Aktien-AnalyseWas hinter dem Höhenflug bei Covestro und Bayers Absturz steckt

Lesezeit 4 Minuten
Bayerkreuz Leverkusen. Foto: Ralf Krieger

Die Konzernzentralen von Bayer und der ehemaligen Tochter Covestro befinden sich in Leverkusen.

Wir haben die Entwicklung der Aktien fünf bedeutender Konzerne im Rheinland analysiert. Die größten Gewinner gab es in Leverkusen und Bonn.

Das Börsenjahr 2023 war für die Unternehmen im Rheinland voller Turbulenzen. Wir haben Gewinner und Verlierer identifiziert.

Bayer – minus 31 Prozent

Im Frühjahr endete bei Bayer die Ära Werner Baumann nach sieben Jahren an der Spitze. Als er im Mai 2016 übernahm, stand die Bayer-Aktie bei knapp unter 100 Euro pro Stück – bei seinem Abschied hatte sich ihr Wert fast halbiert.

Börsenkurse 2.1.2024

Die US-Gerichtsprozesse um Krebserkrankungen, die Kläger auf den Kontakt mit dem glyphosathaltigen Bayer-Produkt Roundup zurückführen, belasteten auch 2023 die Gemüter der Anleger und der Bilanz. Noch immer werden einzelne Klagen auch vor Gericht ausgetragen. Zehn der zurückliegenden 15 hat Bayer gewonnen, doch die Aktionäre reagieren empfindlich auf Rückschläge.

Das Börsenjahr begann für Bayer positiv, mit einer Kletterpartie um 13 Prozent. Dann hagelte es schlechte Nachrichten: Im ersten Quartal stürzte der Gewinn um ein Drittel gegenüber dem Vorjahr ab. Im Juli senkte Bayer seine Jahresprognose. Beides führte das Unternehmen auf den Preisverfall und geringere Verkaufszahlen seiner Glyphosat-Produkte zurück.

Bill Anderson, neuer Chef / Vorstandsvorsitzender der Bayer AG

Der Neue an der Spitze von Bayer: Bill Anderson

Die zentrale Studie zum Medikament Asundexian musste im November abgebrochen werden. Dabei hatten die Leverkusener mehr als fünf Milliarden Euro jährlichen Spitzenumsatz prognostiziert. Binnen eines Tages stürzte die Bayer-Aktie um knapp 20 Prozent ab.

Der neue Chef Bill Anderson baut den Konzern um, will etliche Stellen im mittleren Management streichen, eventuell sogar Sparten abstoßen.

Covestro – plus 44 Prozent

Die deutschen Chemieriesen stecken in einer tiefen Krise. Sie litten 2023 unter der schwachen Entwicklung der Konjunktur in wichtigen Märkten sowie unter hohen Energiekosten. Doch Covestro erlebte eine wahre Jahresendrallye.

Börsenkurse 2.1.2024

Wer sich den Jahreschart des Papiers ansieht, erkennt von Januar bis zum Sommer eine leichte Abwärtsbewegung. Im Juni dann springt die Aktie von 40 auf 50 Euro. Der Grund sind hartnäckige Spekulationen über den Einstieg der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc). Im September informierte Covestro-Chef Markus Steilemann die Finanzmärkte über die Aufnahme ergebnisoffener Gespräche mit Adnoc. Wieder stieg der Börsenwert innerhalb kürzester Zeit zweistellig.

Kurz vor Weihnachten berichtete Bloomberg, Adnoc habe sein Angebot auf etwa 60 Euro pro Aktie erhöht – Covestro wird vom staatlichen Ölkonzern nun mit rund 11,3 Milliarden Euro bewertet. Dank der Übernahmefantasie legte Covestro an der Börse trotz hoher Energiekosten 2023 um 44 Prozent zu.

Lanxess – minus 28 Prozent

Ein ganz anderes Bild herrscht bei Lanxess. Sowohl Covestro als auch Lanxess sind ja einst aus der Bayer AG hervorgegangen. Die Entwicklung der Aktie war 2023 für Anleger ein Desaster. Über das Jahr gesehen verloren die Papiere mehr als ein Viertel ihres Wertes.

Börsenkurse 2.1.2024

2022 war bereits ein Jahr mit schrumpfenden Gewinnen, aber da hatte Lanxess erwartet, dass die Lager der Kunden 2023 leer genug wären, um wieder anziehende Umsätze und steigende Gewinne zu bringen. Vor allem auf China ruhten große Erwartungen. Doch die Belebung blieb viel länger aus als gedacht und ist auch derzeit schwach.

Im November dann die Hiobsbotschaft: Unter dem Strich blieb im dritten Quartal ein Minus von 131 Millionen Euro im Vergleich zu einem Plus von 80 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Lanxess streicht weltweit 870 Stellen – Köln und Leverkusen tragen einen Großteil davon.

Deutz – plus 19 Prozent

Die Kursentwicklung der Deutz-Aktie war im zurückliegenden Jahr eine lange Achterbahnfahrt – aber mit Happy End. Das Jahr startete mit einem Aktienkurs von 4,11. Bis März kletterte das Papier auf über sechs Euro, danach ging es bis Ende Oktober kontinuierlich bergab. Die Talfahrt verwundert etwas, liefen die Geschäfte bei dem Kölner Motorenbauer im ersten Halbjahr mit einem Umsatzplus von zehn Prozent eigentlich gut.

Börsenkurse 2.1.2024

Zum Jahresende besannen sich die Börsianer darauf, die Deutz-Aktie legte eine wahre Jahresendrallye hin. Einer der Gründe wurde im Dezember bekannt: Deutz will ab Mitte 2024 Industriemotoren von Rolls-Royce Power Systems verkaufen und warten. Erwartet werden zusätzliche 300 Millionen Euro Umsatz.

Deutsche Post – plus 24 Prozent

Auch die Aktie der Deutschen Post, die seit dem Sommer offiziell DHL Group heißt, erlebte ein Auf und Ab. Anfangs stieg sie vom 36,01-Euro-Einstieg um 30 Prozent, sackte ab Ende Juli aber fast wieder auf den Eröffnungskurs. Umsatz und Gewinn waren gegenüber dem Vorjahr im ersten Halbjahr deutlich rückläufig und den Anlegern gefiel die Prognose nicht. Dann stoppte die Bundesnetzagentur auch noch die für 2024 geplante Erhöhung des Briefportos.

Börsenkurse 2.1.2024

Trotz Anfang November gesenkter Prognosen ging es dann wieder ordentlich aufwärts. Dazu trug auch die vom Kabinett gebilligte Post-Reform bei, die für Kundinnen und Kunden längere Wartezeiten auf einen Brief bedeutet, das Unternehmen aber entlasten dürfte. Statt einen Tag hat die Post künftig drei Tage Zeit, um einen Brief zuzustellen, sollten Bundestag und Bundesrat im Frühjahr zustimmen.

KStA abonnieren