der frühere Meistertrainer auch den Bundestrainer in die Pflicht: „Wenn ich als Trainer will, dass meine Mannschaft kämpft, dann stelle ich auch mal einen Spieler auf, der robust ist und dazwischen haut. Und eben nicht nur Spieler, die technisch gut sind und den Ball laufen lassen.“

Magath, Steevens, Matthäus: Kritik aus Deutschland reißt nach 0:2 gegen Österreich nicht ab

Ähnlich sieht das auch der langjährige Bundesligatrainer Huub Stevens, der Qualitäts- und Motivationsprobleme als Hauptursachen für die aktuelle Misere der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ausmachte. Der 69-Jährige äußerte Verwunderung über die Personal-Entscheidungen von Nagelsmann. „Bei allem Respekt: Natürlich hat ein Niclas Füllkrug Qualität. Aber wenn er schon in der Nationalmannschaft spielen muss – ich weiß nicht. Hat man in Deutschland keine besseren?“, so Steevens.

Mit taktischen Experimenten müsse nun Schluss sein, fordert auch Lothar Matthäus von Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann. „Wir haben doch keine Zeit mehr“, warnte der Rekord-Nationalspieler in seiner Sky-Kolumne mit Blick auf die Heim-EM in knapp sieben Monaten. „Wir brauchen eine klare Grundidee“, schrieb Matthäus. Nagelsmann müsse sich auf einen Kern für seine Mannschaft und ein taktisches System festlegen. (pst)