ImpfstoffherstellerBiontech steigert Umsatz um 344 Prozent und plant Megawachstum

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Biontech Logo

Biontech-Logo an der neuen Produktionsstätte in Marburg.

Mainz/Köln – Der Mainzer Impfstoffhersteller Biontech hat seinen Umsatz 2020 um 344 Prozent auf rund 482 Millionen Euro gesteigert. Davon entfielen 270,5 Millionen Euro auf den Impfstoff gegen das Coronavirus, teilte das Unternehmen am Dienstag bei Vorlage des Geschäftsberichts für das vergangene Jahr mit. Unter dem Strich blieben Biontech etwas mehr als 15 Millionen Euro. Nun erwartet die Firma des Forscherpaars Özlem Türeci und Uğur Şahin ein weiteres gewaltiges Wachstum.

So prognostizieren die Mainzer alleine aus dem Verkauf ihres Impfstoffs in diesem Jahr einen Umsatz von rund 9,8 Milliarden Euro – gegenüber dem gesamten 2020er Umsatz wäre das ein Plus von mehr als 1900 Prozent. Die Prognose basiert auf der Menge der bereits bestellten Impfstoff-Dosen. So seien für dieses Jahr schon 1,4 Milliarden Dosen des Vakzins BNT162b2 bestellt worden.

Die Kosten für Forschung und Entwicklung wirken mit Blick auf diese Erträge beinahe mickrig, sind jedoch ebenfalls 2020 um knapp 185 Prozent auf 645 Millionen Euro gestiegen. 2021 sollen sie auf bis zu 850 Millionen Euro steigen.

In Köln aufgewachsen, der Vater Ford-Arbeiter

Bislang war Biontech von einer Produktionskapazität von zwei Milliarden Impfstoff-Dosen ausgegangen. Die Erwartungen schraubten die Mainzer nun nach oben: So sollen bis zu 2,5 Milliarden Dosen bereitgestellt werden. Das hat mehrere Gründe: Biontech nannte unter anderem die Inbetriebnahme der neuen Produktion in Marburg und die Zulassung der Entnahme einer sechsten Impfdosis.

Erst im Dezember 2020 war der Biontech-Impfstoff als erstes mRNA-Arzneimittel der Geschichte zugelassen worden. Bei diesem genbasierten Vakzin regt das Botenmolekül mRNA im Körper die Bildung eines Coronavirus-Proteins an. Diese löst eine Immunreaktion aus, die den Menschen vor dem Virus schützen soll.

Bis 23. März haben das Unternehmen und seine Partner eigenen Angaben zufolge weltweit mehr als 200 Millionen Dosen ausgeliefert. Entscheidend für den Erfolg bei der weltweiten Verteilung war die enge Kooperation mit dem US-Pharmagiganten Pfizer.

Biontech-Gründer Şahin, der in Köln aufgewachsen ist und dessen Vater Ford-Arbeiter war, kündigte an, Teile der erwarteten Erlöse wieder in die Erforschung weiterer Therapien zu stecken: „Wir sehen eine enorme Chance darin, Einnahmen aus unserem Covid-19-Impfstoff in die Forschung zu reinvestierten“, so Şahin: „Wir wollen weiterhin die Gesundheit der Menschen weltweit verbessern, indem wir das volle Potenzial des Immunsystems ausschöpfen.“

Fokus weiter auf Covid-19-Forschung

Derzeit steht die Covid-19-Forschung bei Biontech weiter klar im Fokus: „Wir werden uns weiterhin auf Innovationen im Bereich der COVID-19 Forschung fokussieren, indem wir die Entwicklung neuer Formulierungen und Impfstoffe gegen Virusvarianten vorantreiben und neue Studien für weitere Subpopulationen beginnen“, sagte Şahin.

So laufen aktuell unter anderem Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit seines Impfstoffs sowohl bei schwangeren Frauen als auch bei Kindern und Jugendlich in verschiedenen Altersstufen. Darüber hinaus erprobt das Pharma-Unternehmen, wie sich eine dritte Impfstoffdosis auf den Schutz gegen das Coronavirus und künftig auftretende Mutationen auswirken würde.

Gleichzeitige wolle sein Unternehmen die Entwicklung von Immuntherapien unter anderem bei Krebserkrankungen, Infektionskrankheiten und Autoimmunerkrankungen vorantreiben, sagte Şahin. Aktuell laufen im Bereich der Krebstherapien, auf die Biontech spezialisiert war, bevor es sich früh im vergangenen Jahr auf den Corona-Impfstoff fokussierte, 14 Studien zu 13 Medikamentkandidaten. Darunter befinden sich zum Beispiel Mittel zur Bekämpfung von fortgeschrittenem Hautkrebs und Kopf-Hals-Krebs.

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Aus den Informationen zum Geschäftsbericht geht unterdessen auch hervor, dass die als Folge der Corona-Pandemie erschwerte Aufnahme von Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern dazu führte, dass eine Lungenkrebs-Studie vorzeitig beendet werden musste.

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