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Geschichtsträchtiges ArealKölner Immobilien-Star will ehemaliges Stahlwerk in Düsseldorf kaufen

Lesezeit 3 Minuten
Das Düsseldorfer Areal Böhler von oben.

Das ehemalige Stahlwerk Böhler in Düsseldorf hat eine lange Geschichte.

Jamestown-Gründer Christoph Kahl und sein Sohn wollen auf dem Gelände Start-ups aus dem Bereich Klimatechnologie ansiedeln. Der Kaufpreis soll zwischen 150 und 200 Millionen Euro liegen. 

Der Kölner Immobilienunternehmer Christoph Kahl und sein Konzern Jamestown wollen eins der geschichtsträchtigsten Areale in Düsseldorf erwerben. Denn der österreichische Stahl- und Technologiekonzern Voestalpine möchte sich vom Areal Böhler trennen. Nun haben beide Unternehmen exklusive Verkaufsverhandlungen aufgenommen. Der Kauf wird im ersten Quartal 2023 erwartet.

Das ehemalige Stahlwerk an der Stadtgrenze von Düsseldorf zu Meerbusch-Büderich blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1914 kaufte die österreichische Firma Gebr. Böhler das Gelände und schon 1915 lief die Stahlproduktion in Folge des Ersten Weltkriegs auf Hochtouren - ebenso wie auch später im Zweiten Weltkrieg. Mit der Ölkrise 1974 begann der Niedergang des Stahlwerks, mehr als 4000 Arbeiter bangten um ihre Jobs. 1993 wurde die Stahlproduktion schließlich eingestellt und das Gelände umstrukturiert. Gewerbe, Kreative, Künstler und Architekten siedelten sich an. Heute finden in den denkmalgeschützten Gebäuden Veranstaltungen wie Mode- und Kunstmessen statt oder es wird Health Food präsentiert.

Jetziger Besitzer will mit Deal Kerngeschäft stärken

Das Areal Böhler verfügt über eine Gesamtfläche von 230.000 Quadratmeter mit rund 40 Gebäude und einer Vermietungsfläche von rund 125.000 Quadratmetern. Dort sind aktuell rund 180 Firmen und selbstständige Gewerbe mit rund 1.200 Beschäftigten angesiedelt. Der jetzige Besitzer Voestalpine will mit dem Grundstücksverkauf das Kerngeschäft stärken und mit den frei gewordenen Mitteln in weitere technologische Innovationen und Zukunftsprojekte investieren, teilt der Stahlkonzern mit. Man werde aber die für den eigenen Bedarf genutzten Flächen nach dem Verkauf anmieten. Jamestown will die Mitarbeiter der Standortverwaltung übernehmen und so für Kontinuität in der Mieterbetreuung sorgen.

Zu einem möglichen Kaufpreis gab es keine Angaben. Vor einigen Wochen hatte die Führung des Stahlkonzerns allerdings angekündigt, dass man mit einem Gewinn aus einem Grundstücksverkauf in Höhe von 120 Millionen Euro rechne. Es spricht vieles dafür, dass es sich dabei um das Areal Böhler handelt. Der Kaufpreis dürfte also zwischen 150 und 200 Millionen Euro liegen.

Flächen für junge Gründer

Für Jamestown ist der geplante Kauf und die anschließende Weiterentwicklung das erste Objekt dieser Art in Deutschland. Das Immobilienunternehmen, in den 1980er von Christoph Kahl in Köln gegründet, hat sich auf US-Immobilien spezialisiert. Jamestown verwaltet derzeit weltweit ein Immobilienvermögen von rund 13 Milliarden Euro. Die Revitalisierung von alten Industriearealen gehört dabei zu den Kernkompetenzen. So hat Jamestown in New York (Chelsea Market und Industry City), Boston und Lissabon (Innovation and Design Building) und Atlanta (Ponce City Market) bereits Areale saniert und weiter entwickelt. Zu den bekanntesten Transaktionen gehörte der Verkauf des Chelsea Markets und des darüber liegende Bürogebäudes in New York City an den Tech-Giganten Google. 2018 veräußerte Kahl die Büroimmobilie für 2,4 Milliarden Dollar, die er 2003 für nur 280 Millionen Dollar erworben hatte. Damit gilt der Immobiliendeal als einer der größten der Geschichte.

Jamestown sieht im Düsseldorfer Areal großes Potenzial. Man wolle den Bestand an alt industriellen Gebäuden erhalten und bei Bedarf auch modernisieren. „Zudem wollen wir Büro- und Entwicklungsflächen für Gründer und Start-ups aus dem Bereich Klimatechnologie schaffen, die dort Forschung und Entwicklung betreiben können“, sagt Sebastian Kahl, Sohn des Jamestown-Gründers Christoph Kahl.

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