Viktoria-Kapitän Wunderlich„Vielleicht ist die nächste Saison auch meine letzte“

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Kapitän Mike Wunderlich trifft mit dem FC Viktoria am Samstag im Pokalfinale auf Alemannia Aachen.

Köln – Herr Wunderlich, am Samstag ist eine lange Drittliga-Saison mit 38 Spielen zu Ende gegangen. Sind Sie erleichtert, dass zumindest in der Meisterschaft endlich Pause ist? Ehrlich gesagt schon, zumal wir in den vergangenen Monaten unfassbar viel investiert haben. Es war eine intensive Saison, also ist es gut, demnächst ein wenig runterkommen zu können.

Die Viktoria ist wie bereits im Jahr zuvor Zwölfter im Endklassement geworden. Sind Sie zufrieden? Wenn uns im Winter jemand gefragt hätte, ob wir am Ende Zwölfter werden möchten, hätten wir das mit Sicherheit sofort unterschrieben. Dass nach dem erreichten Klassenerhalt in den letzten Wochen die Luft ein wenig raus war, ist auf der anderen Seite aber auch nur menschlich. Wie gesagt: Wir haben viel erlebt in dieser Saison.

Die Vorgabe des Vereins lautete, dass sich die Mannschaft sportlich verbessern solle. Ist das aus Ihrer Sicht gelungen? Definitiv, wobei die letzten Spiele vielleicht etwas aus der Wertung fallen, weil wir gegen Mannschaften antreten mussten, für die es um alles ging, etwa Dresden oder Kaiserslautern. Vielleicht haben uns da die entscheidenden Prozente gefehlt, weil wir den Klassenverbleib schon in der Tasche hatten. Als es in den Monaten zuvor aber um alles ging, waren wir voll da.

Personelle Sorgen bei der Viktoria

Vor dem Endspiel im Fußball-Mittelrheinpokal am Samstag (13 Uhr, Bonner Sportpark Nord, live in der Konferenz des WDR-Fernsehens) gegen den Regionalligisten Alemannia Aachen pfeift Drittligist Viktoria Köln aus dem letzten Loch: Es drohen die Ausfälle von Timmy Thiele (muskuläre Probleme) und Moritz Fritz (Zerrung), die Partie sicher verpassen werden Michael Seaton (Faserriss) und der nach einem Sehnenabriss im Adduktorenbereich operierte Rechtsverteidiger Patrick Koronkiewicz. Trotzdem möchte Kölns Trainer Olaf Janßen das letzte Spiel einer langen Saison für sich entscheiden: „Elf Mann bekommen wir sicher noch auf den Platz“, sagt der 54-Jährige, der den Humor noch nicht verloren hat. „Wir werden noch einmal alles investieren, wobei ich mit einem Gegner rechne, der sein bestes Spiel machen wird.“ Bereits 2018 trafen die Klubs in Bonn aufeinander: Damals gewann Viktoria 2:0 nach Verlängerung. (ol)  

Ihr Trainer Olaf Janßen hat das Team am 1. Februar inmitten einer großen sportlichen Krise übernommen und die Nachfolge von Pavel Dotchev angetreten. Welchen Anteil hat er am Erhalt der Liga? Einen unglaublich großen. Jeder, der unsere Spiele seither gesehen hat, konnte bemerken, dass da auf einmal eine komplett andere Truppe auf dem Feld stand. Wir haben nur zwei der letzten 15 Spiele verloren – das sagt doch eigentlich alles aus.

Dabei hieß es häufig, das Team sei schwer zu trainieren und bestehe aus zu vielen schwierigen Individualisten. Diese Aussage kann ich so nicht bestätigen. Richtig ist, dass wir schon viele Typen dabei haben mit völlig unterschiedlichen Charakteren. Einfach ist manchmal sicher anders, aber von schwer trainierbar würde ich nicht sprechen. Am Ende haben wir doch bewiesen, dass es funktionieren kann, und nur das zählt.

Sie sind im März 35 Jahre alt geworden. Welche Ziele im Profifußball verfolgen Sie noch?

(lacht). Um Himmels Willen, darüber habe ich mir in letzter Zeit wirklich keine Gedanken gemacht. Aber natürlich bin ich glücklich, dass ich gerade in einer Phase, in der es für uns um sehr viel ging, zu meiner Form zurückgefunden habe. Wie es für mich weitergeht? Ich habe noch ein Jahr Vertrag bei der Viktoria, vielleicht ist die nächste Saison ja auch meine letzte im Fußball.

Vor einigen Wochen hat der Verein mit Andreas Rettig einen neuen Vorstand der Geschäftsführung vorgestellt. Wie bewerten Sie das Engagement einer so großen Persönlichkeit für Ihren Klub? Ich denke schon, dass das eine tolle Geschichte für Viktoria Köln ist. Andreas Rettig hat unheimlich viel erreicht im Fußball, er ist eine riesige Hausnummer und wird den Verein mit Sicherheit auch weiter nach vorne bringen. Einen Mann wie ihn braucht es aber auch, um im Profibereich auf Dauer Erfolg zu haben.

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Zum Saisonabschluss steht am Samstag noch das Finale im Mittelrheinpokal gegen Alemannia Aachen auf dem Programm. Was für ein Spiel erwarten Sie? Auf jeden Fall ein sehr unangenehmes. Wir spielen, wie schon im Halbfinale gegen Fortuna Köln, wieder gegen einen Regionalligisten, gerade die Partie gegen Fortuna (2:1 nach Verlängerung, die Redaktion) sollte uns Warnung genug sein. Wir müssen gegen die Alemannia noch einmal voll da sein, schließlich geht es am Samstag ja auch um einen Titel und den Einzug in den DFB-Pokal.

2018 haben Sie das Endspiel gegen Aachen mit 2:0 nach Verlängerung gewonnen. Ein gutes Omen? Damals ging es hin und her, es war ein umkämpftes Spiel zweier Regionalligisten mit dem besseren Ende für uns. Ich hoffe, dass es vom Verlauf her wieder ähnlich wird. Wir werden uns ein letztes Mal straffen und alles raus hauen.

Zur Person

Mike Wunderlich (35), geboren in Köln, spielte in der Jugend für Viktoria Köln und den 1.FC Köln. 2010/11 absolvierte er 28 Spiele (fünf Tore) für den FSV Frankfurt in der Zweiten Liga. Seit 2011 322 Partien und 189 Tore für den FC Viktoria. (ol)  

Falls es am Samstag mit dem Titel klappt: Wie wird die Siegesfeier ausfallen? Geplant haben wir natürlich noch nichts, und Feiern ist im Moment ja ohnehin schwierig. Ich bin mir aber sicher, dass der Verein auch kurzfristig etwas organisieren würde.

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