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Aufsichtsrat der Deutz AG„Wir haben nicht an die russische Marine geliefert“

Lesezeit 4 Minuten
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Deutz-Aufsichtsratschef Dietmar Voggenreiter

  • Der Aufsichtsratschef der Deutz AG, Dietmar Voggenreiter, gibt die Besetzung des Finanzressorts im Vorstand bekannt.
  • Mit Timo Krutoff ist der Umbau des Führungsgremiums abgeschlossen, mit Petra Mayer eine Frau im Vorstand.
  • Der Chefkontrolleur spricht aber auch über die Vorwürfe, Deutz-Technologie sei bei der russischen Marine zum Einsatz gekommen

Herr Voggenreiter, der Aufsichtsrat der Deutz AG hat den vierten noch vakanten Vorstandsposten besetzt. Gegen Sie davon aus, dass nun nach den Querelen des Frühjahrs wieder Ruhe einkehrt? Dietmar Voggenreiter: Das Wichtigste in dieser schwierigen Situation war, dass der Aufsichtsrat geeint agiert hat und klare Richtungen vorgegeben hat, damit der Vorstand sich um das Geschäft kümmern kann. Das war schon kurz nach den Vorfällen der Fall und damit kehrte auch wieder Ruhe im Unternehmen ein. Aber der zweite Teil, der Umbau des gesamten Vorstands, geht eben nicht von heute auf morgen. 

Wo gab es die größten Schwierigkeiten?

Die geeigneten Kandidaten mussten gefunden werden und es gibt dann auch immer Wechselbarrieren. Ich bin sehr zufrieden, dass es dem ganzen Aufsichtsratsteam und dem Vorstand gelungen ist, den Umbau noch in 2022 abzuschließen. Jetzt gibt es wieder eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den beiden Gremien.

Ein Teil des Streits war ja die Umsetzung der Frauenquote. Dabei ist Deutz mitten in einer schwierigen Transformation hin zu alternativen Antrieben. Nun ist das Produktionsressort mit Petra Mayer besetzt, das Finanzressort mit Timo Krutoff. Welche spezielle Expertise bringen die beiden mit?

Zum einen war klar, dass wir die Diversitätsregeln umsetzen. Damit musste ein Vorstandsposten weiblich besetzt werden. Außerdem wollten wir einen starken Kompetenzmix zwischen starken Technikern und starken Kaufleuten. Die beiden neuen Vorstandsmitglieder kommen aus der Automobilzulieferindustrie und sind gewohnt, Kostendruck zu managen. Und es ist gut, in einer so tiefgreifenden Transformation auf ein junges Vorstandsteam zu setzen.

Es gab Kritik von Investoren an der Profitabilität, auch die Aktie schwächelte. Wie soll sich das jetzt ändern?

Wir haben die klare Strategie, dass unser klassisches Geschäft profitabler werden muss, um genügend finanziellen Spielraum zu haben, um in unsere grüne Sparte ausreichend zu investieren. Diese Doppelaufgabe muss der Vorstand managen und dabei hat er mit Blick auf die Zahlen auch schon sehr gute Arbeit geleistet. So hatten wir im zweiten Quartal einen Rekord-Auftragsbestand, wovon das zweite Halbjahr getragen wird. Aber klar, die Inflation und die starken Preissteigerungen und die Verhandlungen mit den Kunden über Preissteigerungen sind derzeit große Herausforderungen. Der Vorstand leistet hier sehr gute Arbeit. 

Sind zur Kostensenkung Stellenstreichungen geplant?

Da ist derzeit nichts vorgesehen. Aber in der aktuellen Situation steht Kostenmanagement immer auf der Agenda des Vorstands.

Wie ist denn die Energiesicherheit bei Deutz diesen Winter?

Wir haben früh Entscheidungen getroffen, wie wir möglichst unabhängig werden. So können wir auch auf andere Energieträger wie Öl umschalten, wo wir uns Reserven gesichert haben. Wir hoffen, dass es zu keinen Gas-Engpässen kommt – wenn doch, sind wir darauf vorbereitet. Aber wir haben natürlich Sorgen, was unsere gesamte Lieferkette betrifft.

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Es gab Vorwürfe, dass Technik von Deutz in der russischen Marine zum Einsatz kommt. Was sind die Ergebnisse Ihrer Überprüfung?

Wir haben den Sachverhalt nochmals vertieft geprüft und kamen dabei zum selben Ergebnis – nämlich, dass wir nicht an die russische Marine geliefert haben und für jede Lieferung nach Russland auch eine Endverbleibserklärung haben, die uns die zivile Nutzung versichert. 

Hintergrund: Die beiden neuen Vorstände

Timo Krutoff wird ab 1. Dezember neuer Chief Financial Officer (CFO) und Arbeitsdirektor bei der Deutz AG. Krutoff wechselt von der Thyssenkrupp AG zum Kölner Motorenhersteller. Seit Oktober ist er CEO & CFO der thyssenkrupp Bilstein, die Dämpfer für die Automobilindustrie herstellt. Davor war er knapp sieben Jahre als CFO von Bilstein für die Bereiche Finance & Controlling, Einkauf, Personal, IT, Marketing und Motorsport tätig. Der 44-Jährige begann seine Karriere 2004, nach Abschluss seines Studiums zum Diplomkaufmann an der Universität Passau, bei der Deutz AG.

Petra Mayer soll ab November 2022 Chief Operating Officer (COO) für das neu zu schaffende Produktionsressort werden. Mayer verantwortet seit 2019 bei einem der größten deutschen Autozulieferer ZF Friedrichshafen den Geschäftsbereich Seat Belt Systems der Division Passive Sicherheitstechnik. Nach Abschluss ihres Ingenieurstudiums an der Universität Erlangen-Nürnberg promovierte sie im Fachbereich Process Technology an der Universität in Stuttgart 1997. Ihre Karriere begann Mayer danach beim Start-up Lundin Filter, bevor sie im Jahr 2000 in die Automobilindustrie wechselte - erst zu Continental, dann zu Autoliv. Seit 2016 ist Mayer in verschiedenen Führungspositionen für ZF tätig. (cos)

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