Zufall half bei AufklärungDer Mord in der Salatbar

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Drei Polizisten stehen hinter der Absperrung vor der Salatbar in der Gertrudenstraße in der Kölner Innenstadt, wo Anke Schäfer im Jahr 2007 ermordet wurde

Abgesperrter Tatort: Hier wurde Anke Schäfer ermordet

Im Sommer 2007 wurde die Besitzerin einer Salatbar in der Kölner Innenstadt ermordet. Acht Jahre lang tappte die Polizei im Dunklen, bevor der Zufall half, den Mörder von Anke Schäfer zu finden. Mit dem „Mord in der Salatbar“ startet die neue Podcast-Reihe „True Crime Köln“

Als „Mord in der Salatbar“ ist der Fall im Gedächtnis geblieben – nicht nur wegen der Umstände des Todes der 24-jährigen Betreiberin eines Imbiss-Restaurants in der Innenstadt. Viele können sich auch deshalb gut erinnern, weil der Fall die Kölner Polizei und die Öffentlichkeit über Jahre beschäftigte. Acht Jahre tappten die Ermittler mehr oder weniger im Dunklen, bis der Zufall dabei half, einen Mann des Mordes zu überführen.

Mit dem „Mord in der Salatbar“, aus dem fast ein sogenannter „Cold Case“ für den Aktenschrank der ungelösten Fälle geworden wäre, beginnt die neue Podcast-Reihe des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

True Crime Köln – jetzt erste Folge hören:

„True Crime Köln“ berichtet über spannende und aufsehenerregende Kriminalfälle. Mit Kollegen, Zeuginnen, Ermittlern, Expertinnen und Beteiligten taucht die neue Reihe ein in dunkle Kapitel der Stadtgeschichte und begibt sich in die Niederungen menschlicher Abgründe, ohne dabei die Opfer zu vergessen.

Die Ermordung der lebenslustigen Anke Schäfer im Sommer 2007 war auch für den Polizeireporter der Lokalredaktion des Kölner Stadt-Anzeiger, Tim Stinauer, ein besonderer Fall, weil er ihn vom Fund der Leiche bis zum Urteilsspruch im Landgericht verfolgte. Stinauer arbeitete damals an der siebenteiligen Serie „Doro und Kevin auf Streife“, für die er eine junge Polizistin und einen Polizisten drei Wochen lang bei der Arbeit begleitete.

Am Morgen des 23. Juli – Doro Rüttgers und Kevin Wolfgarten hatten gerade eine durchaus brutale Auseinandersetzung zwischen einem Taxifahrer und einem Fahrgast beendet – meldete die Leitstelle über Funk, dass in der Salatbar „Supasalad“ eine tote Frau gefunden worden war. Die beiden wurden zu dem Lokal geschickt, in dem sie selbst gerne zu Mittag aßen. Und Tim Stinauer war zusammen mit Stefan Worring, der die Fotos zur Serie machte, dabei.

Mit elf Messerstichen getötet

„Beim Blick durch die Scheibe des Lokals wirkt alles wie immer“, schrieb Stinauer damals im „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Der geflieste Boden, die breite Theke mit der Aufschrift ‚Supasalad‘, darüber die gelbe Preistafel mit den Gerichten. Keine Anzeichen für ein Verbrechen. Ein Streifenpolizist begrüßt Kevin mit Handschlag. ‚Die Tote liegt im hinteren Teil des Ladens‘, sagt er und deutet mit dem Kopf in die Richtung. ‚Erstochen.‘“

Anke Schäfer war mit elf Messerstichen getötet worden. Es gab Spuren am Tatort, die dabei halfen, den Tathergang zu rekonstruieren. Doch warum die junge Frau sterben musste, blieb über Jahre rätselhaft.

Eine Zigarettenkippe, die am Tatort gefunden wurde, ist ein Beweismittel im Mordfall Anke Schäfer

Eine Zigarettenkippe wird zur wertvollen Spur

Da Geld in der Kasse war, schlossen die Ermittler einen Raubmord aus und prüfen erfolglos eine Vielzahl von Hypothesen von der Beziehungstat bis zum gewaltbereiten Stalker.

In der ersten Folge von „True Crime Köln“ ist Tim Stinauer zu Gast, um über den Fall, den Fortgang der Ermittlungen, den Ablauf des Gerichtsprozesses und seine Arbeit als Polizeireporter im Interview zu berichten.

Die bei der Polizei Köln eingerichtete  Ermittlungsgruppe 'Cold Cases' rollt ungeklärte Tötungsdelikte aus den vergangenen fünf Jahrzehnten wieder auf. Sie wird von Markus Weber geleitet

Ermittler der Cold Cases-Gruppe

Markus Weber, Leiter der neuen Ermittlungsgruppe für „Cold Cases“ gibt zudem Einblicke ins Seelenleben eines Mordermittlers: Was bedeutet es für einen Polizisten im Umgang mit den Angehörigen eines Opfers, wenn man nicht weiter kommt? Wie kann man verhindern, dass man einen solchen Fall nicht jeden Tag mit nachhause nimmt? Wie geht man mit psychischen Belastungen um?

Alle zwei Wochen eine neue Folge

Alle zwei Wochen präsentiert der „Kölner Stadt-Anzeiger“ einen neuen Fall. Die Folgen erscheinen immer samstags. Die erste Folge über den „Mord in der Salatbar“ können Sie bereits heute hören – über unsere Homepage ksta.de oder überall da, wo es Podcasts gibt, zum Beispiel bei Spotify, Google- oder Apple Podcasts. Am Samstag, 19. November, geht es mit dem zweiten Fall weiter. Dann reist „True Crime Köln“ zurück ins Jahr 1968. Das ist nicht nur die aufregende Zeit der Studentenproteste und der eskalierenden Gewalt in vielen Teilen der Welt. In Köln und in der ganzen Republik wird auch über den erschütternden der Tod des Kölner Boxers Jupp Elze diskutiert.

Im Juni 1968 boxt er in der Kölner Sporthalle um die Europameisterschaft. Kurz vor dem Ende des Kampfes gibt der Kölner auf, bricht in seiner Ringecke zusammen und wacht nie wieder auf. Der Boxer, dem nicht nur das Kölner Boxidol Peter Müller, genannt „Müller Aap“, eine große Zukunft vorausgesagt hatten, geht als erster Doping-Toter der Republik in die Geschichte ein.

Das Logo des Podcasts „True Crime Köln“: Ein magentafarbener Fingerabdruck auf blauem Grund, daneben ein Zielkreuz.

Logo des Podcasts „True Crime Köln“.

Die Frage, wie Elze an das Doping-Mittel gekommen ist und wer für die Einnahme verantwortlich war, sorgt bis heute für Spekulationen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung und lädt unter anderem den schon damals mächtigen wie bekannten Fortuna-Boss Jean Löring zum Verhör.

Als eine ganze Stadt ein Kind hinrichtete

Alte und neue Fälle, spektakuläre und vergessene Ermittlungen –„True Crime Köln“ reist durch die Zeit und dabei ist nicht immer klar, wer der oder die Kriminelle ist: So auch bei einem Fall, der ab Dezember zu hören sein wird, wenn die Zeitreise weit zurück in die frühe Neuzeit in eine Stadt führt, die sich immer noch im Hexenwahn befindet. Die Hochzeit der Hexenverbrennungen ist zwar vorbei. Aber immer noch sind Verfahren und Anklagen möglich, die aus heutiger Sicht unvorstellbar sind. 

„True Crime Köln“ rollt den Fall der „letzten Hexe von Köln“ auf, die auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Ein ganz düsteres Kapitel Kölner Geschichte: Am 7. Mai 1653 wird Entgen Lenarts wegen Hexerei angeklagt. Im Namen von Stadt, Kirche und Gott wird ein erst 12-jähriges Kind zum Tode verurteilt.

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