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Synodalversammlung plädiert für Gleichstellung Homosexueller

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Frankfurt/Main – Kirchliche Sexualmoral und die Bewertung von Homosexualität standen am Samstag im Mittelpunkt einer lebhaften Diskussion der Vollversammlung des Synodalen Wegs der deutschen Katholiken. Dabei gab es in erster Lesung eine deutliche Mehrheit für einen Text, der Homosexualität als gleichwertige Identität würdigt. Keiner Person dürfe die Übernahme von kirchlichen Ämtern sowie der Empfang der Priesterweihe verwehrt werden, weil sie homosexuell veranlagt sei, heißt es in dem Text. Bei einer späteren Synodalversammlung muss darüber noch verbindlich in zweiter Lesung abgestimmt werden.

Ebenso wie bei einem Text zu ehelicher Liebe und Sexualität bedeutet das eine lehramtliche Neubewertung, das heißt eine Weiterentwicklung der katholischen Lehre. Sollte der Text beschlossen werden, empfiehlt die Synodalversammlung dem Papst, eine solche lehramtliche Neubewertung vorzunehmen. Wenn der Papst dies tun würde, hätte dies nicht nur Auswirkungen auf den Katholizismus in Deutschland, sondern weltweit.

Manchen Delegierten gingen die Texte zu weit, anderen nicht weit genug: Ein Diskriminierungsverbot dürfe nicht nur für Homosexuelle gelten, sondern für alle sexuellen und Geschlechtsidentitäten, forderten vor allem junge Delegierte. Eine lesbische Religionslehrerin würdigte den Text als ersten „Schritt zu einer Kirche ohne Angst, eine wahre inklusive Kirche”.

Auch im Bereich der Sexualität von Ehepaaren sprach sich die Mehrheit der Synodalen für Änderungen der bisherigen Lehre aus, wie sie beispielsweise im Katechismus, dem katholischen Glaubenshandbuch, dargelegt wird. Es müsse eine Grenze gezogen werden, sagte der Priester und Philosoph Eberhard Tiefensee: „In keinem anderen Bereich geht die Kirche so ins Detail wie im Schlafzimmer.” Der Münchner Kardinal Reinhard Marx betonte: „Der Katechismus ist nicht der Koran. Er wird immer wieder geändert.”

© dpa-infocom, dpa:220204-99-980360/5 (dpa)