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Bayer nicht betroffenCurevac produziert weniger Impfstoff und kündigt Partnern

Lesezeit 3 Minuten
Curevac-Impfstoff

Das Tübinger Unternehmen Curevac wird seinen neuen Impfstoff nach der Zulassung auch bei Bayer in Wuppertal produzieren lassen.

Tübingen/Leverkusen/München – Das Biotechunternehmen Curevac verkleinert wegen der geringeren Nachfrage nach seinem Corona-Impfstoff das Produktionsnetz. Die Verträge mit Wacker Chemie sowie Celonic würden gekündigt, teilte das Unternehmen am Dienstag in Tübingen mit.

Reaktion auf geringere Nachfrage

Die Entscheidung sei eine Reaktion auf die geringere kurzfristige Spitzennachfrage nach Impfstoffen im Anschluss an die erste Welle der Pandemie-Impfanstrengungen, hieß es. Dies habe zu einer weiter „veränderten Nachfrage“ nach CureVacs Covid-19-Impfstoffkandidaten der ersten Generation (CVnCoV) geführt. Dieser wird derzeit von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) geprüft.

Ob die EMA den Impfstoff zulassen wird, ist weiter offen. Ende Juni hatte Curevac bekannt gegeben, dass die Wirksamkeit seines Impfstoffkandidaten CVnCoV niedriger sei als die anderer Impfstoffe. Das Tübinger Biotechunternehmen war Anfang Juli davon ausgegangen, dass die EMA den Impfstoff trotz geringer Wirksamkeit zulassen wird. Das Curevac-Präparat hatte einer finalen Analyse zufolge eine Wirksamkeit von 48 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung über alle Altersgruppen hinweg gezeigt.

Keine finanziellen Details

Finanzielle Details zu den Folgen der gekündigten Produktionspartnerschaften nannte Curevac nicht. Die Verträge mit Rentschler Biopharma und Novartis blieben bestehen. CVnCoV werde weiter von der Europäischen Arzneimittelbehörde geprüft, hieß es weiter. Im vierten Quartal soll zudem eine Studie zu CV2CoV beginnen, einem gemeinsam mit GlaxosmithKline entwickelten Covid-19-Impfstoffkandidaten der zweiten Generation.

Was die Ankündigung für die Kooperation mit dem Leverkusener Bayer-Konzern bedeutet, ließ die Curevac-Mitteilung zunächst offen. Das Unternehmen rüstet aktuell sein Wuppertaler Werk für die Produktion des Curevac-Impfstoffs um. Im kommenden Jahr wollen die Leverkusener dort 160 Millionen Dosen von CVnCoV produzieren.

Wuppertal bleibt wichtig

Dieser Plan sei nun auch nicht gefährdet, hieß es auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Unser Kooperations- sowie Servicevertrag mit Bayer steht“, sagte eine Curevac-Sprecherin: „Bayer ist ein strategischer Partner Curevacs und nicht Teil des externen Produktionsnetzwerkes, welches wir im Zuge der gemeinsamen Anstrengungen zur Coronavirus-Bekämpfung für jeden der wichtigsten Herstellungsschritte von CVnCoV etabliert haben.“

Die Aussagen lassen darauf schließen, dass das Wuppertaler Bayer-Werk wohl auch im Fall einer Nicht-Zulassung des Corona-Impfstoffs von Curevac künftig für die Herstellung anderer mRNA-Medikamente des Tübinger Unternehmens genutzt werden soll.

Impfstoff für die Impfkampagne eingeplant

Die Bundesregierung hatte den Curevac-Impfstoff ursprünglich für die Impfkampagne eingeplant. An Curevac ist auch der Bund indirekt über die Staatsbank KfW zu 16 Prozent beteiligt. Auf diese Weise wollte die Politik das Unternehmen gegen eine mögliche Übernahme aus dem Ausland absichern. Den größten Anteil am Unternehmen hält der SAP-Mitbegründer und Investor Dietmar Hopp. Das Präparat des Tübinger Unternehmens ist ein sogenannter mRNA-Impfstoff – wie die von Biontech/Pfizer (Deutschland/USA) und Moderna (USA).

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Auf Wacker Chemie hat die Kündigung des Vertrags keine größeren Auswirkungen, teilte der Münchner Konzern mit. Für den Geschäftsbereich Wacker Biosolutions habe das keinen wesentlichen Einfluss auf die Umsatz- und Ergebnisentwicklung. Wacker will die freiwerdenden Kapazitäten seiner niederländischen Impfstoffproduktion für andere Kunden nutzen. (mit dpa)