Werksschließung im Juli 2022Coty bietet Kölner Mitarbeitern Abfindung und Sozialpläne

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Werksgelände des Kosmetikkonzerns Coty in Bickendorf. Der Standort soll geschlossen werden.

Köln – Bereits Anfang dieses Jahres hatte der US-Kosmetikkonzern Coty angekündigt,  das einzige deutsche Parfüm-Werk in Köln-Bickendorf zu schließen.  Hintergrund ist ein weltweites Sparprogramm, im Zuge dessen das Duft-Segment neu aufgestellt werden soll.  Für die  rund 300 Mitarbeitenden in dem traditionsreichen ehemaligen 4711-Werk kam die Entscheidung damals gänzlich überraschend. 

Nach mehrmonatigen Verhandlungen hat sich die Geschäftsführung jüngst  mit dem Betriebsrat auf einen Interessenausgleich und Sozialplan für die von der Schließung betroffenen Beschäftigten geeinigt. Voraussichtlich im Juli nächsten Jahres soll der Standort geschlossen werden.  Die Produktion wird vorher schrittweise von Köln in die Coty Produktionsstätten in Granollers (Spanien) und Chartres (Frankreich) verlagert.

Individuelle Perspektive der Mitarbeiter im Blick

Beide Seiten begrüßen das Ergebnis der Verhandlungen. „Für den Betriebsrat war es besonders wichtig, die individuelle Situation aller unserer Mitarbeiter zu berücksichtigen, von den Auszubildenden bis zu den Mitarbeitern, die kurz vor dem Rentenalter stehen. Das ist uns durch diese umfassenden Verhandlungen gelungen“, sagte Betriebsratschef  Robert Flesch.

Wolfgang Reissner, Manager der Sparte HFC Prestige Manufacturing Deutschland, zu der das Werk gehört, fügt hinzu: „Mit dem Abschluss der Verhandlungen zum Sozialplan und zum Interessenausgleich geht das Projekt jetzt in die Umsetzung. Dazu ist der erste wichtigste Schritt, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine detaillierte Auskunft über ihre individuelle Perspektive erhalten. Diese Gespräche dauern noch an.“

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Corona erschwert Lage am Arbeitsmarkt

Die Mitarbeiter bekommen laut Betriebsrat Abfindungen und sollen über eine Transfergesellschaft in neue Jobs vermittelt werden. „Wir haben sehr hart für diesen Kompromiss gekämpft“, sagt die stellvertretende  Betriebsratsvorsitzende Sabine Sadaghiani. Viele Beschäftigte seien seit Jahrzehnten im Unternehmen. Die Corona-Krise erschwere die Lage am Arbeitsmarkt derzeit zusätzlich.

Einige Wenige hätten Aussichten, zu anderen Coty Standorten im Konzern etwa zum deutschen Hauptsitz in Darmstadt zu wechseln. Ein kleine Gruppe arbeitet in Düren, wo Coty mit dem Logistikunternehmen Arvato kooperiert. „Das sind aber nicht mal zehn Beschäftigte“, sagt Sadaghiani dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Bislang produziert Coty in Köln-Bickendorf Düfte für Marken wie etwa Hugo Boss, Escada, Lacoste oder Mexx.

So ging das 4711-Werk zu Coty über

Der Standort hat eine lange Tradition und eine wechselvolle Geschichte. Hier wurde bis 2003 das weltberühmte Kölnisch Wasser der Marke „4711“ produziert. 1994 verkauften die zerstrittenen Eigentümer und Mülhens-Vetter Ferdinand Mülhens und Dieter Streve-Mülhens die berühmte Marke an das Haarpflegeunternehmen Wella mit Sitz in Darmstadt.

2003 kaufte der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble (P&G) Wella und übernahm das Werk. 2016 übernahm Coty diverse Beautymarken von P&G, darunter auch Wella. Im vergangenen Jahr verkaufte Coty einen Anteil von 60 Prozent an Wella und andere Marken im Bereich professionelle Kosmetik- und Haarprodukte an den Finanzinvestor KKR.

Der Konzern Coty, der mehrheitlich der deutschen Milliardärsfamilie Reimann gehört, zählt zu den größten Kosmetikunternehmen der Welt und führt ein  Markenportfolio für Duft, dekorative Kosmetik sowie Haut- und Körperpflege. Coty ist weltweit führender Anbieter von Parfüms und Nummer drei bei dekorativer Kosmetik und vertreibt Produkte in über 150 Ländern auf der ganzen Welt.

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