Das kurze Leben von Lea SofieTotschlag im Kinderzimmer

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Kerzen, Stofftiere und ein Bild der ermordeten Lea Sofie sind auf einer Mauer am Pariser Platz in Chorweiler aufgestellt worden

Trauer am Pariser Platz in Chorweiler: Nachdem klar war, dass Lea Sofie ermordet wurde, nahmen Hunderte Menschen aus dem Stadtteil Anteil.

Die neue Folge der Podcast-Reihe „True Crime Köln“ begibt sich tief in menschliche Abgründe: Ein kleines Mädchen muss sterben, weil sie vom Lebensgefährten der Mutter brutal misshandelt wird und die Mutter ihrem Kind nicht hilft.

Eine ganze Stadt nimmt Anteil, als vor zehn Jahren der grausame Tod von Lea Sofie bekannt wird. Das Mädchen wurde von ihrem Ziehvater totgeschlagen, als es ihm zu laut wurde und er es nicht beruhigen konnte. Noch mehr als diese furchtbare Tat wühlte aber das Verhalten der Mutter auf: Sie saß drei Tage lang tatenlos in der gemeinsamen Wohnung, während ihr Kind im Nebenzimmer starb. Hätte sie Hilfe geholt, wären die Chancen groß gewesen, dass Lea Sofie überlebt hätte, wie ein Mediziner später vor Gericht feststellte.

Die neue Folge jetzt hören:

Die Tat, der Versuch von Mutter und Ziehvater, das Verbrechen zu vertuschen, ein schwerer Fehler der Polizei, der Verlauf des Prozesses und die abschließenden Urteile – alles sorgte für heftige Debatten: Wie wurde so eine solche Tat möglich? Wäre sie vermeidbar gewesen? Der Täter war polizeibekannt. Kurz vor der Tat hatten Polizisten einen Bericht für das Jugendamt geschrieben. Doch der kam nie dort an. Kurz vor Weihnachten 2012 eskalierte die Situation in der Mietwohnung in Chorweiler. Weil sich Lea Sofie nicht von ihm beruhigen ließ, kam es zu einem unvorstellbaren Gewaltausbruch durch den Ziehvater. Als die Mutter vom Einkaufen zurückkam, unternahm sie nichts, um ihrem sterbenden Kind zu helfen. Drei Tage später gingen die beiden zur Polizei, um Lea Sofie als vermisst zu melden. Die Lüge flog schnell auf.

Ein Kind entzündet eine weitere Kerze und stellt sie mit seiner Mutter neben ein Stofftier zum Gedenken an die ermordete Lea Sofie

Zum Gedenken an den Todestag von Lea-Sofie versammeln sich zahlreiche Menschen in der Weihnachtszeit vor dem Bezirksrathaus in Chorweiler.

Die neue Folge der Podcast-Reihe „True Crime Köln“ berichtet über das schlimme Ende des kurzen Lebens der kleinen Lea Sofie. Im Gespräch mit dem Gerichtsreporter des „Kölner Stadt-Anzeiger“, Hendrik Pusch, werden menschliche Abgründe der Täter deutlich. Mit der Überforderung junger Eltern lässt sich der Tod des Kindes nur unzureichend erklären. Um so mehr überraschten am Ende viele Beobachter die vergleichsweisen milden Urteile des Kölner Landgerichts.

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1600 Mal pro Jahr holt das Jugendamt Kinder aus ihren Familien

Eine solche Eskalation an Gewalt ist eine Ausnahme – dass Eltern zur Gefahr für Kinder werden jedoch nicht. Rund 1600 Mal pro Jahr holt das städtische Jugendamt Kinder aus ihren Familien, um sie vor ihnen zu schützen. Das sind vier bis fünf Fälle pro Tag.

Die stellvertretende Leiterin des Kölner Amtes für Kinder, Jugend und Familie, Renate Schäfer-Sikora, war dort vor zehn Jahren Sachgebietsleiterin für Grundsatzangelegenheiten. Sie hatte den Auftrag, den Fall von Lea Sofie aufzuarbeiten, um nach möglichen Fehlern im System zu suchen. Im Interview berichtet sie über die Zusammenarbeit mit der Polizei, die erschreckenden Zahlen und die Arbeit ihres Amtes.

„True Crime Köln“ hören Sie überall dort, wo es Podcasts gibt, und natürlich über die Homepage ksta.de.

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