So wird der „Tatort“Im Schrebergarten ist nichts, wie es scheint

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Thiel (Axel Prahl) und Professor Boerne (Jan Josef Liefers, r) verschlägt es in den Schrebergarten.

Thiel (Axel Prahl, l.) und Professor Boerne (Jan Josef Liefers) verschlägt es in den Schrebergarten.

Bereits die erste Szene deutet an, wohin die Reise geht: Der 45. Münster-„Tatort“ will vom Schrebergarten in die weite Welt hinaus.

Eine Frau stirbt in ihrer Parzelle, scheinbar ohne Fremdeinwirkung. Das Todesopfer führte ein so unauffälliges Leben, dass sich Nachbarn noch nicht einmal an ihren Namen – Sabine Schmidt – erinnern können. „Wer meuchelt denn eine nette alte Dame?“, fragt Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) richtig.

Er und Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) sind kurz davor, den Fall als „alte Frau, tot, Ende“ zu schließen, als sie zwei Eichhörnchen tot neben der Leiche finden. Das wäre sonst ein sehr kurzer Münster-„Tatort“. „Unter Gärtnern“ läuft am Sonntag, dem 17. März, gewohnt um 20.15 Uhr in der ARD.

Tatort „Unter Gärtnern“: Im Schrebergarten ist nichts, wie es scheint

Wurde Frau Schmidt etwa vergiftet? Warum schrieb sie dem Historiker Winer so viele Postkarten? Was hat es mit dem verbotenen Online-Shop auf sich, den die Nachbarn aus ihrer Parzelle heraus betreiben? Lange, fast zu lange, tappen die Ermittler im Dunkeln. Dann stoßen sie auf ein Überwachungsvideo, das sie auf die richtige Spur bringt. Die Aufnahme zeigt eine Seite der Toten, die niemand sehen sollte. 

Die Zuschauer sind den Ermittlern zu diesem Zeitpunkt einen Schritt voraus, denn in der ersten Szene wird darauf die mysteriöse Facette des Opfers hingewiesen. Die alte Dame geht auf einer Brücke an einem Geschäftsmann vorbei. Eine seltsame Bewegung und kurze Zeit später schwimmt seine Leiche im Wasser.

Hinter dem 45. Münster-„Tatort“ versteckt sich weitaus mehr als ein Mordfall in einem spießigen Schrebergarten. So wie bei der Protagonistin, die trotz ihres frühen Todes eine ständige Präsenz ist: Der Schein einer alten, unsichtbaren Frau trügt. Drehbuchautorin Regine Bielefeldt hat dabei etwas Versöhnliches über das Älterwerden zu sagen. Das Mordopfer entpuppt sich als Schlüsselfigur einer „Was wäre, wenn“-Geschichte mit weltgeschichtlicher Bedeutung.

Karl-Friedrich Boerne füllt die „Miese-Sprüche-Kasse“

Bielefeldt kann es sich nicht verkneifen, ein Klischee nach dem anderen zur Zielscheibe des Spotts zu machen. Die „Miese-Sprüche-Kasse“ kriegt Boerne schnell voll. Auf dem Weg zur Auflösung reist Bielefeldt einige Handlungslücken, wie eine Waffe mit scheinbar magischen Kräften, auf, die der Glaubwürdigkeit der Handlung schaden.

Regisseurin Brigitte Maria Bertele und ihr Team setzen ihre Lust am Filmemachen gut in Szene. Das merkt man der Bild- und Tonsprache an. Wer von dem Kleingarten-Setting angefixt ist, sollte sich jedoch nicht allzu große Hoffnungen machen. Außer in einer Verfolgungsjagd, die alle Regeln der Physik bricht, kommt der Schauplatz kaum zur Geltung. Darin liegt das ungenutzte Potenzial dieser Folge.

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