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Neue Kölner Initiative„Wir gehen gegen die Bewegungsarmut in Köln vor“

3 min
Mehrere Kinder halten ihre Fäuste als Zeichen des Zusammenhalts zusammen.

„86 Veedel e.V.“ macht kostenlose Sportangebote in Kitas und Schulen und stärkt damit auch den Zusammenhalt unter den Kindern.

„86 Veedel“  hat sich zum Ziel gesetzt, Kindern in jedem Kölner Stadtteil ein kostenloses Sport-Angebot zu machen. 

Kaum Schulsport, wenig Vereinstraining, keine Stunde Bewegung am Tag, wie es die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Kindern dringend empfiehlt - auch heute, lange nach den Corona-Lockdowns, bewegen sich junge Menschen dramatisch zu wenig, was zu Übergewicht, Depressionen und Angststörungen führen und auch langfristige Folgen für ihre Gesundheit haben kann.

Schon die Kleinsten weisen bedenkliche Defizite in grundlegenden Bewegungskompetenzen auf – auch weil in Kitas qualifiziertes Fachpersonal fehlt. Spätestens mit dem Eintritt in die Schule könnte sich die Sachlage verbessern – tut sie aber nicht, wie eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) zeigt. Laut der sind Kinder zwischen acht und 12 Jahren am stärksten betroffen von Bewegungsmangel und motorischen Defiziten, ein Drittel von ihnen ist nicht mehr in der Lage dazu, rückwärts zu laufen.

Zu viele marode (Schul-)Sporthallen in Köln

In Köln wird die Misere durch marode (Schul-)Sporthallen und in der Folge auch lange Wartelisten der Vereine verstärkt. „Von 152 Grundschulen in Köln und dem Umland haben 40 gar keine Halle, ein Großteil der vorhandenen ist renovierungsbedürftig. Der Wegfall der Hallennutzungszeiten zwingt auch Vereine wie unseren, den Deutzer Turnverein, zu langen Wartelisten, da wir dadurch der großen Nachfrage nach Trainingsstunden für Kinder und Jugendliche nicht gerecht werden können“, sagt Uwe Kessel.

Uwe Kessel, Gründer der Initiative „86 Veedel“

Von 152 Grundschulen in Köln haben 40 gar keine Halle, ein Großteil der vorhandenen ist marode und renovierungsbedürftig
Uwe Kessel, „86 Veedel“-Gründer und DTV-Vorstand

Der DTV-Vorsitzende wollte nicht länger hinnehmen, dass viele Kölner Kinder aufgrund von Personalmangel in Kitas und Schulen und regelmäßig ausfallendem Sportunterricht keine Chance haben, regelmäßig Sport zu treiben. Motiviert von dem Frankfurter Projekt „Basketball macht Schule“, das Woche für Woche rund 3.000 Schülerinnen und Schüler in bis zu 140 Schul-AGs in Bewegung bringt, hob Kessel gemeinsam mit Anna Baumann – und mit finanzieller Unterstützung von „wir helfen“ – vor zwei Jahren die Initiative „86 Veedel“ aus der Traufe. Deren Ziel ist es, in jedem Kölner Stadtteil mindestens eine Schul- oder Kita-Sport-AG anzubieten.

Zunehmende Bewegungsarmut auch in Köln

„Wir möchten Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung zu einem gesunden Lebensstil unterstützen, sie langfristig für Sport und Bewegung begeistern, um ihnen auch eine gesunde Zukunft zu ermöglichen und aktiv gegen die zunehmende Bewegungsarmut in Köln und der Region vorzugehen“, sagt Baumann.

Anna Baumann, Projektleiterin von „86 Veedel“.

Wir möchten Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung zu einem gesunden Lebensstil unterstützen und sie langfristig für Sport und Bewegung begeistern
Anna Baumann ist Projektleiterin von „86 Veedel“

„86 Veedel“ startete zunächst mit Basketball-AGs, die qualifizierte Trainerinnen und Trainer der Initiative inzwischen an sechs Kölner Schulen anbieten. Die Angebote sind spielerisch gestaltet und sollen vor allem eines: Spaß machen. Zeitgleich werden Werte wie Fairness, Teamgeist und Durchhaltevermögen vermittelt, das Selbstbewusstsein der Kinder gestärkt und ihre Konzentrationsfähigkeit verbessert.

Im vergangenen Jahr konnten Kessel und Baumann den Olympioniken Benny Behrla mit ins Boot holen, mit dessen Hilfe das Portfolio ihrer Initiative nun um Judo-Angebote erweitert wird, die derzeit acht Kitas und Grundschulen in der Kölner Region in Anspruch nehmen.

Kölner Olympionike ist mit an Bord

Behrla, der im Jahr 2008 an den Olympischen Spielen in Peking teilnahm, hat vor zwei Jahren die „Talent Kids Foundation“ ins Leben gerufen. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, Kindern in Kitas und Grundschulen einen einfachen Zugang zu olympischen und paralympischen Sportarten zu ermöglichen und ihre Talente zu entdecken.

Benny Behrla, „Talent Kids Foundation“-Gründer

Ich möchte möglichst vielen Kindern Zugang zu olympischen und paralympischen Sportarten verschaffen, und ihnen helfen, ihre Talente zu finden
Benny Behrla, Olympionike und „Talent Kids Foundation“-Gründer

Noch ist das Ziel von „86 Veedel“ nicht erreicht: Auf der neu eingerichteten Homepage sind viele weiße Flecken auf der Karte der Kölner Veedel zu sehen, weshalb die Initiative jede Schule und jede Kita herzlich dazu einlädt, eines ihrer kostenlosen Sport-Angebote anzunehmen.

Auch Trainerinnen und Trainer, die das Team mit weiteren Sportarten unterstützen, werden dringend gesucht – ebenso wie Sponsoren, die mithelfen, die weißen Flecken zu eliminieren, so dass jedes Kölner Kind in seinem Veedel mindestens einmal pro Woche in den Genuss eines Sportangebots kommen kann.