Die Brüder, die ab Sommer beim 1. FC Köln unter Vertrag stehen, sprechen über ihre Zukunft, ihren Weg zur Viktoria und über besondere Fähigkeiten.
Malek und Said El Mala im Interview„Zum Glück bin ich selten sein direkter Gegenspieler“

Doppel-Interview mit den Toptalenten Said (rotes Trikot) und Malek El Mala, die im Sommer zum 1. FC Köln wechseln.
Copyright: Alexander Schwaiger
Malek, Sie gehen nach Ihrem Bänderriss wieder relativ rund. Werden Sie in dieser Saison nochmal auf dem Platz stehen?
Malek El Mala: Ich steige am Freitag wieder ins Mannschaftstraining ein, es ging alles schneller als erwartet. Ich hoffe, dass ich am Sonntagabend (Heimspiel gegen Hannover 96 II, d. Red.) wieder im Kader stehe.
Said, was macht Ihr Bruder für einen Eindruck?
Said El Mala: Er hat in der Reha gut gearbeitet und gut auf seinen Fuß aufgepasst. Ich denke, dass er noch ein paar Minuten spielen wird. Ich bin froh, dass es nicht das Saisonaus war.
Man sieht immer wieder verletzte Mitspieler am Boden. Wie war es für Sie, den eigenen Bruder in diesem Pokalspiel bei Teutonia Weiden so zu sehen?
Said: Es war die letzte Minute, ich saß schon draußen. Ich habe gebetet, dass es nichts Ernstes ist – was es ja leider war. Es ist nicht schön, den eigenen Bruder mit Schmerzen am Boden zu sehen. Aber so ist der Fußball. Und er ist ja wieder aufgestanden.
Für Sie beide waren die letzten zwei Jahre ereignisreich: Wechsel aus Meerbusch in die Viktoria-Jugend, erster Profi-Vertrag, Drittliga-Debüt, DFB-Einstand, Unterschrift beim 1. FC Köln und nun diese Saison in Höhenberg. Blieb Zeit, diese Entwicklung zu begreifen?
Ich freue mich extrem für ihn. Wenn es für Said gut läuft, ist es auch gut für mich.
Said: Es war wie ein Film, fast schon zu schnell. Wir können es kaum realisieren. Es kommt Meilenstein nach Meilenstein. Es ist unglaublich schön, was wir erreicht haben, zusammen erreicht haben. Aber wir werden noch eine Weile brauchen, um es wirklich zu realisieren.
Wie schön ist es, dass Sie beide es als Brüder gemeinsam erleben?
Said: Das macht es umso schöner, auch für Mama und Papa. Die wollen uns immer zusammen haben. Es ist der Traum von jedem kleinen Jungen, mit seinem Bruder so weit zu kommen. Wir haben Bock drauf. Und wir machen weiter.
Malek, Sie hatten weniger Spielzeit als Said, waren auch verletzt und standen deshalb eher im Schatten Ihres kleinen Bruders. Verspüren Sie eine Geschwister-Rivalität?
Malek: Nein, überhaupt nicht. Ich freue mich extrem für ihn. Wenn es für Said gut läuft, ist es auch gut für mich. Und die Familie zu Hause zu sehen, wie stolz sie ist, macht mich glücklich. Ich habe meine Chancen bekommen und werde sie auch weiter bekommen. Und nutze sie dann hoffentlich.
Said: Wir supporten uns total. Wenn er das entscheidende Tor macht, freue ich mich genau so, als wenn ich es geschossen hätte. Es macht unglaublich viel Spaß, mit Malek zusammen auf dem Platz zu stehen. Wenn es eine Rivalität gibt, dann auf lustiger Ebene.
Malek: Gegen Unterhaching hat Said aus einem Meter danebengeschossen. Dann wurde gefilmt, wie ich ihn auslache. Dann kam direkt ein Anruf von unserem Onkel, der gefragt hat, was das denn soll (lacht).
Said, welche fußballerische Qualität Ihres älteren Bruders hätten Sie gerne?
Said: Seine langen Beine! Die hätte ich gerne. Bei der Arbeit gegen den Ball sind die schon ganz nützlich.
Und umgekehrt?
Said: Sei ehrlich!
Malek: Sein Eins-gegen-Eins. Da ist er schon eine Macht.
Dann kam Marian Wilhelm zu mir und hat gesagt: „Ich nehme dich nur als Stürmer.“ Also habe ich etwas Neues gelernt.
Wie sind Sie beide zum Fußball gekommen?
Malek: Mein Vater hat früher in der Verbandsliga gespielt, da hat er mich immer mitgenommen. Irgendwann habe ich dann auch angefangen, später kam Said mit dazu.
Said: Ich habe fast immer bei den Älteren mitgespielt, wir waren also fast immer zusammen. Wir wissen, dass sich der Weg irgendwann mal trennen wird, da gibt es genügend Beispiele. Aber solange wir zusammenspielen können, genießen wir es. Für die Familie ist es natürlich super – es spart viel Fahrerei.
Wer war das Vorbild?
Malek: Meins war schon immer Cristiano Ronaldo, wie er lebt, wie er Fußball spielt (Said nickt zustimmend).
Malek, wie stoppen Sie Said in Trainingsspielen?
Said: Foul, Foul, Foul!
Malek: Zum Glück bin ich selten sein direkter Gegenspieler. Aber eigentlich hat man nur die Chance ihn mit einem Foul zu stoppen – oder wenn er selbst einen Fehler macht.
Malek, Sie waren bis zur U19 Verteidiger. Wie kam es zu der Umschulung zum Stürmer?
Malek: Wir hatten ein zweiwöchiges Probetraining bei Viktorias U19. Da gab es dann verschiedene Spielformen – und ich habe offensiv besser abgeschnitten als defensiv. Dann kam Marian Wilhelm (künftig Viktorias Cheftrainer, d. Red.) zu mir und hat gesagt: „Ich nehme dich nur als Stürmer.“ Also habe ich etwas Neues gelernt.
Sie mussten sich viele einstudierte Bewegungsabläufe eines Verteidigers abgewöhnen.
Malek: Ich hatte auch früher schon viel Offensivdrang. Aber dann habe ich mit Marian ein Jahr lang Taktik gepaukt – das hat viel gebracht.
Said: Für mich war er eh nie ein Verteidiger. Malek hat sich hinten den Ball geschnappt, ist nach vorne gedribbelt und hat Tore gemacht.
Auf das Pokalfinale brenne ich. Mein letztes Spiel hier im ausverkauften Sportpark. Ich glaube, das wird geil.
Welchen Anteil an der beeindruckenden Entwicklung haben Olaf Janßen und Marian Wilhelm?
Malek: Gerade Marian hat einen sehr großen Einfluss. Er hat in uns etwas gesehen, was andere Vereine nicht gesehen haben. Viktoria Köln war der einzige Klub, der uns damals die Chance gegeben hat, uns zu beweisen.
Said: Wir haben in unserer kurzen Zeit in der U19 bei Marian extrem viel gelernt – es ging ja dann auch extrem schnell weiter nach oben. Dafür sind wir ihm sehr dankbar, Olaf natürlich auch. Es macht sehr viel Spaß mit den beiden. Und es ist traurig, dass es zu Ende geht.
Welche Erwartungen hatten Sie beide nach dem Wechsel aus Meerbusch zur Viktoria?
Said: Eigentlich kaum welche. Wir haben ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass wir viel spielen. Also in der U19. Wir dachten, dass wir nur den Kader auffüllen.
Ein knappes halbes Jahr später gab es dann den ersten Profi-Vertrag.
Said: Ja, das ist schon crazy.
Wie lange haben Sie an den Aufstieg mit der Viktoria in die 2. Bundesliga geglaubt?
Said: Nach der Niederlage gegen Bielefeld hatte ich auf jeden Fall noch Hoffnung, da waren wir einfach die bessere Mannschaft. Gegen Cottbus war ich dann gesperrt und habe das Spiel vor dem Fernseher verfolgt. Als wir das verloren haben, wusste ich, dass es sehr schwer wird. Nach dem Sieg gegen Wiesbaden kam nochmal etwas Hoffnung – aber mit der war es schnell vorbei.
Woran hat es letztlich gelegen?
Malek: Schwer zu sagen. Ich glaube, dass wir in zu vielen Spielen verdiente Siege haben liegen lassen. Wir haben unnötige Tore kassiert und viele Chancen nicht genutzt. So haben die entscheidenden Punkte gefehlt.
Die Vorbereitung werde ich erstmal beim FC machen. Danach ist noch offen, ob es nochmal ein Leihgeschäft gibt.
Jetzt gibt es noch ein „kleines Double“ aus Punkte-Rekord und Mittelrheinpokal zu gewinnen.
Said: Wir wollen auf jeden Fall beides holen. Aber gerade auf das Pokalfinale brenne ich. Mein letztes Spiel hier im ausverkauften Sportpark. Ich glaube, das wird geil.
Malek, wird es für Sie ein richtiger Abschied? Trainer und Sportliche Leitung hatten zuletzt laut darüber nachgedacht, Sie ein weiteres Jahr auszuleihen, um bei der Viktoria Spielpraxis zu sammeln.
Malek: Die Vorbereitung werde ich erstmal beim FC machen. Danach ist noch offen, ob es nochmal ein Leihgeschäft gibt.
Sind Sie beide überrascht, dass sich der FC von Geschäftsführer Christian Keller und Trainer Gerhard Struber getrennt hat?
Said: Viel möchte ich nicht dazu sagen. Aber ja, überrascht war ich schon, ich finde es sehr schade. Letztlich ist es eine Entscheidung, die innerhalb weniger Stunden getroffen werden musste.
Friedhelm Funkel wird den Aufstieg über die Ziellinie bringen?
Said: Dafür wurde er geholt, ich gehe fest davon aus!
Rückblickend war es für die Entwicklung sicher richtig, hier bei Viktoria zu bleiben, Tore zu machen, Vorlagen zu geben.
Beim FC geht es auch um eure Zukunft, Sie beide können aber nur aus der Ferne beobachten und nicht eingreifen.
Malek: Man fiebert extrem mit, wir gucken jedes Spiel. In manchen Szenen denkt man natürlich, wie man selbst ausgesehen hätte.
Beim 3:1-Heimsieg gegen Münster waren Sie beide im Stadion. Haben Sie sich ausgemalt, wie es selbst sein könnte, Seite an Seite vor 50.000 Fans zu spielen?
Said: Ja klar! Diese Kulisse ist brutal, was für eine Wucht sie hat. Da kann man sich nur drauf freuen.
Said, hätten Sie sich zugetraut, schon in der Rückrunde für den FC zu spielen?
Said: Ja, hätte ich. Aber rückblickend war es für die Entwicklung sicher richtig, hier bei Viktoria zu bleiben, Tore zu machen, Vorlagen zu geben.
Malek, warum setzt sich denn Said nächste Saison beim FC durch?
Malek: Said hat alles, was ein Flügelspieler braucht. Vielleicht könnte er es in der Verteidigung noch etwas mehr krachen lassen. Aber wenn es sein muss, macht er das auch. Er ist schon eine Wucht.
Said, wann spielen Sie zusammen mit Malek beim FC?
Said: Ich hoffe nächste Saison! Er als Mittelstürmer, ich als Linksaußen. Ich bereite vor, er macht sie rein und wir jubeln alle zusammen.
Die El Mala-Brüder:
Said El Mala (18) gelang Ende der vergangenen Saison als Linksaußen der Durchbruch bei Viktoria. In der laufenden Spielzeit knackte er den Drittliga-Torrekord für 18-Jährige (aktuell elf Saisontore). Dazu steuerte der Dribbler fünf Vorlagen bei.
Malek El Mala (20) ist Mittelstürmer, kam bei Viktoria aber nur selten an den Torjägern Tyger Lobinger und Semih Güler vorbei. Drei Tore in 17 Joker- und einem Startelf-Einsatz. Der ältere der beiden Brüder musste zuletzt wegen einer Knöchelverletzung pausieren. (ckr)