ChefpostenDas rheinische Personalkarussell

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Airport Chefwechsel

Flughafen, Ford und Rhein-Energie bekommen neue Chefs, andere haben sie schon.

Köln – Das Jahr 2021  war nicht nur durch Corona-Krise und Lockdown eine Zäsur. Auch auffallend viele Chefposten wechselten im abgelaufenen Jahr oder werden demnächst neu besetzt. Darunter viele bedeutende Kölner Unternehmen, etwa die Ford-Werke, der städtische Versorger Rheinenergie, die Hauptgeschäftsführung der Industrie- und Handelskammer oder auch der Axa Versicherung. Ein Überblick über das rheinische Personalkarussell zum Jahreswechsel 2021/2022.

Flughafen Köln/Bonn

Für Außenstehende kam diese Personalie völlig überraschend. Bereits zum 1. Januar des neuen Jahres  verlässt Flughafenchef Johan Vanneste  seinen Job an der Spitze des Airports.  Überraschend deshalb, weil der belgische Luftfahrtexperte seinen Vertrag erst kürzlich bis April 2026 verlängert hatte. Private und familiäre Dinge bewegten den 60-Jährigen zum Abflug. Für den Aufsichtsrat unter  Klaus-Dieter Scheurle, selbst erst am 28. Januar des ablaufenden Jahres ins Amt gewählt, eine Herausforderung. Zunächst brachten sich Überraschungskandidaten ins Spiel, etwa der Düsseldorfer Luftfahrt-Unternehmer Udo Stern. Am Ende blieben drei Kandidaten über, weder Stern war darunter, noch Flughafen-Vize und -Finanzchef Torsten Schrank. Das Rennen machte Thilo Schmid. Er gilt als Vertrauter des Düsseldorfer Flughafenchefs Thomas Schnalke und arbeitete dort viele Jahre in hohen Positionen. Ihm wurden auch Ambitionen auf Schnalkes Job nachgesagt. Insidern zufolge war er  in der Landeshauptstadt zuletzt chancenlos. Wie er selbst im sozialen Netzwerk Linkedin bekanntgab, wird er den neuen Job im Januar antreten. Er gilt als ehrgeizig, aber nicht unbedingt als betriebsratsnah.  Angesichts der Krise der Luftfahrt und der nötigen Verlängerung der Nachtfluggenehmigung hat er viele Baustellen in Köln.

Rhein-Energie

Im Konzern der Stadtwerke Köln und ihrer Tochter Rhein-Energie bündelt die Stadt Köln ihre maßgeblichen Beteiligungen. Entsprechend ist der dazugehörige Chefposten auch ein Politikum.  Fest im Sattel saß dort über Jahre Dieter Steinkamp, in Kölns Politik und Wirtschaft bestens vernetzt. 2007 war der  promovierte Betriebswirt als Vorstand zu Rhein-Energie gekommen, seit 2009 war er ihr Vorstandsvorsitzender  und gleichzeitig Chef des Mutterkonzerns Stadtwerke Köln.  Der 61-Jährige soll im August 2022 altersbedingt ausscheiden.  Auf ihn folgt Andreas Feicht, bis zum Regierungswechsel in Berlin  Staatssekretär beim damaligen Wirtschaftsminister Peter Altmaier.  Feicht ist mit dem Thema Stadtwerke durchaus vertraut. Der 50-Jährige war von 2007 bis Januar 2019 Vorstandsvorsitzender der WSW Energie & Wasser AG, besser bekannt als Wuppertaler Stadtwerke. Er ist Mitglied der CDU, deren Kölner Vorsitzender Bernd Petelkau zurzeit Aufsichtsratschef der Rhein-Energie ist. Feicht wurde 1971 im niederbayrischen Bogen geboren.Von 1992 bis 1999 studierte er Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen. Parallel dazu war er bei den Dresdner Verkehrsbetrieben tätig.

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Ford-Werke

Derzeit noch vakant ist der Chefsessel von Ford Deutschland. Mitte November hatte  der Kölner Autobauer einen umfangreichen Umbau an der Führungsspitze angekündigt. Ford-Chef Gunnar Herrmann (61) gab sein Amt  Ende November auf und wechselte zum 1. Dezember in den Aufsichtsrat. Herrmann war seit Anfang 2017 Ford-Chef. Mehrfach war sein Vertrag verlängert worden, da sich das Unternehmen in Folge von Corona und der Chipkrise in schwerem Fahrwasser befand.  Auch Hans Jörg Klein, bislang stellvertretender Vorsitzender, wird Ford Ende Januar 2022 verlassen. Als Vize-Chef folgt ihm Rainer Ludwig, Geschäftsführer Personal, der auch kommissarisch die Leitung der deutschen Geschäftsführung übernimmt, bis der Nachfolger an der Spitze feststeht. Auf den neuen Automanager kommen zahlreiche Aufgaben zu. Zum einen muss der die Elektrifizierungsstrategie weiter vorantreiben. Bislang fährt in Deutschland nur das Importmodell Mustang Mach-E als reine Batterievariante.  Ab 2023 soll der erste europäische E-Ford in Köln vom Band laufen. Derzeit wird das Gelände in Niehl ertüchtigt und das neue Modell, das auf der Plattform von VW gebaut wird, in Merkenich entwickelt. Gleichzeitig läuft noch die neue Version des Fiesta vom Band - allerdings drohen wegen Chipmangels weitere Unterbrechungen. Die Materialknappheit  wird den  neuen Fordchefs erstmal weiter begleiten.

IHK Köln

Im September wurde auch die Position des Hauptgeschäftsführers der Kölner IHK neu besetzt.  Uwe Vetterlein führt seitdem die  Kammer. Seit 17 Jahren leitet er die IHK Darmstadt. Vetterlein ist damit Nachfolger von Ulf Reichardt. Dieser hatte im Mai 2020 mit sofortiger Wirkung sein Amt niedergelegt. Hintergrund war ein Wechsel des Präsidentenamtes. Im Januar 2020 war überraschend das Präsidium nach der Wahl der Vollversammlung komplett neu besetzt worden. Kammerchef Reichardt galt als Vertrauter der früheren Präsidiumsmitglieder. Auch Ulrich Soénius, bisher stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, ist mittlerweile ausgeschieden. Auch er hatte sich um die Nachfolge Reichardts beworben. Nun widmet sich der promovierte Historiker vornehmlich den Aufgaben als Direktor und Vorstandsmitglied der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv (RWWA).

Axa Deutschland

Auch die Versicherung Axa Deutschland stellt sich an der Spitze neu auf. Thilo Schumacher wurde neuer Vorstandschef und  Nachfolger von Alexander Vollert. Zum 1. Dezember 2021 zog Vollert nach Paris. Beim Mutterkonzern soll der Wirtschaftsingenieur die Rolle des Chief Operating Officer (COO) übernehmen und wird somit global für das operative Tagesgeschäft leiten. Der 46-jährige Schumacher ist bereits seit 2006 im Unternehmen. Von 2010 bis 2012 hatte der promovierte Betriebswirt den Exklusiv-Vertrieb geleitet. Seit 2012 ist Schumacher im Vorstand der Axa Deutschland tätig. 2018 hatte er zudem die Rolle als Vertriebschef übernommen.

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