Viktoria Kölns Kapitän im InterviewMarcel Risse über sein Knie und den DFB-Pokal

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Marcel Risse

Er soll vorangehen bei Viktoria Köln: Marcel Risse.

Köln – Herr Risse, Sie sind abgesehen von Ihrem Trainer Olaf Janßen mit 19 DFB-Pokal-Einsätzen der erfahrenste aller Viktoria-Spieler in diesem Wettbewerb. Was macht den Pokal für Sie aus?

Marcel Risse: Die Ergebnisse sind nicht so vorhersehbar, wie es auf den ersten Blick scheint. Da gibt es immer wieder Überraschungen. Im Pokal können sich auch Mannschaften Hoffnungen auf einen Sieg machen, die sonst wahrscheinlich fast regelmäßig gegen ihren Gegner verlieren würden. Es kommt immer darauf an, das Potenzial in einem einzigen Spiel an einem einzigen Tag abzurufen.

Sie treffen mit der Viktoria am Montag in der 1. Runde auf den Bundesligisten Hoffenheim. Was haben Sie gedacht, als das Los gezogen wurde?

Ich dachte gleich: Das wird nicht einfach! Denn Hoffenheim ist ein wirklich starker Gegner. Aber ich bin mir sicher, unsere Mannschaft brennt darauf, in einem Pflichtspiel gegen einen Bundesligisten zu spielen. Die Vorfreude ist riesig – auch bei mir.

Vorfreude auf das Pokalduell

Die Generalprobe für das Pokalspiel verlief für den FC Viktoria vielversprechend: In einem kurzfristig anberaumten Test gegen Bundesligist Bayer Leverkusen über zwei Mal 30 Minuten siegten die Höhenberger durch einen Treffer von Federico Palacios am Mittwoch  mit 1:0.  Kölns Trainer Olaf Janßen freut sich auf das DFB-Pokal-Duell am Montag (18.30 Uhr, Sportpark Höhenberg) gegen den Erstligisten TSG Hoffenheim: „Es wird ein sehr attraktives Spiel gegen eine extrem spielstarke Mannschaft. Hinten reinstellen werden wir uns aber nicht.“

Die Viktoria wird im Pokal auf Moritz Fritz (muskuläre Probleme) und wohl auch auf Torwart Moritz Nicolas (private Gründe) verzichten müssen. Es werden über 3000 Zuschauer erwartet, die Karten für die Haupttribüne sind weitgehend vergriffen, es können noch Tickets für die Blöcke 7 (Sitzplatz) und 8 (Stehplatz) im Vorverkauf erworben werden.

Sie werden durchaus gute Erinnerungen an ein bestimmtes DFB-Pokal-Duell mit der TSG haben: Im Oktober 2016 kegelten Sie den Gegner mit dem FC in der 2. Runde aus dem Wettbewerb...

Da haben Sie recht. An solche Momente denkt man natürlich gerne zurück, obwohl das ja schon eine Weile her ist.

Ihnen gelang in dieser Partie ein spektakuläres Tor zum zwischenzeitlichen 1:1. Können Sie den Treffer noch einmal beschreiben?

Daran erinnere ich mich noch genau. Ich hatte mich vor der Ausführung des Freistoßes kurz mit Matthias Lehmann (damals FC-Kapitän, die Redaktion) ausgetauscht. Er legte den Ball vor, ich lief an und traf die Kugel perfekt. Der Torwart war wahrscheinlich etwas überrascht, dass ich aus der Distanz aufs Tor schieße. Wie der Schuss dann aber einschlug, war auch Glück.

Was müsste für eine Pokalsensation zusammenkommen?

Eine richtig gute Tagesform und natürlich auch das sogenannte Spielglück.

Trotz des Zwei-Klassenunterschieds: Könnte es ein Vorteil für die Viktoria sein, dass Sie bereits zwei Pflichtspiele in der Liga absolviert haben?

Vielleicht. Wir sind schon im Wettkampfmodus, Hoffenheim noch nicht. Bei aller Pokaleuphorie sollten wir aber nicht vergessen, dass Hoffenheim Bundesliga spielt.

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In einem anderen Spiel gegen Hoffenheim lief es weniger gut für den FC und vor allem für Sie: Sie verloren Ende 2016 nicht nur mit 0:4 und rissen sich noch das Kreuzband im rechten Knie...

Ehrlich gesagt war es ein „Scheiß-Tag“. Es gab damals einen Zweikampf an der Außenlinie, bei dem ich am Oberschenkel getroffen wurde. Ich bin unglücklich aufgekommen, danach war es mit dem Fußball erst mal für einige Monate vorbei.

Denken Sie noch oft an die Verletzung zurück?

Ab und zu schon. Anschließend hatte ich ja weiter Probleme mit dem Knie und absolviere noch heute ein spezielles Programm. Eigens an den Tag der Verletzung denke ich aber nicht zurück. Das war eben unglücklich und ist abgehakt.

Zur Person

Marcel Risse (31), geboren in Köln wechselte mit sechs Jahren vom TuS Höhenhaus  zu Bayer Leverkusen. Im Mai 2008 feierte Risse gegen Hertha BSC für Leverkusen sein Bundesliga-Debüt. In der Winterpause 2008/2009 wurde er an den 1.FC Nürnberg ausgeliehen, 2010 wechselte der Rechtsaußen zum FSV Mainz 05, 2013 zum 1.FC Köln in die Zweite Bundesliga. 2020 wurde er vom FC zunächst an den Drittligisten FC Viktoria Köln verliehen und in diesem Sommer fest von den Höhenbergern verpflichtet. Bislang absolvierte Marcel Risse 176 Partien in der Bundesliga, 64 in der Zweiten Liga und 33 für die Viktoria in Liga drei.

Seit Saisonbeginn sind Sie neuer Kapitän der Viktoria und haben das Erbe von Mike Wunderlich angetreten. Wie interpretieren Sie Ihre Rolle?

Meine Rolle hat sich nicht großartig verändert. Ich habe bei der Viktoria immer versucht, möglichst viel Erfahrung mit einzubringen. Mir fällt aber auf, dass durch die Kapitänsbinde das Verantwortungsbewusstsein bei mir selbst deutlich gestiegen ist.

Mussten Sie von Olaf Janßen länger überzeugt werden, dieses Amt zu übernehmen? Sie gelten ja nicht unbedingt als Lautsprecher...

Ich habe natürlich mit dem Trainer besprochen, dass ich nicht der ganz große Motivator vor einem Spiel bin. Dafür kann aber das, was ich sage – zum Beispiel vorab unter vier Augen – etwas bewirken. Dennoch hatte ich nach dem Gespräch mit Olaf Janßen um etwas Bedenkzeit gebeten, musste dann aber nicht groß überlegen, bis ich zugesagt habe.

Bislang hat Viktoria aus zwei Spielen einen Punkt geholt. Wie bewerten Sie den Start?

Man sollte schon berücksichtigen, dass wir gerade zu Saisonbeginn nicht komplett waren. Es sind kurz vor dem ersten Spiel und auch danach noch Spieler hinzugekommen, die unterschiedliche Fitnesszustände hatten. Wenn wir erst einmal alle auf einem gewissen Level sind und uns eingespielt haben, ist bestimmt noch einiges für uns drin. Wir haben eine gute Truppe und sind in der Breite vernünftig aufgestellt.

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