Abschied aus der Kölner InnenstadtMit dem Umzug der IHK nach Mülheim endet eine Ära

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Das Kammergebäude am Dom wird verkauft

Das Kammergebäude am Dom wird verkauft

  • Die Vollversammlung der IHK Köln hat entschieden, dass die Kammer künftig im rechtsrheinischen Stadtteil Mülheim ihren Sitz haben wird und damit die Innenstadt verlässt.
  • Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Was wurde genau entschieden?

Die Industrie- und Handelskammer wird voraussichtlich 2022 in das dann neugebaute Lofthaus an der Schanzenstraße in Mülheim ziehen. Der Bürokomplex verfügt über mit 6700 Quadratmetern oberirdisch und 1580 Quadratmetern unterirdisch. Das Präsidium hatte sich einstimmig für diese Variante ausgesprochen.

„Wir ziehen in ein modernes Gebäude in einem aufstrebenden Stadtteil. Das wird uns zusätzlichen frischen Wind bringen“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Ulf Reichardt. Die Büroarbeitsplätze und die technische Ausstattung, aber auch die Nachhaltigkeit entsprächen modernsten Standards. Das alles könnte die Kammer am Börsenplatz nicht realisieren.“

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Platz für Veranstaltungen, wie etwa auch die Vollversammlung, die derzeit in den kammereigenen Sälen stattfinden, wird es dort nicht geben. Zur Anmietung externer Säle hat die Kammer in Zukunft 750 000 Euro berechnet. Auch die Mieten für externe Flächen für das Wirtschaftsarchiv sowie das Ausbildungszentrum mit 407 000 Euro pro Jahr bleiben erhalten. Durch die Digitalisierung und die vermehrte Möglichkeit zum Homeoffice für die Mitarbeiter könnten aber in Zukunft Kapazitäten in Mülheim frei werden, so IHK-Präsident Werner Görg.

Was kostet die neue Liegenschaft?

Die gesamten Kosten für Ankauf, Erwerbs sowie Ausstattung und Umzug belaufen sich auf 39,2 Millionen Euro. Es ist nach Berechnungen der IHK die günstigste Alternative. In Rede standen auch Objekte für 64,5 Millionen sowie eine Immobilie in Braunsfeld für 57 Millionen sowie die Sanierung des alten Gebäudes für 57 Millionen Euro.

Warum steht die Entscheidung für den Kauf des Lofthauses unter Vorbehalt?

Sowohl im Vorfeld der Vollversammlung als auch in der Sitzung am Dienstag gab es teils massive Kritik an der Nachvollziehbarkeit des Zahlenwerks, das die Kammerführung den Mitgliedern präsentiert hatte. Eine Unternehmensberatung hatte die Varianten in eine Rangfolge gebracht, wonach unter anderem die gemessen am Kaufpreis teuerste Immobilie landet überraschenderweise an der Spitze.

„Die Annahmen, die diesem Ranking zugrunde liegen, sind nicht transparent“, sagt der Kölner Unternehmer Sven C. Sixt. Geld für Planungen in der Vergangenheit sei bei der Sanierung eingerechnet worden, obwohl es längst geflossen sei. Auch weiche Faktoren wie Erreichbarkeit seien nicht in die Wertung einbezogen worden. „Dazu kamen handwerkliche Fehler bei Addition und Rundungen“, so der Unternehmer. Auf dieser Basis hätte keine Entscheidung unter einem solchen Druck fallen dürfen. „Dass sich die Zahlen auf den ersten Blick schwer nachvollziehen lassen und Mitglieder der Vollversammlung dies kritisieren, ist recht und billig“, sagt Präsident Werner Görg. Deshalb werde das Zahlenwerk einer Prüfung unterzogen.

Was wird aus dem alten Kammergebäude am Kölner Börsenplatz?

Nach mehr als zehn Jahren Planung und Debatten ist die Sanierung vom Tisch. Mit nach IHK-Berechnungen 57 Millionen Euro hätte sie weit über dem von der Vollversammlung gesetzten Deckel von 40 Millionen gelegen. In einem Bieterwettbewerb soll das denkmalgeschützte Haus aus den 1950er Jahren für mindestens 13 Millionen Euro verkauft werden. Damit endet dann die Ära der Industrie- und Handelskammer in der Kölner Innenstadt.

Wird es jetzt eine Beitragssenkung für die Mitglieder geben?

Die Kammer verfügt über einen Finanzmittelbestand von 57,4 Millionen Euro. Auch der Verkauf des Gebäudes wird Geld in die Kammer-Kasse spülen – vermutlich mehr als die 13 Millionen Euro. In den Unterlagen zur Vollversammlung war für die Variante Lofthaus eine mögliche Beitragssenkung für die Mitgliedsunternehmen angeführt worden. Ob es dazu kommt, ist derzeit noch unklar. Man müsse erst die konjunkturelle Entwicklung abwarten, die möglicherweise zu geringen Beitragseinnahmen führt, so Präsident Görg. Erst dann könne man über Beitragsreduzierungen entscheiden.

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