Nach Abellio-PleiteDer Platzhirsch ist zurück

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Symbolbild Regionalbahn

Düsseldorf – Der Platzhirsch ist zurück. Durch das Aus des Eisenbahnunternehmens Abellio, das nach gut zwei Jahren den Zugbetrieb im Regionalverkehr in Nordrhein-Westfalen am 31. Januar 2022 einstellen wird, erhöht sich der Marktanteil der DB Regio am Regionalverkehr im bevölkerungsreichsten Bundesland um gut neun auf 55,3 Prozent.

Danach kommt erst einmal lange nichts. Das Bahnunternehmen National Express, das zwei Linien des Rhein-Ruhr-Express von Abellio übernehmen wird, kommt auf rund 17 Prozent.

DB Regio NRW hatte in der Vergangenheit reihenweise Ausschreibungen an Privatbahnen verloren. Der ehemalige Monopolist war nicht nur bei der Vergabe aller Linien des Rhein-Ruhr-Express leer ausgegangen, sondern hatte im Dezember 2019 auch das bedeutende S-Bahn-Netz Rhein-Ruhr und die Ruhr-Sieg-Strecken an Abellio, eine Tochter der niederländischen Staatsbahnen verloren.

Schon damals hieß es in der Branche, die Niederländer hätten sich mit einem Dumpingangebot an der Ausschreibung beteiligt, um einen Fuß in den lukrativen NRW-Markt zu bekommen. Bei der DB Regio in Düsseldorf sieht man das Abellio-Aus und die damit verbundenen Notvergaben als Genugtuung.

Schon 2019 bei Keolis eingesprungen

Bereits 2019 war man auf zwei S-Bahnlinien für das Bahnunternehmen Keolis/Eurobahn eingesprungen, das sich ebenfalls in einer Schieflage befindet, dessen Verluste aber vom Eigentümer, den französischen Staatsbahnen, ausgeglichen werden.

„Wir stehen ganz klar zu unserer Verantwortung als Anker und Stabilisator des Regionalverkehrs in NRW“, sagt DB-Regio NRW-Chef Frederik Ley. „Wir setzen jetzt alle Hebel in Bewegung, um Mitarbeitenden von Abellio möglichst schnell mit einem guten Angebot Sicherheit zu geben und den Verkehr ab 1. Februar bestmöglich auf die Schiene zu bringen. Dafür brauchen wir aber die 100prozentige Kooperation der Abellio-Führung. Jeder Tag zählt.“

Arbeitsverträge noch vor Weihnachten abschließen

Noch vor Weihnachten will DB Regio NRW erste Arbeitsverträge abschließen und Regelungen zum Übergang für die Beschäftigten treffen. Dabei setzt die DB auf reges Interesse der Abellio-Mitarbeitenden.

DB Regio NRW wird insgesamt rund 500 neue Abellio-Mitarbeitende einstellen und schulen. Der gesamte Einstellungsprozess wird sich über die Weihnachtstage und das neue Jahr erstrecken.

Auch die technischen Voraussetzungen muss DB Regio NRW jetzt auf den Weg bringen. Beispielsweise muss sie die Fahrzeuge für das Ruhr-Sieg-Netz überprüfen und übernehmen, Fahrplantrassen ummelden und Einsatzpläne schreiben. Die Züge müssen gecheckt werden, weil das bei einer Übernahme so vorgesehen ist.

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„Ich bin meinem Team sehr dankbar, mit welchem Engagement sie sich dafür einsetzen, den Betriebsübergang in so kurzer Zeit zu stemmen. Viele verschieben oder kürzen jetzt dafür ihren Weihnachtsurlaub“, sagt Ley. „Ich bin sehr stolz auf diesen Schulterschluss. Keiner will die Fahrgäste am Bahnsteig stehen lassen.“

Insgesamt muss das Team von DB Regio NRW innerhalb von sechs Wochen den Verkehr für acht Linien mit mehr als zehn Millionen Zugkilometer neu planen und organisieren. In normalen Ausschreibungsprozessen sind dafür zwei Jahre Zeit vorgesehen.

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