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Von Bier bis ColaGetränke werden teurer – viele Kölsch Marken nicht betroffen

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Zapfhähne stehen ungenutzt auf einer Gastro-Messe.

Zapfhähne stehen ungenutzt auf einer Gastro-Messe.

Während sich Handel und Gastronomie aufs Weihnachtsgeschäft vorbereiten, drehen große Getränkehersteller hinter den Kulissen an den Preisen – was das für den Kölner Biermarkt bedeutet 

Nach Ankündigungen von Brauereien könnte es erstmals seit mehreren Jahren wieder zahlreiche Preiserhöhungen bei Bier geben. Krombacher und Veltins haben in diesem Monat ihre Preise für Kunden im Handel und der Gastronomie bereits erhöht. Einige andere Großbrauer folgen.

Inwiefern sind Kölsch und Kölner Brauereien betroffen?

„Wir haben unsere Preise in der jüngeren Vergangenheit nicht erhöht und planen derzeit auch keine Anpassungen. Unsere Kalkulation ist langfristig angelegt“, schreibt Gaffel auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Seit diesem Jahr gehört der Brauerei auch die Marke Mühlen Kölsch an. Dank stabiler Partnerschaften in Einkauf, Logistik und Vertrieb könne der Kölsch-Hersteller Kostensteigerungen in einzelnen Bereichen bislang ausgleichen, ohne sie an seine Kunden weiterzugeben.

Kölsch-Preise bei Gaffel und Radeberger Gruppe weiter stabil

Auch die Radeberger Gruppe, der Gilden, Sion, Peters und Dom angehören, beschwichtigt: Bis auf die Zehn- und 20-Liter-Stichfässer seien die Kölsch-Marken nicht von der Erhöhung betroffen. „Unsere Abgabepreise für Keg-Fässer und das Mehrwegsortiment (Flaschengebinde) sowie Tankbier für die Gastronomie bleiben also unverändert“, so Georg Schäfer, Sprecher der Geschäftsführung.

Nicolas Lutz von der jungen Kölner Biermarke Zappes Broi sagt: „Wir haben unsere Preise für das Flaschenbier sogar gesenkt“, allerdings bereits im Frühjahr. Der Grund: Inzwischen kann die 2020 gegründete Brauerei, die Pils, Helles, Radler und das alkoholfreie „Zappes Sport“ im Sortiment listet, in größeren Mengen produzieren. Und man müsse wettbewerbsfähig bleiben. „Die Akzeptanz, viel Geld für Bier auszugeben, ist nicht da“, so Lutz. 1,39 kostet sein Bio-Pils im Einzelhandel, vorher 1,79 Euro. Der Kasten sei statt 29,99 Euro nun zwischen 19,99 Euro und 24,99 Euro erhältlich. „Wenn wir vorher preistechnisch Luxus waren, sind wir jetzt oberes Mittelfeld.“ Er sagt auch: „Nur, wenn die Preise der Großen ansteigen, können kleine und mittelständische Unternehmen weiter mithalten.“

Nicolas Lutz (links) und Maximilian Koeser von Zappes Broi

Nicolas Lutz (links) und Maximilian Koeser von Zappes Broi

Wer zieht die Preise an?

Neben Krombacher und Veltins sind sechs der zehn meist getrunkenen Biermarken in Deutschland nach einer Analyse des Getränkemarktfachmagazins „Inside“ aktuell oder in den kommenden Monaten von Preiserhöhungen der Großbrauereien betroffen, auch kleine Brauereien erhöhten ihre Preise. 

Wann kommen die höheren Preise beim Verbraucher an?

Es muss sich erst noch zeigen, in welchem Umfang die Abnehmer der Brauereien die Preiserhöhungen hinnehmen und an die Konsumenten weitergeben. „Inside“-Herausgeber Niklas Other verweist auch auf die großen Überkapazitäten in der Braubranche: Der Handel habe vor diesem Hintergrund leichtes Spiel, Bier zu möglichst günstigen Konditionen einzukaufen.

Getränkeexperte Marcus Strobl vom Marktforschungsinstitut NIQ geht davon aus, dass es noch einige Zeit dauern dürfte, bis sich die Preisschilder für die Verbraucher in den Märkten verändern. „Meine Erfahrung ist, dass der Handel mit der Umsetzung teilweise wartet bis nach Weihnachten, weil er das Weihnachtsgeschäft noch mitnehmen möchte“, sagt Strobl.

Wie können Biertrinker Preiserhöhungen ein Schnippchen schlagen?

In der Vorweihnachtszeit werden wieder zahlreiche Aktionspreise im Handel erwartet. „Sowohl im Handel als auch der Braubranche besteht ein großer Mengendruck, weil die Absätze in diesem Jahr besonders deutlich zurückgehen“, sagt Getränkeexperte Strobl. Das könnte dazu führen, dass verstärkt zu Aktionen gegriffen wird oder Preise wieder sinken, um die eigenen Ziele zu erreichen.

Wie groß ist der Preisunterschied?

Die vom Handel beworbenen Preisaktionen bei der beliebtesten Biersorte Pils nutzen die Biertrinker immer stärker. Bei den großen Pilsmarken werden laut Strobl im Schnitt bereits sieben von zehn Bierkästen mit jeweils 20 Halbliterflaschen zu Aktionspreisen im Handel verkauft. Etwa fünf Euro günstiger werde der große Kasten Pils in der Aktion angeboten gegenüber dem Standardpreis. „Das nehmen natürlich viele gern mit“, schildert er.

Preiserhöhungen in Gastronomie erwartet

Dank solcher Aktionen können Verbraucher vielerorts Bier zu Preisen wie vor Jahrzehnten kaufen, sagt Other. Die vertrauten 9,99 Euro pro Kiste seien mittlerweile jedoch seltener geworden; die meisten großen Pilsmarken würden im Schnitt mit 10,50 Euro beworben.

Ist auch Fassbier von Preiserhöhungen betroffen?

Krombacher und Veltins haben Preiserhöhungen sowohl für ihr Flaschenbier als auch für Fassbier vollzogen. Beim Marktführer Radeberger Gruppe betreffen die Preiserhöhungen zum 1. Januar 2026 sowohl das Fassbiersortiment als auch einen Teil des Mehrwegsortiments. Nicht nur der Handel, auch die Gastronomie sei in vielen Fällen mit Preiserhöhungen bei Bier konfrontiert, erklärt „Inside“-Herausgeber Other.

Veltins hat sowohl die Preise für Flaschen- als auch für Fassbier angehoben

Veltins hat sowohl die Preise für Flaschen- als auch für Fassbier angehoben

Wird damit auch das Bier in der Kneipe um die Ecke teurer?

„Der Bierpreis hat neben der tatsächlichen auch eine symbolische Wirkung für die Branche insgesamt“, sagt Thorsten Hellwig, Sprecher des Branchenverbandes Dehoga NRW. Der massive Kostendruck halte an, auch der Mindestlohn steige. „Für viele gastronomische Betriebe bedeuten gestiegene Einkaufspreise und Kosten aufgrund der wirtschaftlichen Gesamtsituation, dass Preisanpassungen immer schwieriger zu vermeiden sind“, beschreibt Hellwig.

Warum geht der Bierkonsum in jüngster Zeit so stark zurück?

Da kommen mehrere Faktoren zusammen. „Der Bierabsatz ist tatsächlich so stark wie nie unter Druck“, betont Other. Gerade in der Gastronomie werde weniger Bier getrunken. Das belegen auch Zahlen der Marktforscher von NIQ: „Im Handel war der Absatzrückgang mit minus 2,1 Prozent bei Bier insgesamt im ersten Halbjahr 2025 gar nicht so dramatisch. In der Gastronomie ist der Bierabsatz deutlich stärker um 8,6 Prozent gesunken“, erklärt Strobl.

In Gaststätten und Kneipen machten sich umfangreiche Kostensteigerungen bereits in Preisen bemerkbar. Da sei auch eine bewusste Konsumzurückhaltung zu spüren, da werde bewusst auf das zweite, dritte oder vierte Glas verzichtet. 

Hinzu kommt der Faktor Demografie, durch den der Bierkonsum bereits seit langem schrumpft. „Die Älteren trinken weniger“, sagt Other. Die Abkehr vom Alkohol treffe andere Warengattungen wie Spirituosen oder Wein noch härter.

Werden auch andere Getränke teurer?

Aktuell werden ebenfalls alkoholfreie Getränke teurer. Other verweist auf den Marktführer Coca-Cola, der zum 1. September an der Preisschraube drehte. Nach Angaben des Konzerns liegen die Preiserhöhungen gegenüber den Kunden im Handel und im Außer-Haus-Markt im Schnitt aller Produkte und Packungen im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Laut „Inside“ haben viele weitere Markenhersteller ihre Kostensteigerungen ebenfalls weitergereicht. (mit dpa)